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„Ganz blind sind wir nicht“

Herbert Dorfmann

Herbert Dorfmann tritt neuerdings als Amtsverteidiger des Medienhauses Athesia auf: Wie der EU-Abgeordnete seine Attacke gegen Gianclaudio Bressa rechtfertigt. Und: Warum er mit dem Medienmonopol in Südtirol kein Problem hat.

TAGESZEITUNG Online: Herr Dorfmann, warum haben Sie in der SVP-Parteileitung so scharf gegen Gianclaudio Bressa geschossen?

Herbert Dorfmann: Ich habe nicht scharf gegen Herrn Bressa geschossen, sondern, wennschon, gegen jene bei uns, die den eigenartigen Weg gewählt und Bressa damit beauftragt haben, die Abänderungsanträge einzubringen. Es ist sicher nicht so gewesen, dass Bressa am Morgen aufgewacht ist und ohne Input aus Südtirol die Anträge eingebracht hat.

Wo ist das Problem?

Wenn jemand ein Problem mit dem Medienmonopol hat, dann muss man nicht so eine Aktion starten.

Es scheint so, als wäre für die SVP nicht das Medienmonopol des Hauses Athesia das Problem, sondern die Frage, wer von der SVP die Anträge Bressas „bestellt“ hat …

Schauen Sie, man kann über alles diskutieren. Die, die glauben, dass das Medienmonopol ein Problem ist, sollen den Mut haben und das sagen. Dann kann man darüber diskutieren. Aber dass ein paar Leute, denen es gar nicht ums Medienmonopol geht, ihre politische Geschichte draus machen, ist auch nicht richtig. Ganz blind sind wir auch nicht! Richtig wäre es gewesen, offen darüber zu reden. Ich habe mich auch gewundert, dass sich ein Mann wie Bressa, den ich gut kenne und schätze, für so etwas gebrauchen lässt.

Noch einmal, Herr Dorfmann: Die SVP tut jetzt so, als wären die Bressa-Anträge ein Angriff auf Südtirol, dabei handelt es sich de facto um einen Angriff gegen ein Medienmonopol, so wie man es sonst nur aus Ungarn kennt …

Ungarn ist jetzt ein bisschen weit hergeholt …

Dann andersrum: Haben Sie persönlich ein Problem mit dem Medienmonopol des Hauses Athesia?

Man darf in dieser Diskussion nicht vergessen, dass die „Dolomiten“ über Jahrzehnte hinweg einen herausragenden Dienst für die deutsche und ladinische Minderheit geleistet haben und dass es wenige Minderheiten gibt, die eine Zeitung von dieser Qualität haben

Die Verdienste, die die Zeitung sicher hat, rechtfertigen die ungarischen Verhältnisse aber nicht.

Wir sind hier in Südtirol nun einmal eine kleine Gemeinschaft, die Medienvielfalt ist aufgrund des kleinen Marktes schwierig …

Das ist jetzt aber eine kühne These, denn sie impliziert, dass in Südtirol nur eine Zeitung Platz hat …

Nein, es gibt ja auch, die TAGESZEITUNG, es gibt die „ff“. Es gibt „Salto.bz“. Daher verstehe ich nicht, warum man immer auf die Athesia draufhacken muss. Gut, Sie tun das, weil Sie in Konkurrenz stehen zu den „Dolomiten“. Aber ich sage es nochmals: Wenn es die Medienarbeit des Hauses Athesia nicht gegeben hätte, würde unsere Medienlandschaft anders sehen …

Sie verdrängen, dass das Haus Athesia jedes zarte Medienpflänzchen, das aufkeimen wollte, niedergetreten hat bzw. niedertreten hat wollen.

Aber Tatsache ist, dass es Ihre Zeitung, dass es die „ff“ gibt. So gesehen, hinkt der Vergleich mit Ungarn. Und mir ist auch nicht bekannt, dass die Landesregierung Aktionen gegen Ihre Zeitung oder andere Nicht-Athesia-Medien gesetzt hätte.

Haben Sie Angst vor den „Dolomiten“?

Überhaupt nicht. Wieso sollte ich?

