Du befindest dich hier: Home » Kultur » The „Silence“ of Love

The „Silence“ of Love

Das Opernfestival 2022 der Stiftung Haydn von Bozen und Trient, das dieses Jahr unter dem Motto Larger Than Life steht, ist bereit zum Start. Los geht es am Freitag, 4. März im Studiotheater Bozen (20 Uhr) und am Sonntag, 6. März im SanbàPolis in Trient (ebenfalls 20 Uhr) mit der Oper Silenzio/Silence, dem Siegerprojekt der 3. Ausgabe des Musiktheater-Wettbewerbs Fringe, mit dem sich die Stiftung Haydn zum Ziel gesetzt hat, junge Talente der Region aufzuspüren und zu fördern.

Das von der Associazione Culturale Anomalia ETS aus Pergine Valsugana eingereichte Stück Silenzio/Silence, zur Musik der polnischen Komponistin Anna Sowa und einem Libretto von Martina Badiluzzi, die dabei auch gemeinsam Regie führen, ist frei angelehnt an die Erzählung Die Früchte meiner Frau (Fruits of My Woman) der südkoreanischen Schriftstellerin Han Kang und erzählt die Geschichte einer Frau, die sich in eine Pflanze verwandelt, um der modernen Gesellschaft zu entkommen. In der Oper von Anomalia ETS hingegen leidet die Hauptfigur Linda an ihrer unerwiderten Liebe für Goffredo. Die Handlung spielt in einem Fernsehstudio, wo Linda, die dort als Reinigungskraft arbeitet, während des Putzens Musik hört, singt und tanzt. Als dann einige Musiker eintreffen, die für einen Fernsehspot vorspielen wollen, entwickelt sich parallel zu den Bewegungen auf der Bühne eine ganze Reihe von Klangerlebnissen. Im Laufe der Aufführung werden die Zuschauer Zeugen zahlreicher Rollenwechsel: Schauspieler werden zu Sängern, Musiker verwandeln sich in Schauspieler. Auch die Musik selbst spielt mit Rollenbildern und Konventionen, indem Fragmente von Instrumental- und Elektronikmusik zu einer zeitgenössischen Musiksprache verschmelzen, bei der höchst Experimentelles in einen Dialog mit Stilelementen aus dem Pop oder Dubstep tritt.

Interpretinnen und Interpreten: Giulia Zaniboni (Linda), Victor Andrini (Goffredo), Roberta Gottardi (Klarinette), Margherita Berlanda (Harmonika), Dorota Jasinska-Urbanska (Violine), Pietro Paolo Dinapoli (Gitarre), Mikolaj Rytowski (Percussion). Bühnenbild: Andrea Fontanari. Kostüme: Centro Moda Canossa Trento. Lichtdesign: Martina Badiluzzi und Mario Zanella. Choreografie der Bewegungen: Angela Demattè. Make-up und Haarstyling: NOI Parrucchieri. Projektierung: Margherita Berlanda. Produktion: Stiftung Haydn, mit freundlicher Unterstützung von Martin Hugo Kunzi (Zürich), Polnisches Kulturinstitut Rom, Konsulat der Republik Polen in Mailand, Gemeinde Pergine Valsugana, Institut Adama Mickiewicza, Cassa Rurale Alta Valsugana e Bersntal. Dauer: 45 Minuten ohne Pause.

Nach beiden Aufführungen steht eine Begegnung mit den Schöpferinnen der Oper Silenzio/Silence, deren Protagonistinnen und Protagonisten sowie dem Künstlerischen Leiter des Opernfestival 2022 Matthias Lošek auf dem Programm. Moderation in Bozen: Manuela Kerer, Komponistin und Jurymitglied des Fringe-Wettbewerbs. Moderation in Trient: Alessandro Cammarano, Musikkritiker.

Komponistin Anna Sowa (Foto: Michal Mikulski)

Anna Sowa wurde in Tymbark (Polen) geboren und studierte an der Musikakademie von Łódź Eurythmie bei Szábolcs Esztényi und Elżbieta Aleksandrowicz. Anschließend studierte sie Komposition unter Zygmunt Krauze und fand schließlich im Musiktheater und in der experimentellen elektronischen Musik ihr künstlerisches Zuhause. Als Mitbegründerin der Instrumentaltheatergruppe KALAKARA und seit 2018 aktives Mitglied der Associazione culturale Anomalia ETS weitet sie ihre Forschungsinteressen in verschiedene Bereiche der zeitgenössischen experimentellen Kunst aus. Die Zusammenarbeit mit Visual Artist Xiaole Zhang und der Off Harnam Group waren wichtige Stationen ihres Werdeganges. Sowa fungierte als Mitorganisatorin des Festivals Kontrolowany in Radom und ist Mitglied der IAWM (The International Alliance for Women in Music), der Young Polish Composer Society und des Polish Institute of World Art Studies. „In meinen Kompositionen wechsle ich ab zwischen Abschnitten, in denen jede Geste und jeder Klang bis ins kleinste Detail festgelegt sind, und frei notierten Abschnitten, in denen der Improvisationsgabe und Kreativität der Interpreten die meiste Bedeutung zukommt“, erklärt Anna Sowa. „Ganz oft stachle ich die Protagonistinnen und Protagonisten meiner Stücke dazu auf, bis an die Grenzen ihrer Ausdruckskraft zu gehen. Ich glaube, das Besondere unserer Arbeit liegt darin, immer weiter nach einem Gleichgewicht zwischen Klang, Wort und Bewegung zu forschen und sich mit spielerischer Neugier in diesen Schwebezustand zwischen Realität und Abstraktion zu begeben.“

Die im Friaul geborene und in Rom ansässige Künstlerin Martina Badiluzzi widmete sich in den vergangenen Jahren der Erforschung performativer Sprache, auf der Suche nach einem Dialog zwischen Text, Interpretation und Bühne. Im Jahr 2015 war sie Interpretin und Ko-Autorin des mehrfach ausgezeichneten Stücks Fäk Fek Fik – le tre giovani Werner Schwab, das 2017 während des Europa Festivals in Rom gezeigt wurde. Mit Giorgia Buttarazzi gründete sie im selben Jahr Rosvita Pauper, ein Kunstprojekt, dessen Name ironischerweise an Roswitha von Gandersheim angelehnt ist, die deutsche Stiftsdame, Dichterin und erste Dramaturgin, deren Texte überliefert sind.

So beschreibt Martina Badiluzzi ihr Libretto zu Silenzio/Silence: „Die Stille ist viel mehr eine Vorstellung als etwas, das man tatsächlich greifen kann. In Hinblick auf das Libretto war ich wie besessen von der Idee, dass es zwischen dem, was wir unter ‚Stille‘ verstehen und der Möglichkeit, dass sie in Wirklichkeit existiert, keine Deckungsgleichheit, sondern immer nur eine Annäherung geben kann. In diesen Widerspruch fügt sich die Handlung der Oper ein: eine Geschichte des Begehrens und der unerfüllten Liebe, von der unermesslichen Distanz zwischen Realität und Imagination. Die Figuren in dieser Geschichte sind hitzig und leidenschaftlich. Sie tragen ihre Gefühle nach außen wie offene Wunden.“

www.haydn.it

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen