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Kamera am Körper 

In Südtirol werden die Ortspolizisten nach und nach mit Bodycams ausgestattet. Diese Kameras werden bei kritischen Einsätzen eingeschaltet und sollen zur Deeskalation beitragen.

von Silke Hinterwaldner

In anderen Ländern oder aber auch bei anderen Polizeieinheiten sind diese Art der Kameras längst etabliert: Seit einigen Jahren werden immer mehr Ordnungshüter mit so genannten Bodycams ausgestattet.

Ein solcher Trend darf auch vor Südtirol nicht Halt machen. Während Polizei und Carabinieri diese Körperkameras bereits nutzen dürfen, werden jetzt nach und nach auch die Ortspolizisten damit ausgestattet. In Eppan etwa haben die Polizisten seit einem Jahr eine kleine Videokamera am Revers hängen, sobald sie den Außendienst antreten. Bald schon werden sie auch in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau eingesetzt – und im Großraum Bruneck.

Dort ist Stefan Haidacher Kommandant der Ortspolizei. „Diese Kameras“, sagt er, „werden bei Ausschreitungen eingesetzt, in einem herkömmlichen Einsatz werden sie nicht eingeschaltet. Sie dienen dem Schutz der Beamten im Außendienst, schließlich kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen. Deshalb glaube ich schon, dass der Einsatz von Bodycams sinnvoll ist.“

Am Mittwoch Abend hat der Gemeinderat von Bruneck dahingehend seine Verordnung zur Videoüberwachung abgeändert, dass der Einsatz dieser kleinen Überwachungskameras rechtlich möglich ist. Aber wie in anderem Gemeinden fragt man sich auch in Bruneck: Braucht diese an und für sich beschauliche Stadt tatsächlich noch mehr Überwachung? Und was dürfen die Polizisten alles filmen?

Wer als Ortspolizist in den Städten und Dörfern des Landes unterwegs gibt, weiß wahrscheinlich aus Erfahrung, dass sich ein Streit schnell zuspitzen kann – vor allem nachts. In den dunklen Stunden sind die Leute manchmal betrunken und benehmen sich entsprechend: Wenn es etwa vor einem Nachtlokal eine Schlägerei gibt, muss oft genug die Ortspolizei ausrücken. Ziel der Aktion sollte es sein, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. Das gelingt nicht immer. Aber mit Hilfe der Kameras, so die Idee, kann zum einen das Geschehen zweifelsfrei nachgezeichnet werden. Außerdem muss der Polizist die Anwesenden vor dem Einschalten der Bodycam informieren: Das reicht oft schon aus, um die Lage zu entschärfen. Kaum jemand will gefilmt werden, sobald er einen Beamten beschimpft.

Umgekehrt wird mit den Handys mittlerweile ohnehin fast immer alles von irgendjemandem gefilmt. Aber das reicht den Ortspolizisten nicht. Im Gegenteil. Ortspolizist Christian Carli erklärt, dass meist erst die Handykamera eingeschaltet wird, sobald die Lage eskaliert. Was bei diesen Aufzeichnungen fast immer fehlt, ist die Ursache für die Auseinandersetzung – etwa wie ein Polizist vergeblich um die Ausweisdokumente bittet und nur schnoddrige Antworten erhält.

Ein Blick über die Grenze: In Bayern hat sich die Arbeit mit den Bodycams bewährt, sagen die Polizeikräfte. Was allerdings immer wieder für Diskussionen sorgt ist der Einsatz in Privatwohnungen. Hier stellt sich die Frage, inwiefern es richtig ist, dass in den eigenen vier Wänden gefilmt werden soll und darf, sobald die Polizei gerufen wird. Umgekehrt aber erklärt die Polizei in Bayern, dass die Bodycam in der privaten Wohnung nur sehr selten eingesetzt wird.

Der Einsatz von Videokameras sorgt eigentlich immer für Diskussionen. „Es gibt Leute, die eine ständige Überwachung beklagen“, sagt Christian Carli, „aber mit den Bodycams haben wir tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass sie deeskalierende Wirkung haben. Das hat nichts mit der Hausfrau zu tun, die einkaufen geht. Uns geht es um Personen, die es mit den Gesetzen nicht allzu ernst nehmen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • bernhart

    Dem neuen Bezirkspräsidenten kann man anscheinend alles verkaufen, mit Steuergelder ist das ja einfach ,der Vinschgau hat keine Sicherheitsproblem, wie man uns versucht zu vermitteln. Der
    Vinschgau ist keine Grossstadt, wie weit will die Politik die steuerzahlenden Bürger noch schikanieren?? Wie lange müssen wir uns diese Geldverschwendung noch anschauen??
    Was hat der Bürger heute noch für Rechte?? Was erlauben sich unsere Politiker ?
    Haben unser Politiker noch nichts von Mernschenrechte gehört ??
    Ich komme mir vor wie im Gefängnis nur noch Kontrollen und Strafen, sonst können sie nichts.
    Prevention ist das Zauberwort Herr Pinggiera.

  • paul1

    Höchste Zeit, es ist ja bald kein Schaffner, Busfahrer Ordnungsdienst…… usw von diesen kriminellen und betrunkenen Personen sicher, ja sogar auf der Strasse werden Personen dauernd angepöbelt und bedroht und wenn das so weitergeht, kommt es noch viel Schlimmer… Strafe haben diese Personen eh keine zu erwarten…

  • gerhard

    Lieber Bernhart
    Warum schikanieren?
    Hast Du nicht zu verbergen hast Du nichts zu befürchten.
    Ich sehe es eher so:
    So mancher dümmlich/arrogante/freche oder aggresive Polizist muss sich ab sofort benehmen, weil auch sein Verhalten mit aufgezeichnet wird.
    Das ist doch so oder so zum Vorteil für beide Seiten

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