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Werbung für Südtirol

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Das Land will den massiven Fachkräftemangel unter anderem mit einem Talentecenter, einer Plattform und einer „Arbeitgeber-Marke Südtirol“ bekämpfen.

von Heinrich Schwarz

Zwei Jahre lang wurde in Südtirol an einer Fachkräfteoffensive gearbeitet. Unter anderem sind Land, Handelskammer und Eurac mit an Bord. Gestern fand die Abschlussveranstaltung statt – und die konkreten Maßnahmen gegen den zunehmenden Fachkräftemangel nehmen Form an.

Wirtschafts- und Arbeitslandesrat Philipp Achammer beschreibt den Zweck des Projektes so: „Gemeinsam erklärtes Ziel ist die Arbeitskräftesicherung, damit der um sich greifende Fachkräftemangel nicht zur Wachstumsbremse unserer Wirtschaft wird, sondern wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand erhalten bleiben.“ Südtirol müsse als Arbeitsplatz attraktiv gestaltet werden.

Wie massiv der Fachkräftemangel in Südtirol geworden ist, sieht man seit einigen Jahren – und ganz besonders seit Corona – im Gesundheitswesen und im Gastgewerbe. Aber auch alle anderen Sektoren von der Industrie über das Handwerk hin zur öffentlichen Verwaltung haben dieselben Probleme.

Der demographische Wandel wird das Ganze weiter verschärfen. Bis zum Jahr 2031 rechnet das Landesamt für Arbeitsmarktbeobachtung mit einem fehlenden Arbeitskräftepotenzial von 27.000 bis 46.000 Personen.

Man ist sich einig, dass es höchste Zeit ist, konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Denn geredet wird schon zu lange, ohne dass sich die Situation gebessert hätte.

Philipp Achammer nennt gegenüber der Tageszeitung vier Punkte, auf die man ganz besonders Wert lege.

Erstens: die Bereiche Ausbildung, Orientierung und Zusammenbringen von Arbeitskräfte-Angebot und -Nachfrage. „Zusammen mit dem WIFO gibt es etwa die Initiative Talentecenter: Es wird ein Orientierungsparcours aufgebaut, der im nächsten Jahr starten soll. Er dient als Hilfe zur Berufsorientierung, denn im ganzen Überfluss finden sich Jugendliche oft nur schwerlich zurecht.“

Zweitens: Es sollen mehr Arbeitskräfte aktiviert werden. „Ein ganz großes Potenzial gibt es bei den Frauen, die in den Arbeitsmarkt zurückkehren möchten, aber keine ausreichenden Vereinbarkeitsmodelle finden“, erklärt Achammer. Und Langzeitarbeitslosen, die sich am Arbeitsmarkt schwer tun, will man Ausbildungen anbieten. Dazu gebe es etwa eine Offensive im Bereich der Pflege.

Von zentraler Bedeutung ist es weiters, qualifizierte Fachkräfte aus dem In- und Ausland anzuwerben. „Solche, die zuwandern oder nach Südtirol zurückkehren. Es braucht sie, um gewisse Dienste aufrechtzuerhalten“, betont Philipp Achammer.

Dazu ist etwa geplant, einen „Welcome Desk Südtirol“, eine Plattform aufzubauen. Man müsse den Fachkräften der Zukunft, so der Landesrat, Arbeitsangebote auf dem Silbertablett bieten – samt einem Gesamtüberblick über Wohn-, Freizeit- und Bildungsangebot.

Drittens: Es soll eine „Arbeitgeber-Marke Südtirol“ entwickelt werden. Dazu Achammer: „Südtirol ist nicht in jedem Bereich international gut aufgestellt, aber das Gesamtangebot von der Lebensqualität bis zur Sicherheit ist interessant. Die Betriebe sollen international eine Südtirol-Marke verwenden, die mit bestimmten Attributen verbunden ist.“

Und viertens: Es brauche eine massive Flexibilisierung in verschiedenen Bereichen. So sei etwa das Land als Arbeitgeber viel zu unflexibel. Man müsse auch Quereinsteiger als Arbeitskräfte aufnehmen.

Einige der genannten Maßnahmen seien bereits in Umsetzung, andere sollen jetzt so rasch wie möglich starten.

Eine Maßnahme im Bereich Wohnen wird laut Achammer etwa sein, mehr Möglichkeiten für Mitarbeiterunterkünfte zu schaffen. Und zwar indem man temporäres Wohnen in Gewerbezonen (unabhängig von Dienstwohnungen) gesetzlich zulässt. Das heißt: Ein Betrieb soll Mitarbeiter übergangsweise in der Produktionszone wohnen lassen können.

Ein generell großes Problem sind die hohen Lebenshaltungskosten in Südtirol und die verhältnismäßig niedrigen Löhne. „Den Betrieben wird immer mehr bewusst, dass sie das Lohnniveau anpassen müssen, wenn sie noch Fachkräfte finden wollen“, meint dazu der Landesrat.

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