Du befindest dich hier: Home » Südtirol » „Ihr wollt gar nicht“

„Ihr wollt gar nicht“

Tony Tschenett

Als völlig widersprüchlich bezeichnet der Vorsitzende des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), Tony Tschenett, das Szenario, welches sich am 17. Dezember 2021 im Südtiroler Landtag zugetragen hat.

Ein Beschlussantrag des ASGB, welcher Maßnahmen zur Lösung des Pflegemangels in Seniorenheimen, Sozialdiensten und Krankenhäusern zum Inhalt hatte und von der gesamten Opposition mitgetragen und dem Landtag zur Behandlung vorgelegt wurde, ist von der Mehrheit abgelehnt worden.

„Der ASGB und die politische Opposition im Landtag haben mehrmals auf die Notwendigkeit hingewiesen, konkrete Schritte normativer und ökonomischer Natur zu setzen, um den Bereich Pflege aufzuwerten. Die Regierungsparteien scheinen in diesem Zusammenhang vor allem darauf bedacht, wohlwollend Beifall für die Leistung des Personals zu klatschen, aber nicht darauf, die Weichen für eine abgesicherte Zukunft in diesem Bereich zu setzen. Anders kann ich mir das Abstimmungsverhalten jedenfalls nicht erklären“, so Tschenett.

Als komplette Farce könne man bezeichnen, was sich daraufhin zugetragen hat:

„Die Landtagsabgeordnete Magdalena Amhof hat nämlich ihrerseits dem Landtag einen Gesetzesentwurf mit dem wohlklingenden Titel ‚Finanzielle Aufwertung der Pflegekräfte‘ vorgelegt. Mit der fadenscheinigen Begründung, dieser sei präziser, sollte über dasselbe Thema abgestimmt werden. Fakt ist aber leider, dass sich besagter Gesetzesentwurf und das Landesgesetz vom 19. Mai 2015, Nr. 61 ‚Personalordnung des Landes‘ komplett widersprechen. Amhofs Entwurf spricht nämlich davon, dass mit der ersten Haushaltsänderung die notwendigen Mittel für Pflegerinnen und Pfleger im soziosanitären Bereich vorzusehen seien, während in der Personalordnung des Landes die Rede davon ist, dass ,der Höchstbetrag der mit den Kollektivverträgen verbundenen Ausgaben für jedes Jahr mit eigener Bestimmung im Finanzgesetz festzulegen ist. Bei den Vertragsverhandlungen dürfen keine Ausgabenverpflichtungen eingegangen werden, die die für jedes einzelne Jahr festgelegten Grenzen überschreiten.‘ Ich frage mich ehrlich gesagt schon, wie man eine ökonomische Aufwertung für den Pflegebereich erreichen will, wenn das Finanzgesetz die dafür notwendigen Mittel nicht vorsieht. Aus diesem Grund muss ich Frau Amhof, genauso wie der politischen Mehrheit im Landtag das attestieren, welches sie der politischen Opposition attestiert – nämlich nicht präzise genug zu sein“, schreibt der ASGB-Chef.

Tony Tschenett kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Wille zur Aufwertung der Pflegekräfte seitens der Regierungsparteien gar nicht vorhanden ist und fordert die politische Mehrheit auf, diese politische Taktiererei sein zu lassen und sich darauf zu besinnen, wem sie eigentlich verpflichtet ist.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (14)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • tirolersepp

    Eine Sparte aufwerten, was sagen die übrigen öffentlichen Bediensteten – so einfach lieber Toni geht’s nicht, ein langer Kampf mit Demos und kleinen Schritten nur so geht’s voran !!!

  • nochasupergscheiter

    Eh ein Wunder dass nicht eine Saftige Erhöhung für unsere Politiker mit dabei war… die hätten es sich VOLLE PULLE verdient…
    Naja klar will man das nicht, überhaupt müsste man mal klären wo die ganzen Gelder, die für die Sanität reserviert sind hingehen… der größte Kostenfaktor im Haushalt, und bei 20 Intensivpatienten am Rad drehen, aber die Leute die arbeiten alle auf Kursen, im Homeoffice und was weiss ich wo beim Nichtstun haben… und die wenigen die wirklich noch geblieben sind die müssen sich den Rücken zehnmal wundbuggeln, nicht einmal… und sind nur mehr fertig… wer zahlt ist der Patient gleich ob geimpft oder ungeimpft
    Verkehrte Welt…

  • eiersock

    Streiken bringt nur vor den Landtagswahlen etwas!
    Da lassen unsere Politiker am leichtesten die Hosen runter!
    Vor den Wahlen sollte man VOLLE PULLE Gas geben (Streiken vom Montag bis… und nicht nur am Freitag Nachmittag
    Den Sesselwärmer im Landtag mit Wahlboykott drohen wäre die erste Maßnahme!
    Das getrauen sich die Gewerkschaften aber nicht weil sie indirekt und direkt von der Politik wirtschaftlich (Beiträge) abhängig sind.
    Altes Sprichwort ASGB=SVP gel Toni
    Und olm in LH schian donkn nit vergessn

  • stanislaus

    Ich lade die Frauen und Herren Landtagsabgeordneten ein,, eine ihrer Sitzungen im Vollschutzanzug abzuhalten, damit sie sich nur annähernd (naturlich ist Pflege, Reinigung nicht mit Sitzen vergleichbar) vorstellen unter welchen Bedingungen viele in der Pflege momentan arbeiten müssen.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen