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Ringen um das Glück – „Trans – I got life“

: Die einzige Frau Oberst im deutschen Heer Sophia Landsteiner (Foto: mindjazz-pictures/Andreas Steffan)

„Trans ist kein Fluch und keine Krankheit, sondern ein Weg.“ Eine Kinodokumentation porträtiert sieben Menschen auf ihrem Weg zum anderen Geschlecht. Zu sehen heute im Filmclub Bozen.

Menschen, die ihr Geschlecht wechseln, stehen in sehr radikaler Weise für ihren Weg und ihr Glück ein. Sie nehmen viel in Kauf, um so zu werden, wie sie sind. Die Kinodokumentation „Trans – I got life“ porträtiert sieben Trans-Personen aus Deutschland, in Europa und der Welt. Welche psychischen, hormonellen und chirurgischen Aspekte bestimmen ihre Transition? Warum fühlt es sich für einige so an, als ob sie im Operationssaal eine zweite Geburt erleben?

Bereits mit „Becoming me“, einer Dokumentation (von Martine De Biasi), die beim Filmfestival Bozen 2019 sowohl mit dem Jurypreis als auch dem Publikumspreis Furore gemacht hat und aufgrund der hohen Nachfrage noch wochenlang in Südtirol gezeigt wurde, ging es um einen sehr persönlichen Weg vom Frau- zum Mannsein.

Auch „Trans – I got life“, ein Film der Regisseurinnen Imogen Kimmel und Doris Metz, hat einen Publikumspreis gewonnen, nämlich den des Filmfests München. Eine Auszeichnung, die zeigt, dass diese Themen der Geschlechter und Geschlechterrollen zwar alle Menschen betreffen, aber viele auch berühren.

Durch Zufall waren Kimmel und Metz auf das Thema gestoßen. Im Flugzeug waren sie mit einem Mann ins Gespräch gekommen, der ihnen erzählte, er operiere Frauen zu Männern und Männer zu Frauen. »Das hat mich nicht mehr losgelassen«, sagte Kimmel nach der Premiere auf dem Filmfest München. Das passierte vor fünf Jahren. So lange hat es gebraucht, bis nun der fertige Film da ist. Das Thema war damals schon präsent, aber noch nicht massenmedientauglich, nicht Germany’s Next Model-tauglich. Doch damals machten sich Kimmel und Metz auf die Suche nach Transmenschen mit Hilfe von Dr. Jürgen Schaff, jenem Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie aus dem Flugzeug. Achtsam begleiten sie die Frauen und Männer, nachdem sie ihr Vertrauen gewonnen haben, erfahren sie von Erlebnissen, Rückschlägen, Entbehrungen. Von der jungen Jana, die schon mit drei merkte, dass sie ein Mädchen sein wollte und mit acht ihren Vater bat, sie nicht mehr Elias zu nennen. Seit damals hat er nicht mehr mit ihr gesprochen. Oder von der Mechanikerin ­Conny, die einst als Harald lebte und nach ihrer Geschlechtsumwandlung viele Kunden verlor. „Das Thema Trans ist kein Nischenthema, denn es geht um das Thema „wer bin ich und wie stehe ich dafür ein““, sagt Imogen Kimmel. In einer Szene marschieren junge Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten im Gleichschritt in ein Gebäude. Gleich darauf sitzen sie in einem Vortrag jener Frau, die die beiden Regisseurinnen zuvor mit ihrer Ehefrau gezeigt haben, auf dem Segelflugzeug und bei Gesprächen über ihre Transition, wie der Sohn plötzlich damit umgehen musste, dass der Vater nun seine zweite Mutter ist.

»In der Natur gibt es nirgendwo nur zwei Möglichkeiten«, sagt die amerikanische Chirurgin und Transfrau Dr. Marci Bowers.

Der Kinodokumentarfilm ist ein starkes Plädoyer dafür, dass wir Menschen uns nicht mehr länger durch die 0,3 Prozent der DNA definieren, die uns unterscheiden, sondern durch die 99,7 Prozent, die uns verbinden.

„Trans – I got life“, Deutschland 2021; Regie: Imogen Kimmel, Doris Metz, zu sehen in der Reihe Femals Views im Filmclub Bozen, am 2. Februar um 20 Uhr. Im Anschluss an den Film gibt es ein Online-Gespräch mit der Regisseurin Doris Metz.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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