Sie verteidigen die anachronistische Situation, dass ein Medienhaus 80 Prozent des Marktes kontrolliert …

Wir haben hier in Südtirol einen halbwegs freien Medienmarkt. Dass sich ein Medienhaus besonders stark ausgebreitet hat, das ist richtig …

Das ist für Sie aber kein Problem?

Die TAGESZEITUNG bekommt ja auch staatliche Förderungen …

Wir bekommen eine Million Euro, das Medienhaus Athesia, das das Geld gar nicht notwendig hätte, bekommt sechs Millionen …

Ja, wenn Sie 50.000 Abonnenten hätten, würden Sie auch sechs Millionen Euro bekommen.

Aber braucht so ein finanzkräftiges Unternehmen die Förderungen?

Wollen wir jetzt die Förderungen für Minderheiten-Zeitungen in Frage stellen? Gut, dann diskutieren wir, ob das richtig ist oder nicht …

Es geht nicht nur um die Förderungen von Minderheiten-Zeitungen, in den Genuss staatlicher Förderung gelangen auch andere Tageszeitungen. Und Tatsache ist, dass Athesia die Fördergelder dazu benutzt hat, um Tageszeitungen wie den „Alto Adige“ und den „Adige“ zu kaufen und solcherart das Monopol erst aufbauen konnte. Die Sache mit der Minderheiten-Zeitung, wenn wir ehrlich sind, nur ein Feigenblatt …

Ich sage Ihnen noch einmal: Auch Ihnen dürfte klar sein, dass die Aktion Bressas in Südtirol gestartet ist. Ich habe in der Parteileitung nur gesagt: Wieso gehen diese Leute nicht her und diskutieren zuerst in den Gremien darüber.

Sie glauben, eine Grundsatzdiskussion zum Medienmonopol wäre in der SVP möglich?

Warum nicht? Wir haben schon über viel unbedeutendere Anträge in der Parteileitung diskutiert.

Also glauben Sie, dass das Thema Medienmonopol nochmals auf den SVP-Tisch kommt?

Ich habe gehört, dass darüber diskutiert wird, die Abänderungsanträge bald erneut einzubringen. Wenn jemand glaubt, Bressa damit noch einmal beauftragen zu müssen, dann soll er das offen sagen und wir werden in den Gremien diskutieren.

Herr Dorfmann, wollen Sie Landeshauptmann werden?

Ich bin gewählt für eine Aufgabe, die mir sehr viel Freude bereitet und die ich sehr gerne ausübe. Wir nähern uns jetzt der Hälfte der Legislaturperiode. Eine Entscheidung fälle ich, sobald der Zeitpunkt gekommen ist.

Interview: Artur Oberhofer

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (60)

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  • steve

    Das Problem bei Berlusconi warren nicht die Bunga Bunga Parties.
    Das Problem bestand darin, dass Berlusconi eine riesen mediale Macht mit politischer Macht vereint hat.
    Genau dasselbe haben wir in Südtirol mit den Ebner Brûdern.

    Wer gegen Berlusconi schimpft muss auch gegen die Ebnerbrüder etwas haben.

    Dorfmann hat sich nicht nur in Brüssel mit Berlusconi ins Bett gelegt, er unterstützt auch noch hierzulande fleißig die Ebnerbrüder.
    Dass sich jemand öffentlixh gefördert ein Monopol zusammenkauft, das über die Provinz hinausgeht, ist für ihn kein Problem.

    Ein Opportunist wie er im Bilderbuche steht, der sich meilenweit von der Bevölkerung entfernt hat.

    • criticus

      Langsam aber sicher bereiten sich einige Möchtegernpolitiker auf die nächsten Landtagswahlen vor, bzw. werden vorbereitet. Von Strippenzieher, die genau wissen, dass SIE niemals vom Volk gewählt werden.
      Dorfmann und Landeshauptmann, dass ich nicht lache!

    • besserwisser

      ein berufspolitiker labert zielorientiert für die nächste position. das nächste mal darf er nicht mehr für brüssel kandidieren, ergo …

  • fliege

    Schon beim Lesen des Interviews dieses Herrn hört man den Speichel auf den Boden triefen…….

