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Alperias fossiles Geschäft

Nicht einmal die Hälfte des von Alperia verkauften Stroms stammt aus Erneuerbaren Quellen. Wie kann das sein?

von Heinrich Schwarz

Es sind die Südtiroler Grünen, die auf das Thema aufmerksam machen: In einer Landtagsanfrage wollen sie wissen, warum die Landesenergiegesellschaft Alperia deutlich weniger als die Hälfte ihres gelieferten Stroms aus Erneuerbaren Quellen bezieht. In den Stromrechnungen von Alperia ist nämlich ersichtlich, dass der Energiemix im Jahr 2019 nur zu 43 Prozent aus Erneuerbarer Energie bestand. Im Jahr 2020 waren es sogar nur 35 Prozent.

Die Hälfte des Energiemixes setzte sich damals aus Erdgas-Strom zusammen. Kohle machte sieben Prozent aus, Atomenergie über drei Prozent (siehe Grafik).

Im Vergleich zum nationalen Ausgangsmix lässt sich feststellen, dass der Ökostrom-Anteil bei Alperia im Jahr 2020 sogar deutlich niedriger war als der nationale Schnitt von 45 Prozent. Darüber hinaus stieg in Italien gegenüber 2019 der Ökostrom-Anteil, während Alperia seinen Öko-Anteil deutlich verringerte (siehe wiederum Grafiken).

Zum besseren Verständnis: Alperia kann den selbst produzierten Strom aus Wasserkraft nicht direkt an die Kunden verkaufen, sondern muss ihn an die nationale Strombörse verkaufen und den Strom für die Kunden dann von dort ankaufen. Somit kann das Unternehmen auch Strom aus anderen Energiequellen als Wasserkraft liefern.

Die Grünen sagen zum geringen Ökostrom-Anteil beim von Alperia gelieferten Strom: „Das ist unverständlich angesichts der Nachhaltigkeitsstrategie und den Absichten zum Klimaschutz, wie von der Landesregierung letztlich häufig beteuert.“

Die TAGESZEITUNG hat bei Alperia nachgefragt, wie es zu diesen Zahlen kommen kann. Das Unternehmen erklärt:

„Der sogenannte ‚Fuel Mix‘, der aus den Stromrechnungen von Alperia entnommen werden kann, stellt nicht den Energiemix dar, der in Südtirol verwendet wird. Alperia beliefert Verbraucher in Südtirol am freien Strommarkt ausschließlich mit grüner Energie aus Südtiroler Wasserkraft. Die Konventionen, die Alperia mit dem Südtiroler Wirtschaftsring geschlossen hat, sehen auch die Lieferung von 100 Prozent grüner Energie vor.

Alperia ist aber auch im Großkundengeschäft in und außerhalb Südtirols und als Wiederverkäufer für andere Energieanbieter ohne eigene Handelsstruktur am italienischen Strommarkt aktiv. Im sogenannten ‚Fuel Mix Disclosure‘ muss der gesamte Mix (also Haushalte, Kleinunternehmen, Großkunden und andere Energieanbieter ohne eigene Handelsstruktur) in und außerhalb Südtirols ausgewiesen werden. Die Anteile der verkauften Energie im Geschäftszweig Großhandelskunden und Wiederverkäufer von Alperia sind in der Strommenge betreffend Volumen bedeutend höher als der Energiekonsum in Südtirol.

Da sich nationale Großkunden aufgrund der wirtschaftlichen Lage weniger häufig für grüne Energie entschieden haben, ist der Anteil an Erneuerbarer Energie gesunken. Aus diesem Grund musste an der Strombörse für diese Kunden Energie aus anderen Quellen angekauft werden.“

Großkunden wie Industriebetriebe entscheiden sich häufig gegen Ökostrom, weil dieser in der Regel teurer ist als Strom aus fossilen Brennstoffen.

Mit der Klima- und Nachhaltigkeitsstrategie des Landes stimme das Ganze insofern überein, als dass an Haushaltskunden und an Klein- und Mittelunternehmen in Südtirol ausschließlich grüner Strom verkauft werde, so Alperia. Man habe in den letzten Jahren alle Endkundenprodukte auf grüne Energie umgestellt. „Davon ausgenommen sind eben nur Produkte für Großkunden und andere Energieanbieter. Diese müssen entscheiden, ob sie grüne oder eben nicht grüne Energie einkaufen wollen“, erklärt die Landesenergiegesellschaft.

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