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Das Sterben

Onkologe Edde (real: Dr. Sara) und sein Patient Benjamin (Benoît Magimel)

Das Sterben ist ein Vorgang, der lieber verdrängt wird. Gar nicht gut, meinen jene, die es wissen müssen. Derzeit bietet das Kino die Möglichkeit, sich damit zu beschäftigen.

von Renate Mumelter

Zwei Filme zum Thema Sterben und Freitodbegleitung waren letzthin im Kino zu sehen. Mit dabei Fachleute wie Ludwig A. Minelli von der Schweizer Vereinigung Dignitas (www.dignitas.ch). Das Interesse war groß.

Aktuell läuft im Kino Emmanuelle Bercots „De son vivant“. Auf Englisch heißt der Spielfilm „Peaceful“. Das klingt besser als der deutsche Titel „In Liebe lassen“, der so gar nichts von dem hat, was der Originaltitel meint. „De son vivant“ bedeutet „zu Lebzeiten“, und darum geht’s im Film auch.

„De son vivant“/„In Liebe lassen“

Wer Todkranke begleitet hat, fühlt sich in Emmanuelle Bercots Film gut aufgehoben. Wer diese Erfahrung noch nicht machen musste/durfte, kann im Kino viel lernen, vor allem Gefühle. Die Geschichte erzählt vom Schauspiellehrer Benjamin (Benoît Magimel) und seinem Pankreaskarzinom. Eigentlich ist Benjamin zu jung zum Sterben, aber es wird sich nicht vermeiden lassen. Das bestätigt der Onkologe Dr. Edde, an den sich Benjamin und seine Mutter Crystal (Catherine Deneuve) gewandt haben, weil er eine Kapazität ist.

Dr. Gabriel A. Sara

Der Leinwandarzt Edde ist im wirklichen Leben auch Onkologe, und zwar ein besonderer. Dr. Gabriel A. Sara stammt aus dem Libanon und lebt und arbeitet seit vielen Jahren in New York. Als eine Freundin der Regisseurin und Drehbuchautorin Bercot schwer erkrankt war, lernte sie Sara kennen, und daraus ergab sich eine Zusammenarbeit. Das Besondere an Dr. Sara ist, dass er auf seiner Onkologie ungewöhnliche Betreuungsmethoden anwendet. Er bleibt bei der Schulmedizin, geht auf zwischenmenschlicher Ebene aber anders vor als viele der Götter in Weiß. Der Arzt sagt, es gehe darum, die Menschen mit dem Sterben vertraut zu machen, nicht nur Körper zu behandeln, sondern auch Seelen, und vor allem gehe es darum bei der Wahrheit zu bleiben. In Dr. Saras Abteilung gibt es Musik, auch die Patienten können spielen. Musik löse viele Knoten, sagt er. Am Ende brauche es nur ein paar Sätze, sagt Dr. Edde/Sara und zwar: Verzeih mir, ich verzeih dir, ich danke dir, lebe wohl. „De son vivant“ zeigt das Sterben und den Weg dorthin, und der Film thematisiert, was drumherum passiert, passieren muss, weil man den „Schreibtisch des Lebens aufräumt.“

Ruhige Inszenierung

Emmanuelle Bercot hatte Sara zunächst nur gebeten, ihr beim Schreiben des Drehbuchs behilflich zu sein, dann machte sie ihm den Vorschlag, selbst die Rolle des Arztes zu übernehmen. Sara willigte ein, lernte viel, wie er sagt, und bekam in Cannes tosenden Applaus. Am Set habe er sich wie in einer Familie gefühlt, sagt Sara. Die Filmpartnerînnen Catherine Deneuve, Cécile De France und Benoît Magimel spielen hervorragend.

Bercots Inszenierung ist ruhig und gelassen, obwohl es um große Gefühle geht. Mit dem Soundtrack hätte sie allerdings sparsamer umgehen können.

Hope

Im norwegischen Film „Hope“ von Maria Sødahl geht es auch um eine Krebsdiagnose, die ein Ehepaar und die ganze Familie herausfordert.

Tipps:

Vorerst nur am Samstag und Sonntag gibt es im Preview den Dokumentarfilm zu sehen, den Giuseppe Tornatore (Nuovo Cinema Paradiso) dem großen Filmmusiker Ennio Morricone widmet. „Ennio“ wird ab 17. Februar auch regulär im Kino laufen.

„Das jüdische Südtirol“ ist noch einmal am 3. Februar zu sehen, und die Reihe Female Views lädt am 2. Februar zu „Trans – I got Life“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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