  • leser

    Dorfmann
    Was machst du dann mit denen, die austehen und sich melden
    Streichst du ihnen dann die fõrderbeiträge?

  • bernhart

    Liebe Kommentarschreiber, eines dürft ihr nicht vergessen, bei Athesia ist die Kirche mit im Boot
    ,und diese ist es auch gewohnt die Hand aufzuhalten.
    Die Athesia wird mit Steuergelder gefördert und macht Politik , fördert Ihre Kandidaten und ihren Besitz.
    Alle Förderungen streichen.

  • ostern

    Ich glaube diesem Herrn KEIN einziges Wort!!!

  • andreas

    Ein Bauernvertreter, deren Stand genau 4% zum Steueraufkommen beiträgt, nimmt also an, als Landeshauptmann gewählt zu werden.
    Ich würde sowieso keinen mehr nördlich von Villanders und Meran zum Landeshauptmann machen. 🙂

  • besserwisser

    das ist wie sich selber bei die e….. nehmen. einzelkämpfer raufen sich um ihre nächste position. wen interessiert die svp mit ihren grundsätzen …

  • pingoballino1955

    Zumindest ist Dorfmann besser angezogen,als die Herren Ebners.Muss er ja sein,denn nicht Leistung,sondern Kleider machen Leute. Hoffentlich lassen sich die SVP Wahlschafe von diesem Herrn da nicht täuschen.Bei den Ebners ist es ganz anders,die haben die Macht(noch?) der Clan wird in Zukunft aufpassen müssen,denn die Jungen lassen sich hoffentlich nicht mehr so veräppeln,wie die Alten!!!!

  • das_fragezeichen

    Finde den kritischen und immer wieder nachhakenden Fragestil dieses Interviews sehr gut.

  • prof

    Man kann es drehen wie man will,wer in die Landespolitik der SVP will, braucht mehr oder weniger die Unterstüzung von Athesia. Wenn ich selbst dorthin möchte würde ich mich ( Schleimig,Scheinheilig,die Ebner“s fast anbetent usw.) gegenüber der Athesia verhalten.Warum? Weil ohne „Buggln“ schönes Geld zu verdienen ist und nachher auch ein “ Versorgungs-Posten“ in Aussicht steht.

  • george

    Dorfmann sagt: „Ich habe mich auch gewundert, dass sich ein Mann wie Bressa, den ich gut kenne und schätze, für so etwas gebrauchen lässt.“
    Micht wunderst es durchaus nicht, dass ein Mann wie Dorfmann sich von den Ebners gebrauchen lässt. Gehört doch auch zum selben Clan, den man zuerst fragen muss, wenn man etwas einbringen will.
    Habe Jahrzehnte lang den Machtanspruch der Dolomitenmedien zu spüren gekriegt. Habe trotzdem Jahrzehnte lang unabhängig davon meine Einträge eingebracht und für die einfachen und sozial schwächeren Leute gearbeitet und geschaut, dass der Futtertrog nicht einseitig immer denen gefüllt wied, die sonst schon immer und überall abzwacken. Hätten es mehr Leute getan, würde es heute etwas anders ausschauen. Und ich bin von dieser politischen Lobby dafür ständig angefeindet worden, es hat mich aber nicht umgeworfen.

  • klum

    Liebes Christkind, verschone uns vor einem Landeshauptmann namens Dorfmann. Zudem ist das eine extreme Überheblichkeit zu glauben, dass ein Herbert Dorfmann bei richtigen Wahlen überhaupt gewählt würde. So eine Figur schafft es doch kaum in den Landtag. Dorfmann wurde den WählerInnen bisher meines Wissens immer nur vorgesetzt, also ohne Gegenkandidat bzw. ohne richtige „Wahl“.

