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Dunkelheit und Untergang

Iryna Polstiankina: Die letzten fünf Tage waren die längsten in unserem Leben, geprägt von Dunkelheit und Untergang.

Die aktuellen tragischen Kriegsereignisse in der Ukraine verleihen der geplanten Horowitz Hommage am 1. September im Rahmen des Busoni Festival eine völlig neue Bedeutung. Die Präsidentin Patrizia Spadafora: „Busoni-Mahler Stiftung ist entschlossen, die Interessen der ukrainischen Künstlerinnen und Künstler zu schützen“

Unter Südtirols Kulturinstitutionen ist der Busoni Klavierwettbewerb sicher jene, mit den umfangreichsten Beziehungsgeflecht sowohl mit der Ukraine, als auch Russland. Unzählige Kandidaten und Preisträger des Wettbewerbs stammen aus der Ukraine, unter ihnen etwa auch die in Charkiw geborene Anna Kravchenko oder Alexander Romanovsky.

Schon länger war für den 1. September ein Klavierabend im diesjährigen Busoni Klavierfestival angesetzt, in dessen Rahmen drei junge ukrainische Pianisten dem großen, in Kiew geborenen Vladimir Horowitz ihre Hommage erweisen werden. Alle drei – Illia Ovcharenko, Roman Lopatynskyi und Antonii Baryshevskyi – sind zugleich Preisträger des Busoni Wettbewerbs und des in Kiew ansässigen Horowitz Wettbewerbs.

Die aktuellen tragischen Kriegsereignisse verleihen diesem Programmpunkt eine gänzlich neue Konnotation. Iryna Polstiankina, die künstlerische Leiterin des Wettbewerbs, die sich immer noch in Kiew befindet, ist tief bewegt. Sieschreibt: „In den letzten 5 Tagen ist das Leben der Ukrainer unkenntlich und undenkbar geworden. Egal, wie viel wir über den Krieg hören, wir werden nie in der Lage sein, seine Realität zu verstehen, bis er wirklich in unser Leben vordringt. Die letzten fünf Tage waren die längsten in unserem Leben, geprägt von Dunkelheit und Untergang. In den letzten fünf Tagen haben wir vergessen, wie es ist, zu planen. Sei es eine Tasse Kaffee am Morgen, ein Geschäftstreffen, ein Abendessen mit Freunden, ein Treffen mit unseren Lieben, unseren Kindern Abends etwas vorzulesen. Diese Tage haben uns jedoch dazu gebracht, noch einmal auf unser Spiegelbild zu blicken und zu sehen, wie stark und wie mutig wir sind. Wir müssen die lähmende Angst überwinden und weiter Pläne machen, denn das ist ein Indikator für das Vertrauen auf ein friedliches Morgen. In sechs Monaten, am 1. September 2022, findet im Rahmen des Busoni Klavier Festivals ein Klavierabend als Hommage an Vladimir Horowitz statt. Für uns persönlich ist dieses Konzert eine Demonstration unserer nationalen und kulturellen Identität, die der Feind heute so verzweifelt zu zerstören versucht. Deshalb danken wir unseren Freunden vom Busoni Wettbewerb und dem Weltverband der Musikwettbewerbe (WFIMC) für diese Initiative und ihre Unterstützung! Gerade jetzt, während wir diesen Klavierabend planen, schreckt die ganze Ukraine vor Bomben und Raketen, Luftangriffen und Beschuss zurück. Wir sind uns keineswegs sicher, ob in sechs Monaten die Seele der Ukraine im Herzen Europas aufgehört haben wird, zu bluten. Aber wir werden alles tun, damit die Wunden an ihrem verstümmelten Körper zu heilen beginnen, denn wir sind sicher, dass man uns helfen wird.“

Auch die Präsidentin der Busoni-Mahler Stiftung, Patrizia Spadafora bekräftigt: „Die Musik ist eine universelle Sprache die Menschen und Völker verbindet und vereint. In dieser starken Überzeugung hat die Busoni-Mahler-Stiftung ihre Mission stets darin gesehen, durch künstlerisch-musikalische Aktivitäten auf internationaler Ebene die Musik zu einem Vehikel der Völkerverständigung zu machen, nicht nur zwischen den Künstlern, sondern auch Musikliebhabern und Menschen im allgemeinen. Frieden ist die Grundvoraussetzung für den Dialog zwischen den Nationen und ihr gemeinsames kulturelles, soziales und wirtschaftliches Wachstum. In der Hoffnung, dass der Konflikt in der Ukraine schnell und friedlich gelöst werden kann, sind unsere Gedanken und unsere Solidarität beim Horowitz Wettbewerb und dem gesamten ukrainischen Volk. Die Busoni-Mahler Stiftung wird entschlossen die Interessen der ukrainischen Künstlerinnen und Künstler schützen und selbstverständlich allen jungen Talenten, gleich welcher Nation sie angehören, eine Plattform sein.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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