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Gentiane – Die Muse des Wahnsinns

Gentiane – Die Muse des Wahnsinns“ ist ein außergewöhnliches, ein intellektuelles Theater über zwei verschiedene Menschen. Für die Schauspieler:innen war es eine große Herausforderung, diese Texte zu lernen und die Rollen überzeugend zu spielen. Beides ist hervorragend gelungen.

Im Vinschgau gibt es nicht nur viele Dorfbühnen, die seit Jahrzehnten das Theaterpublikum mit ihren Stücken erfreuen. In den letzten Jahren hat sich auch eine lebendige Jugendtheaterszene entwickelt.

von Heinrich Zoderer

Am 19. Mai 2019 um 19 Uhr haben theaterbegeisterte Jugendliche in Schlanders nach einigen Jahren des Experimentierens das „Juvi“, das Jugendthater Vinschgau als Verein gegründet. „Juvi“ steht für jung und vielfältig und in diesem Sinne will der junge Verein unter der Organisation von Nadja Senoner und Daniel Trafoier nicht nur Theater spielen, sondern auch Fortbildungen, Lehrfahrten und verschiedene Workshops organisieren.

Im letzten Jahr wurde das Werk „Herr der Fliegen“ des englischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers William Golding aufgeführt. Im Herbst gab es auf dem Freigelände der Drususkaserne das Jugendstück „Sieben Dinge 7 Things“, geschrieben von Daniel Trafoier. Es erzählt von einem Aufbruch, von einem letzten Abenteuer, um vor dem großen Abgang von dieser Welt noch einmal mindestens sieben Dinge zu erleben. Im Jänner dieses Jahres wurde ein neues Theaterstück präsentiert: „Gentiane – Die Muse des Wahnsinns“. Das schaurig schöne Horrorstück sollte eigentlich zu Helloween am 31. Oktober aufgeführt werden. Die Corona Pandemie hat es verhindert. So wurde das Stationen-Theater aus der Feder des 18-jährige Oberschülers Mathias Steiner aus Reschen am 21. und 22. Jänner insgesamt acht Mal im Kulturhaus von Schlanders aufgeführt. Im Psycho-Theater wird an fünf Schauplätzen die Lebensgeschichte von Gentiane erzählt, von ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Mit diesem Theaterstück ist es dem Jugendtheater Vinschgau (Juvi) unter der Regie von Nadia Schwienbacher und der Gesamtleitung von Nadja Senoner wieder gelungen, etwas Außergewöhnliches zu inszenieren. Gentiane, gespielt von fünf verschiedenen Personen, ist einsam, führt Selbstgespräche und sehnt sich danach von den anderen wahrgenommen und geliebt zu werden. Sie gewinnt die Aufmerksamkeit von Pierre, der nach Perfektion strebt und andere beherrschen will. Gentiane und Pierre sind grundverschieden, sie lieben sich nicht und können nicht miteinander leben und suchen sich doch immer wieder und brauchen einander. Pierre, der ebenfalls bei jeder Station von einer anderen Person gespielt wird, beschließt Gentiane zu heiraten. Sie sucht ihr Glück bei Pierre. Pierre ist ein Monster, ein Wahnsinniger, unfähig andere zu lieben. Er ist mächtig, stark und dominant. Gentiane ist seine Muse. Er sucht den Schmerz, das Blut, den Tod. Gentiane bekommt einen Sohn, obwohl beide ihn nicht wollen. Pierre möchte ein Künstler sein und mit Gentiane in eine andere Welt tanzen. Sie verlässt ihn und sucht ihr eigenes Glück, sich selbst. Am Ende töte Pierre seine Muse. Der Erzähler, der Pierre und Gentiane auf den Stationen ihres Lebens begleitet, meint am Ende: „Blut, Blut. Das strahlende Blut, das Leben schenkt, es fordert Tribut. Das Blut am Horizont ist zu sehn, wie elendig wir auch mögen flehn, es webt sich bedächtig in uns ein, erfüllt uns, zerreißt uns in aller Pein“.

 

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