  • nochasupergscheiter

    Dorfman ist ganz klar lobbyist und wahrscheinlich nicht für den normaler Menschen, sondern für die reicheren unserer Gesellschaft, wenn ein paar brotsamen für den kleinen Mann abfällt ist halt eine Nebenwirkung seiner Tätigkeit…
    Die ganzen Forderungen in Italien kommen eh auch bur den reicheren zugute, für den kleinen mit seinen paar Keksen rentiert sich der papierkram nicht

  • erich

    So ein dummes Geschwätz habe ich selten gelesen, die Dolomiten gehört unbestritten zur Südtiroler Geschichte, seit 1923 hat sie auf Meinungsprozesse in Südtirol maßgeblichen Einfluss. Das Tagesblatt Dolomiten war bis heute eine zur Südtiroler Geschichte, Tradition und politischen Ausrichtung eine feste Säule. Der wirtschaftliche Erfolg der heiligen Brüder mag von machen kritisch gesehen werden und sie werden die Macht der Tageszeitung auch manchmal als Instrument dafür verwendet haben, in diesem Fall wo sie den Finger in eine Wunde gesteckt haben die schon lange zum Himmel stinkt, wobei das nur die spitze des Eisberg ist, dann muss man eher dankbar sein. Wenn dann solche Betroffene ihre Positionen ausnutzen und Söldner beauftragen um selbst in Deckung zu bleiben, dann ist das eine Riesen Schweinerei und Hut ab vor Herrn Dorfmann, der den Wert und unbestritten auch Verdienste einer starken Tageszeitung kennt und sicher kein Verteidiger der heiligen Brüder ist, sondern die Schneid hat solche Grabenkämpfe dieser Familien über öffentliche Institutionen zu thematisieren.

  • prof

    @erich
    Wenn Herr Dorfmann kein Verteidiger der heiligen Brüder ist,so ist er vielleicht das
    „Weibele vom schwarzen Vogel „(Krah)

  • bettina75

    Ma liaba, so redet einer der bei den Brüdern in der Kreide stecken muss, tat i sagen, oder wer ist vor dem Herrn Dorfmann nach Brüssel gefahren???

  • eiersock

    Alle Förderungen und Subventionen gehören zu streichen! Bauernbund, Schützenbund, Feuerwehren, Musikkapellen, Sportvereine,Medien, Gewerkschaften usw. fast alle Vereine im Land sind Nutznießer. Die Regierungspartei macht vor den Gemeinderats und Landtagswahlen mächtigen Druck auf Vereine und befehlen den Vereinen die richtige Propaganda „das richtige Symbol anzukreuzen!“ !
    Ihr bekommt ja Geld sonst würde es euch nicht geben! Und die Vereine spielen mit da es leider auch stimmt!

  • artimar

    Es wird ja so getan, als lebten sie in diesem verdammten Südtirol immer noch, wie damals, als es bei den Bauern und Dörflern nur die Kath. Sonntagszeitung und den Reinmichl Kalender zu lesen gab. Damals gab es aber offenbar kein Medienmonopol-Problem. Für Bressa ist es ja nur deshalb ein Problem, weil „Alto Adige“ … im Besitz eines Deutsch-Südtirolers ist. Die alte nationalistische Geschichte kurzum, obschon die Ebners, schlau wie sie sind, sich inhaltlich nie eingemischt und mit der it.nationalen Blattlinie scheinbar keinerlei Problem haben. Hauptsache die Kasse stimmt. Dass in der Vergangenheit die Ladinisch-Deutsch-Südtiroler-innen aber das Problem mit dem Ebnerischen Meinungsmonopol hatten, interessierte in all den Jahrzehnten bislang niemand. Ich erinnere mich. Meine Eltern haben uns Kinder nach unseren wunderbaren Ferien am Meer stets zum Arbeitseinsatz bei den Bauern als Hilfe bei der Heuernte verschickt.
    Es war meist ein Kulturschock, was unsere Eltern damals aber überhaupt nicht interessierte. Auch, als ich ab 11-12 Jahren stets
    nur Ablehnungsschreiben über die Veröffentlichung meiner Leserbriefe von einem Josef Rampold erhielt. Das war eben Südtirol. Aber immerhin konnten wir „Stadtler“ immerhin im Rest des Jahres täglich alle nationalen und internationalen Zeitungen lesen, selbst erotische. Vielleicht nannten sie uns damals deshalb auch die „Stadtfocken“…

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