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Unterholzners Trugschluss

Der Enzian-Abgeordnete Josef Unterholzner fordert eine Überarbeitung der Covid-Strategie, da das ISS angibt, dass nur 3.783 Personen in Italien tatsächlich am Virus verstorben sind. Warum es sich dabei um einen Trugschluss handelt.

von Markus Rufin

Dass Josef Unterholzner in Vergangenheit immer wieder Meldungen veröffentlichte, die die Corona-Impfung oder die Pandemie im Allgemeinen in Frage stellen, ist nichts Neues. Dass es sich dabei meistens um Fake News oder falschen Schlüssen handelt, ist ebenso bekannt.

Das zeigt sich nun wieder. Seit Tagen kursiert in den sozialen Medien ein Bericht der italienischen Tageszeitung „Il Tempo“ auf den sozialen Medien. Der Bericht bezieht sich auf Daten eines Berichtes des ISS, dem Istituto Superiore di Sanità, demzufolge von den gemeldeten 130.468 Personen, die an Covid verstorben sind, bei nur 3.783 Personen das Virus die effektive Todesursache war.

Nun nahm sich auch Unterholzner dieser Daten an und veröffentlichte gestern eine Pressemitteilung dazu: „Wenn die Zahlen stimmen, muss umgehend und sofort mit einer vollkommen überarbeiteten Covid-Strategie begonnen werden. Wenn die Zahlen aber nicht den Tatsachen entsprechen, ist augenblicklich etwas gegen das ISS zu unternehmen. Warum ist weder das eine noch das andere geschehen?“

Unterholzner zitiert außerdem das Milgram-Experiment, bei dem die Bereitschaft getestet wurde, autoritären Anweisungen Folge zu leisten, wenn sie im Widerspruch zu dem Gewissen stehen: „Seit Unterholzner das Milgram-Experiment gelesen hat, ist ihm leider klar, dass wir Menschen zu allem, wirklich zu allem bereit sind, wenn man uns von der Verantwortung befreit.“

Auf den ersten Blick zitiert Unterholzner damit seriöse Daten aus seriösen Quellen. Bei einer erweiterten Recherche zeigt sich allerdings, dass der Abgeordnete damit auf einen Trugschluss hereinfällt. Denn mittlerweile gibt es zahlreiche Berichte, die den Artikel von „Il Tempo“ als desinformativ einstufen. Selbst Mitglieder des ISS kritisierten den Artikel.

Zwar stimmen die Daten, die Unterholzner zitiert, allerdings sind sie nicht vollständig. Eine wichtige Tatsache, wird außer Acht gelassen: Die Komplikationen, die im Zusammenhang mit dem Virus auftreten.

Es stimmt, dass bei 3.783 Personen das Virus an sich zum Tod geführt hat, es handelt sich dabei aber ausschließlich um Personen, die keine Vorerkrankungen hatten. Der Trugschluss: Nur weil man an einer Vorerkrankung leidet, heißt das nicht, dass man ohnehin gestorben wäre.

Bei vielen Menschen mit Vorerkrankungen traten im Zuge der Corona-Erkrankung Komplikationen der Atemwege auf. Daran sind dann auch deutlich mehr verstorben.

Im selben Bericht heißt es, dass von 7.910 Personen, deren Krankenakten ausgewertet wurden, 93,6 Prozent an einer solchen akuten Atemwegserkrankung, ausgelöst durch Corona, verstorben sind. Diese Menschen mögen nicht direkt am Virus verstorben sein, es hatte aber ohne Zweifel Einfluss und war der Hauptgrund für den Tod.

Ähnliche Daten lieferte übrigens auch eine ASTAT-Statistik, die letzte Woche veröffentlicht wurde (TAGESZEITUNG berichtete).

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