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Macho im Original 

Clint Eastwoods „Cry Macho“ ist ebenso im Kino wie „Herr Bachmann und seine Klasse“. Beide Filme sind sehenswert, Eastwood aber unbedingt Original. 

von Renate Mumelter

Es ist ein Zufall, dass ich mich in den letzten Tagen mit zwei Menschen beschäftigt habe, die über 90 und aktiv sind, so gut es in dem Alter noch geht. Eva Klein (90) ist mit einem Sonntagsgespräch in der Tageszeitung und mit ihrem neuen Buch vertreten, Clint Eastwood (91) ist als Darsteller, Regisseur und Produzent mit seinem neuen Film „Cry Macho“ da.

Cry Macho 

Dieser Film muss, ich betone das Muss, nach Möglichkeit am Montag in seiner Originalfassung mit Untertiteln angesehen werden. Es liegen nämlich Welten zwischen der italienisch synchronisierten Fassung und dem Original. Das konnte ich bei einer Überprüfung im Kino feststellen. Auf Italienisch kommt alles schmalzig daher, und das tut dem Film gar nicht gut. Die Story ist nämlich schon etwas rosig, aber sie hat eine gewisse Nüchternheit bewahrt. Die liegt unter anderem in Eastwoods Spiel, das wie immer überzeugt.

Erzählt wird nicht von einem weinenden Macho, wie der Titel suggeriert. Der Kino-Vorzeigemacho Eastwood und der Film-Titel „Cry Macho“ in Western-Lettern scheinen im Widerspruch zu stehen, tun es aber nicht, der Film ist aber auch kein „Bekehrungsfilm“. Erzählt wird eine einfache Geschichte. Der ehemalige Rodeo-Reiter Mike schuldet seinem Ex-Chef einen Gefallen und muss dessen Sohn Rafo vor der alles andere als fürsorglichen Mutter retten. Das Road-Movie führt nach Mexiko. Dem alten Mike gelingt es, den Jugendlichen von sich zu überzeugen und davon, dass er mitkommen soll. Es gelingt ihm auch, alle Polizeiblockaden zu umgehen und es gelingt ihm, eine schöne Altersliebe zu finden. Von Machos ist eigentlich nur am Rande die Rede, wenn es um Rafos Kampfhahn geht, der Macho heißt und ein guter und nützlicher Kämpfer ist. Ex-Macho Mike glaubt nicht mehr daran, dass das Macho-Sein etwas bringt. In „Cry Macho“ zählen die sanften Seiten.

Eastwood 

Ich gebe zu, dass ich ein Eastwood-Fan bin, nicht unbedingt ein Dirty-Harry-Fan, aber ich verfolge seine Arbeit spätestens seit „Gran Torino“ mit Interesse. Diesmal stellte ich mir viele Fragen, zum Beispiel jene, ob er es trotz seines Alters einfach nicht lassen kann, ob er bei der Regie wirklich noch alles selber macht, wie er es schafft, das Spielen zu stemmen und inwieweit er mit dem Altersbonus und seinem nach wie vor faszinierenden Lächeln spielt. Sein Lächeln wischte dann all meine Fragen weg. Was in Erinnerung bleibt, ist ein großartiger Schauspieler, der den Mut hat, mit über 90 einen Film zu drehen und sich dabei in seiner ganzen Zerbrechlichkeit zu zeigen, gleichzeitig aber auch zu zeigen, dass er noch da, noch dabei ist. Mit 90 geht noch was, wenn man Glück hat, das zeigen meine Wochenbeispiele.

Hier noch einmal: „Cry Macho“ sollte nicht in der italienischen Synchronfassung angeschaut werden, daher empfehle ich die OmU-Fassung MO 20.15h im Filmclub.

Film-Highlights 

„Herr Bachmann und seine Klasse“ nur noch Samstag und Sonntag um 15.45 Uhr. Auf jeden Fall zu empfehlen. 

„È stata la mano di Dio“, Sorrentinos neuer im Filmclub 

„Aksel“ über und mit Aksel Lund Svindal, SA und SO Filmtreff Kaltern 

„Walchensee forever“, Brixen MO 

„Per Lidia Menapace – Appunti per un viaggio a Bolzano“, MI Filmclub

„John McEnroe – L’impero della perfezione“, OmU, docu.emme Meran MI 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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