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„Auf dünnem Eis“

AFI-Chef Stefan Perini

Im 3. Quartal 2021 hat Südtirols Wirtschaft weiter an Boden gewonnen. Der im Frühsommer eingesetzte Aufschwung wird nicht nur durch den Anstieg der Beschäftigung sichtbar (+2,7% im Vergleich zum Vorjahr), sondern findet auch Niederschlag im wichtigsten Stimmungsindikator der Südtiroler Arbeitnehmer quer durch alle Branchen.

„Es handelt sich allerdings nach wie vor um einen Aufschwung auf dünnem Eis“, betont AFI-Direktor Stefan Perini.

Die Daten vom Amt für Arbeitsmarktbeobachtung der Landesverwaltung zeigen es klar und deutlich: Der Beschäftigungszuwachs betrifft vor allem die Saisonarbeiter bzw. die befristet Beschäftigten im Gastgewerbe (+19,3%), während er in anderen Branchen schwächer ausfällt.

Die aktuell positive Phase spiegelt sich auch in den Erwartungen der vom AFI interviewten Arbeitnehmer/Innen wider: Diese steigen in bedeutendem Maße an, außer im Baugewerbe und im öffentlichen Sektor. Von den in diesen Bereichen tätigen Arbeitnehmer/Innen wird der Aufschwung weniger stark wahrgenommen.

Die Beschäftigungslage entspannt sich weiter

Die Arbeitsmarktdaten in den drei Monaten von Juli bis September 2021 zeigen eine Zunahme der lohnabhängigen Beschäftigung, sowohl im Vergleich zum vorhergehenden Quartal (+10,6%), als auch zum Herbst 2020 (+2,7%). Dank der Lockerung der Einschränkungen und der Wiederaufnahme wirtschaftlicher Tätigkeiten ist laut AFI-Barometer in 6 der 7 untersuchten Branchen ein deutlicher Aufschwung zu beobachten.

Der Beschäftigungszuwachs zieht sich durch alle Kategorien, unabhängig von Geschlecht oder Alter. Am deutlichsten fällt der Anstieg bei den Mitarbeitern/Innen mit einem befristeten Arbeitsvertrag (+8,8%) aus. Diese starke Zunahme ist vor allem auf die Wiederbeschäftigung der Saisonarbeiter/Innen im Tourismus zurückzuführen.

Parallel dazu wird auch ein leichter Anstieg der unbefristeten Arbeitsverträge deutlich (+0,2%). Nicht von der positiven Tendenz betroffen sind hingegen – zumindest im Moment – die Lehrlinge, deren Anzahl in den letzten 12 Monaten sogar eine Abnahme um -4,8% verzeichnet.

Die Entspannung der Lage lässt sich auch an der Anzahl der in den Arbeitsämtern eingetragenen Arbeitslosen ablesen. Diese sinken trotz Aufhebung des Entlassungsverbots deutlich (-14,5% im Vergleich zum Vorjahr). Ein weiterer Beleg für den aktuellen Aufschwung ist die Zahl der genehmigten Lohnausgleichsstunden: -25,0% im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Auch im Herbst überwiegt der Optimismus

Die Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung Südtirols in den nächsten 12 Monaten sind recht optimistisch, was wohl mit den allmählichen Wiedereröffnungen zusammenhängt. Nachdem im Sommer 2021 der höchste „punktuelle“ Indexwert seit der ersten Auflage des AFI-Barometers verzeichnet wurde, fallen nun die Erwartungen der befragten Beschäftigten zwar etwas bescheidener aus, verzeichnen aber immer noch einen kräftigen Anstieg im 12-Monats-Vergleich (+27 Indexpunkte).

Der „Vertrauensaufschwung“ ist vor allem in den Branchen „Private Dienstleistungen“ (+19), Handel (+16) und Gastgewerbe (+13) ausgeprägt. „Der Großteil der Südtiroler Arbeitnehmer/Innen blickt mit Zuversicht in die Zukunft, auch was die Beschäftigung betrifft“, erklären die Experten des AFI. Die Erwartungen bezüglich der Entwicklung der Arbeitslosigkeit kehren nämlich wieder auf den unbedenklichen Stand von vor der Corona-Krise zurück.

Dennoch werden auch im 3. Quartal 2021 einige kritische Aspekte zum wiederholten Mal deutlich: So werden im Gastgewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe die Sorge, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, und die Schwierigkeit, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden, immer noch als überdurchschnittlich hoch eingestuft.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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