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Zu wenig Linienrichter

Der Fußballverband wird keine Linienrichter mehr in der Landesliga einsetzen. Die Hintergründe

von Markus Rufin

Vergangene Woche begann die Rückrunde in der Oberliga. In den nächsten Wochen werden auch die darunterliegenden Spielklassen und die Jugendmannschaften den Betrieb wieder aufnehmen.

Das größte Problem stellt für die Vereine derzeit das Coronavirus dar. In vielen Mannschaften gibt es Ausfälle – entweder weil die Spieler infiziert, oder nicht geimpft sind.

Doch es ist nicht das einzige Problem. Ein weiteres ist der Schiedsrichtermangel. Bereits vor Ende der Hinrunde mussten einige Spiele aufgrund des akuten Mangels an Unparteiischen abgesagt beziehungsweise neu angesetzt werden. Da es durch das Virus auch bei den Schiedsrichtern zu Ausfällen kommen könnte, wird das auch in der Rückrunde teilweise der Fall sein.

Doch auch nach der Pandemie wird der Mangel bestehen bleiben, sodass bereits einige Maßnahmen getroffen werden mussten.

Die jüngste Entscheidung ist zwar noch nicht offiziell, steht aber symbolisch dafür, wie schlimm es um die Schiedsrichter in Südtirol steht.

In der Landesliga werden künftig nämlich keine Linienrichter mehr zum Einsatz kommen. Vor sechs Jahren wurden diese eingeführt, die Vereine freuten sich sehr darüber. Doch nun kehrt man zum alten System zurück: Mitglieder des Vereines werden nun am Seitenrand stehen und dem Schiedsrichter assistieren – allerdings nur wenn es um die Frage geht, ob der Ball im Aus ist.

„Es ist einfach so, dass wir zu wenig Schiedsrichter haben“, erklärt Fußballverbandspräsident Klaus Schuster. Im letzten Jahr kam es einige Male vor, dass zwar Linienrichter vorgesehen waren, allerdings zu wenig zur Verfügung standen. Einige Vereine hat das unvorbereitet erwischt. „Solche Situationen wollen wir künftig einfach vermeiden. So haben nämlich alle Mannschaften der Landesliga dieselben Voraussetzungen beim Spiel.“ Die Entscheidung soll am Dienstag mit einem Vorstandsbeschluss formalisiert werden.

Doch diese Entscheidung ändert nichts daran, dass es vorkommen kann, dass Spiele verschoben werden müssen, weil es zu wenig Schiedsrichter gibt. Aber zumindest bis zum Start der 3. Amateurliga werde man damit keine Probleme haben, meint Schuster.

Für den Landesverbandspräsidenten ist klar, dass Fußball-Südtirol unter Zugzwang ist: „Ohne Schiedsrichter kann man nicht spielen, das muss auch den Vereinen klar sein. Wir müssen also schauen, den Schiedsrichter-Job attraktiver zu machen.“

Das sei allerdings nicht gerade einfach. Südtirol unterscheide sich deutlich vom restlichen Staatsgebiet. So wurde zu Beginn der Saison eine Regelung eingeführt, wonach selbst A-Jugend-Spieler noch angemeldet sein und gleichzeitig Spiele leiten dürfen. Während in einigen Sektion bis zu 40 Jugendliche diese Möglichkeit wahrgenommen haben, ist es in Südtirol gerade ein einziger.

Schuster sieht aber mehrere Lösungsansätze: „Ein großes Problem ist das Alterslimit von 50 Jahren, dabei könnte jemand mit 55 oder 60 Jahren genauso Spiele pfeifen, wenn er körperlich fit ist.“

Entweder müsse man also entweder auf nationaler Ebene etwas ändern, oder man müsse zumindest eine lokale Ausnahmegenehmigung erhalten.

Man werde auch versuchen, darüber hinaus Werbeaktionen zu starten, derzeit haben die Vereine allerdings genug mit Corona zu tun, erinnert Schuster – auch wenn er sich sicher ist, dass die Meisterschaften pünktlich beginnen und alles gut läuft.

Eine wirksame Maßnahme gegen den Schiedsrichtermangel könnte das österreichische Modell sein. Dort wurden die Vereine dazu verpflichtet, Unparteiische zu stellen. Für Schuster ist das aber nur eine „letzte Notlösung“.

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