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„Personalisierte Impfaktionen“

Thomas Widmann

Der Sanitätsbetrieb will bereits nächste Woche mit den Drittimpfungen starten. Wer diese bekommt und wie die niedrige Impfquote erhöht werden soll.

Tageszeitung: Herr Widmann, die Region Latium hat bereits mit den Drittimpfungen begonnen. Sind diese auch in Südtirol vorgesehen?

Thomas Widmann: Ja, wir sind in Vorbereitungen und wir werden damit beginnen die sogenannten „Ultravulnerabili“, also die Hochrisikogruppen zu impfen – genau so, wie es der Staat vorsieht.

Sind das dieselben Personen, die auch bei der Impfung als Hochrisikogruppe eingestuft wurden?

Ja, zum Großteil schon. Es handelt sich beispielsweise um Personen, die aufgrund einer Organtransplantation Immunsuppressiva einnehmen müssen und daher keine Antikörper aufbauen können. Wir wissen nicht, wie viele es genau sind, aber die Gruppe wird in etwa gleich groß sein, wie jene, die bereits bei der Impfung als Hochrisikogruppe galt.

Ist absehbar, wann mit den Drittimpfungen begonnen wird?

Nein, das wird sukzessive gemacht. Die Impfstoffe haben wir vorhanden, daher ist es kein Problem. Allerdings handelt es sich bei Hochrisikopatienten nicht um eine gewöhnliche Personengruppe. Einige von ihnen befinden sich im Altersheim, andere liegen im Krankenhaus, wieder andere müssen zu Hause betreut werden und nochmal andere können sich frei bewegen. Zudem sind auch die Altersunterschiede sehr groß. Es gibt 20-jährige, die eine Organtransplantation hinter sich haben, genauso gibt es aber auch 70-jährige, die gefährdet sind. Wir sehen also, dass es eine hochkomplexe Gruppe ist. Es läuft nicht wie bei der Impfung für 30- bis 40-jährige. Ich glaube aber, dass wir spätestens nächste Woche mit der Drittimpfung beginnen.

Ein anderes Thema: Auch Erntehelfer sollen nun geimpft werden. Wie wird das ablaufen?


Die Sanität stellt nur das Material bereitstellen. Wir haben die Dosen, wir haben die Strukturen und das Personal. Das heißt, nun ist der Bauernbund gefragt, er muss Druck machen, damit die Erntehelfer impfen und testen. Die Impfungen sind aber jedenfalls auch für die Erntehelfer gratis.

Die Erntehelfer nehmen auch am Nasenflügeltest-Screening teil. Was erhoffen Sie sich davon?

Wir erwarten uns, dass wir einige positive Erntehelfer dadurch herausfischen können. Wir haben mehrere Erntehelfer auf der Intensivstation, das heißt, es ist nur die Spitze des Eisberges. Wir können davon ausgehen, dass es viele infizierte Erntehelfer gibt. Das heißt, das Screening schützt die Südtiroler.

Nicht nur die Erntehelfer auch die heimischen Impfverweigerer sind ein Problem. Plant das Land etwas, um die Impfkampagne wieder in Schwung zu bringen?

Wir arbeiten derzeit daran, ein weiteres Angebot aufzubauen. Konkretes gibt es noch nicht, aber wir planen personalisierte Impfaktionen. Ähnlich wie der Impftag in Meran, wo die Beteiligten einen Gratis-Eintritt zur Therme erhalten haben oder wie in Deutschland, wo geimpfte eine Bratwurst erhalten haben.

Wann werden Sie damit beginnen?

Wie gesagt, steht noch nichts Konkretes fest, wir sprechen aber diese Woche darüber und werden bald damit starten.

 

Im nationalen Impfvergleich ist Südtirol eindeutig am hinteren Ende…

Übersetzt heißt das, dass Leute bei uns weniger zum Impfen gehen. Das liegt nicht am Angebot, sondern an der Nachfrage.

Wird deshalb Druck von römischer Seite ausgeübt?

Nein, aber die Politik in Rom wird italienweit allgemein den Druck über die Ausweitung des Green Pass erhöhen.

Glauben Sie, dass sich in Südtirol überhaupt noch mehr als zehn Prozent impfen lassen?

Ja, aber das hängt beispielsweise auch von den Medien ab. Wenn die Medien sagen, dass wir die letzten sind, bewegt das niemand zum impfen, wenn die Medien hingegen erklären, was passiert, wenn sich zu wenig impfen lassen, denken die Leute nochmal darüber nach.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (15)

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  • luis2

    Corona: US-Expertengremium der FDA gegen Drittimpfung für alle ab 16 Jahren.
    Die US-Arzneimittelbehörde sagt nein, nur in Ausnahmen. Gerade bei jüngeren Menschen fehlten Daten.

  • luis2

    Impfhersteller-Chef verurteilt Drittimpfungen als unethisch
    In den reichen Industriestaaten bekommen Menschen die dritte Impfung gegen Corona – in vielen Teilen der Welt warten die Menschen noch auf die erste. Der Chef des größten Vakzinen-Herstellers kritisiert das scharf.

    Wolfgang Kumm / dpa

  • asterix

    Also wenn die Ultravunerabili wegen der Immunsuppressiva eh keine Antikörper aufbauen können, frage ich mich schon was die Impfung nützen soll? Das wiederspricht sich gänzlich. Herr LR, aud einem Agrarökonom wird halt kein Virologe. Und auch kein Gesundheitslandesrat.

  • sigo70

    „Gratis-Eintritt zur Therme erhalten haben oder wie in Deutschland, wo geimpfte eine Bratwurst“ es würde vermutlich mehr bringen, wenn die Verantwortlichen die Haftung übernehmen würden. Das sollte doch jetzt nach soviel Impfungen kein Risiko darstellen?

  • sabine

    Bin zwar geimpft aber eine drittimpfung will ich nicht so schnell. Da würd auch der thermeneintritt oder die bratwurst nichts dran ändern

  • luis2

    Nach der dritten Impfung braucht der Herr Widmann sicher kein Schlauchtuch.
    Tageszeitung möge es mit Bild dokumentieren

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