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Die Omikron-Welle

Am Dienstag und am Mittwoch wurden über 1.300 Neuinfektionen pro Tag gemeldet. Wie der Biostatistiker Markus Falk die Explosion der Fall-Zahlen einordnet.

Tageszeitung: Herr Falk, über 1.300 Neuinfektionen an einem Tag hat es in Südtirol noch nie gegeben. Wie beunruhigend ist diese Explosion?

Markus Falk: Das ist natürlich beunruhigend, da diese Anzahl an Neuinfektionen ja zum Ausdruck bringt, dass Omikron nicht nur in Südtirol angekommen ist, sondern sich nun auch entsprechend repliziert hat. Zudem bedeuten hohe Fallzahlen zwangsläufig auch eine stärkere Last für die Krankenhäuser.

Es wird also weiterhin so viele Neuinfektionen geben?

Es ist auf jeden Fall mit deutlichen Zunahmen zu rechnen, auch wenn die 1300 aufgrund des feiertagsbedingten Testrückstandes nun auch diesen enthalten.

Kann man abschätzen, was auf die Krankenhäuser zukommt?

Schätzungen dazu sind noch recht ungenau, da diese wesentlich vom Omikronanteil, den betroffenen Altersklassen und dem Immunstatus abhängt. Unsere Schätzungen gehen derzeit jedenfalls von einer Verdoppelung der Belegung auf den Normalstationen aus. Wenn es schlecht läuft, dann kann es sogar darüber hinausgehen. Für die Intensivstationen sollte es etwas besser aussehen, aber auch dort wird es eine Zunahme geben.

Müssen nun Maßnahmen verschärft werden?

Man muss nichts verschärfen, sondern nur darauf achten, dass die Maßnahmen auch umgesetzt werden. Am wichtigsten ist kurzfristig gesehen das korrekte Tragen der Maske und die Reduktion der Kontakte zu nennen. Die Booster-Impfung ist weiterhin die nachhaltigste Methode, um der Variante entgegenzuwirken. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass der Booster erst zwei Wochen nach der Impfung voll wirkt. Wenn sich heute jemand schützen will, muss er noch zwei Wochen warten, um die volle Schutzwirkung für sich erwarten zu können.

Obwohl die Situation beunruhigend ist, braucht es also keine neuen Maßnahmen?

In Italien haben wir fast alles, was es braucht. Ungeimpfte sind in der Kontaktmöglichkeit deutlich eingeschränkt, die Quarantänemaßnahmen wurden angepasst und schlussendlich geht es darum, das umzusetzen, das bereits beschlossen wurde. Auch ein Lockdown ist nicht nötig, da die Wirksamkeit bei der Omikron-Variante vermutlich nicht besonders hoch ist, es sei denn man macht in absolut hart.

Was können Geimpfte tun, um sicher zu sein?
Selbst mit der Booster-Impfung ist man für das Virus empfänglich. Was wir jetzt sehen, ist aber zum Leidwesen aller die normale Entwicklung für eine Pandemie mit einem neuen Virus. Die Zahlen einer Fluchtmutante sehen immer beunruhigend aus und sind es auch, man kann aber davon ausgehen, dass sie relativ schnell wieder verschwinden wird, da sie zu stark zündelt. Man ist deshalb gut beraten, sich auf einen starken Sturm vorzubereiten, der jedoch auch bald wieder von dannen zieht. Wie schnell dies geht, hat auch mit der Disziplin in der Verwendung der Maske zu tun.

Experten befürchten in Zusammenhang mit Omikron Ausfälle in essenziellen Diensten…

Das ist in der Tat das größte Problem, dem man sich stellen muss. Omikron ist noch schneller als Delta und kann in kürzester Zeit eine Firma oder einen Betrieb lahmlegen, da zu viele innerhalb kurzer Zeit sich infizieren können. Es gilt deshalb besonders auch in den Firmen darauf zu achten, dass die Maske richtig getragen wird, denn nur damit kann man bei Omikron Ansteckungen verhindern. Bereits nach 24 Stunden erreicht Omikron in der Nase jenes Absteckungspotential, das Delta erst nach drei Tagen erreichte. Zudem ist die Inkubations- und Übertragungszeitraum bei diesem Virus stark verkürzt, sodass das disziplinierte Tragen der Maske bereits nach zwei Wochen alles austrocknen kann. Die Impfung schützt nach wie vor vor einem schweren Verlauf, nicht aber zwingend vor der Infektion und könnte von vielen als falsche Sicherheit verstanden werden.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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