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„Beispielhaftes Modell“

Fotos: lpa/Ivo Corrà

Beim Tag der Autonomie unterstrichen Heinz Fischer und Romano Prodi die Vorbildfunktion Südtirols in Europa: Sie sei beispielhaft für langfristige und nachhaltige Konfliktlösungen.

Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag des Gruber-De-Gasperi Abkommens und Tag der Autonomie waren die Festreden des ehemaligen Präsidenten der EU-Kommission und italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi und des ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer

Landeshauptmann Arno Kompatscher begrüßte die Gäste und erinnerte daran, dass während der Amtsperioden von Romano Prodi als ehemaliger Ministerpräsident insgesamt 14 Durchführungsbestimmungen genehmigt wurden. „Die Durchführungsbestimmungen haben lokale Befugnisse in wichtigen Bereichen mit sich gebracht, zum Beispiel Schule, Straßen, Energie, Proporz, im Bahnsektor und bei der Post“, sagte Kompatscher, der sich dafür bei Prodi bedankte.

Prodi: „Südtirol ist Vorzeigemodell und Brücke zwischen den Ländern in Mitteleuropa“ 

In seiner Rede bezeichnete Prodi die Autonomie Südtirols als eine lange, komplexe, aber beispielhafte Angelegenheit. „Wir feiern heute nicht nur eine für Südtirol nützliche Autonomie, sondern eine Verwaltungsmethode, die beispielhaft für viele Regionen auch außerhalb Europas ist. Diese Errungenschaft war nur dank der Europäischen Union möglich“, sagte Prodi. „Österreich und Italien haben ein Beispiel dafür geliefert, wie man mit Konflikten umgehen kann. Südtirol ist in diesem Zusammenhang eine Brücke zwischen wichtigen Gründerstaaten Europas und zwischen dem deutschen und lateinischen Sprachraum“, so Prodi. 

Prodi erinnerte auch an die schwierigen Verhandlungen nach dem Zweiten Weltkrieg. „Es ist zuerst dem Geschick zweier Führungspersönlichkeiten zu verdanken, dass so eine weitsichtige Übereinkunft getroffen wurde und dann zweier lokaler Politiker, die verstanden haben, das Abkommen in die Praxis umzusetzen.“

Prodi kam auch auf seine Rolle als ehemaliger Ministerpräsident zu sprechen: „Ich habe dann in der Phase der Anpassung der Autonomie an die geänderten zeitlichen Rahmenbedingungen mitgewirkt, zusammen mit Alt-Landeshautptmann Luis Durnwalder.“

Alt-Bundespräsident Fischer: Autonomie ist dauerhafte, friedliche Lösung nach langen und schwierigen Bemühungen 

Der ehemalige österreichische Bundespräsident Heinz Fischer erinnerte in seiner Rede an den steinigen Weg und die verschiedenen Konflikte zwischen Italien und Österreich auf dem Weg zur Südtiroler Autonomie. „Das Thema Südtirol bildete lange Zeit einen Stein des Anstoßes und einen Ausgangspunkt für Meinungsverschiedenheiten und sorgte für plötzliche Klimaverschlechterungen. Erst mit der Streitbeilegungserklärung vom 20. Mai 1992 galt die Umsetzung des Südtirol Paketes als erfüllt und vollzogen“, sagte Fischer.  

Fischer, der den Abschluss des in Paris unterzeichneten Gruber-De-Gasperi-Abkommens von 1946 als „Auftakt für die langen, schwierigen, aber letztlich erfolgreichen Bemühung um eine dauerhafte, friedliche Lösung des für alle Beteiligten so wichtigen Südtirol Problems“ bezeichnete, ging auch auf die Bedeutung von Silvius Magnago für die Autonomie ein: „Er hat sein ganzes politisches Leben der Lösung des Südtirol Problems gewidmet. Nicht nur Südtirol, sondern auch Österreich und Italien haben ihm enorm viel zu verdanken.“ In der Folge habe Luis Durnwalder, als Südtiroler Landeshauptmann von 1989 bis 2014, „ganz wesentlich zu einer guten Entwicklung Südtirols beigetragen.“  

Südtirol als Vorbild für langfristige Konfliktlösungen 

In Europa seien laut Fischer manche Probleme der letzten Jahre nicht nur nicht gelöst worden, die Situation sei in einigen Fällen sogar schlechter oder schwieriger geworden. „Umso erfreulicher ist es, dass Südtirol als Beispiel dafür dienen kann, dass auch große, schwierige, weit in die Vergangenheit zurückreichende und mit starken Emotionen belastende Probleme lösbar sind, wenn alle Beteiligten geduldig, sachlich, fair und mit Augenmaß um eine Lösung bemüht sind“, sagte Fischer.  

Fischer und Prodi: Gemeinsame Zukunft im gemeinsamen Europa 

Die Ehrengäste warfen auch einen Blick in die Zukunft. Alt-Bundespräsident Fischer betonte, dass er die Arbeit der derzeitigen Südtiroler Landesregierung mit Landeshauptmann Arno Kompatscher an der Spitze mit Sympathie verfolge und erfreut sei „über die gute Entwicklung Südtirols“. In diesem Sinne, so Fischer: „Alles Gute für eine gemeinsame Zukunft in einem gemeinsamen Europa„. Auch Prodi blickt mit Optimismus in die Zukunft:

„Es ist sehr wichtig, das Bewusstsein der politischen Bedeutung der Autonomie weiterzuentwickeln. Denn die Autonomie wird nie statisch bleiben, sondern, wie wir heute mehrmals gehört haben, sich ständig verändern“, so Prodi.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (6)

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  • rolandlang

    Was Prodi auch an diesem Tag sagte:

    Auf die Frage, ob die Bombenattentate in den 60er-Jahren die Verhandlungen beschleunigt oder gebremst haben, antwortet Prodi, der von 1999 bis 2004 auch Präsident der Europäischen Kommission gewesen war, gegenüber RAI Südtirol:

    „Die Attentate haben deutlich gemacht, dass man so nicht weitermachen konnte. Sie haben die damalige Not in etwas Konstruktives verwandelt.“

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