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Nexoplus zum Beispiel

Nexo wirbt im Kino für den Diwan

Was ist davon zu halten, wenn im Kino Werbung für Streaming läuft? Ist das willkommene Innovation oder der Schleichweg aufs Sofa und damit das Aus fürs Kino?

von Renate Mumelter

Nur drei Tage lang läuft ein Film im Kino, dann ist er wieder weg, und nicht alle Filme sind die vorgeschriebenen 10 Euro wert, die dafür kassiert werden müssen. Diesmal war es „DeAndrè#DeAndrè. Storia di un’impiegato“. Das filmische Gepansche wurde an den abgezählten drei Tagen gezeigt. Ich habe nicht bis zum Filmende durchgehalten, zu konfus, zu pseudo. 

Ein paar Spots mehr

Was mich aber noch mehr irritierte, war die aufdringliche Werbung, die es der normalen Kinowerbung zusätzlich zu „genießen“ gab. Kinowerbung und Trailer sind absolut ok und notwendig, aber die Zusatzwerbung des Streamingdienstes für sich selbst stößt auf. Darin feiert sich im konkreten Fall das Portal NexoPlus ausgiebig und holt die Menschen aufs Sofa – ein Widerspruch, kurios, eigentlich ärgerlich. 

Das Beispiel „Roma“

Für mich persönlich begann die ungute Kino/Streaming-Geschichte mit dem wunderbaren „Roma“ von Alfonso Cuarón in Wien. Dort war der Film zufällig ein, zwei Tag im Kino zu sehen. Also nichts wie hin, denn so eine Gelegenheit ist selten. Cuarón hatte seinen Film nämlich Netflix anvertraut, einem der ganz großen Streamer, der auch produziert und verleiht und seine eigenen Spielregeln aufstellt.

 „Natürlich möchte ich ‚Roma‘ dem Publikum, das sich für den Film interessiert, am liebsten unter den besten Konditionen präsentieren, und das ist natürlich ein Kino mit großer Leinwand und einer Tonanlage, die unser atmosphärisches Sounddesign reproduzieren kann“, sagte Cuarón. Er wisse aber auch, dass sich Menschen heute nicht mehr so sehr für Kino interessieren oder schlicht keine Zeit haben, ins Kino zu gehen. Bei einem Streamingdienst habe der Zuschauer einen dauerhaften Zugriff. So weit, so gut.

Die Schwierigkeit dabei ist nur, dass dieser dauerhafte Zugriff dem Kino längerfristig den Garaus machen könnte und dass das Streamen die Filmsprache beeinflusst, denn auf dem Bildschirm geht viel verloren, und was unnötig ist, wird nicht mehr gemacht, nicht mehr gedacht. 

Über Nexo

Nexo springt ab und zu ins Kino, um dort Filminteressierte zu erreichen und die auf sein Netzangebot aufmerksam zu machen. Die Nexo Media Group definiert sich selbst als Pionierin auf dem Weltmarkt. Man verbreite internationale Kinoevents mit kulturellem und sozialem Mehrwert und mit dem Ziel „eine neue Art des Kinoerlebens zu fördern“. Gegründet wurde Nexo 2009 von Franco Sarro. Seit März 2021 bietet die Unterabteilung Nexo Plus jene Streamingplattform, die sich brüstet 1.500 Stunden Material im Angebot zu haben. Und dieses Material sei anders als jenes von Netflix oder Disney Plus, Es gehe nämlich mehr um Kunst und Kultur. 

Mag sein, aber ein Theater sehe ich lieber live, wenn nicht gerade eine Pandemie wütet, ein Konzert höre ich lieber an Ort und Stelle und durch ein Museum gehe ich lieber selbst. Dasselbe gilt fürs Kino. Das mag jetzt alles altbacken daherkommen, aber doch: Lieber außer Haus und mit anderen einen Film, der kratzt, als einen perfekten Film (was nicht geht) auf dem Kastl allein daheim.

Analog im Kino

„Madres Paralelas“ von Pedro Almodòvar

„Effetto Notte“ (La Nuit Amèricaine) von Francois Truffaut, 1973 in der Reihe (Il Cinema Ritrovato der Cineteca di Bologna) nur am 2. und 3. November

„Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader. Ab 5. Nov. auch in Kaltern

 

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