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„Moralisches Debakel“

Brigitte Foppa im Landtag

Die Grünen fordern die Regionalregierung auf, afghanische Frauen und ihre Angehörigen in den beiden Provinzen Bozen und Trient aufzunehmen.

Nach dem Rückzug von USA und NATO-Staaten ist Afghanistan in wenigen Wochen, weit schneller als erwartet, unter die Herrschaft der Taliban geraten; der Verzicht auf jede Gegenwehr und der Totalausfall der Regierung Ghani haben die Situation enorm beschleunigt.

Die Südtiroler Grünen befürchten:

Von der neuen Herrschaft ist bestenfalls ein moderater islamischer Staat zu erwarten, wohl eher aber ein Emirat, in dem Menschen- und Bürgerrechte dem Diktat der Scharia zu weichen haben. Zivilgesellschaftliche Entwicklungen, vorab die Rechte und Emanzipation von Frauen, die neben der problematischen Militärintervention der Westmächte in Gang gesetzt wurden, kommen nun aller Voraussicht nach zum Stillstand und werden radikal abgewürgt.

Die existenzielle Angst vieler Afghaninnen und Afghanen, die vom neuen Regime wenig Gutes erwarten, habe sich im Ansturm auf den Flughafen Kabul dramatisch gezeigt, wo Tausende eine verzweifelte wie meist vergebliche Flucht versucht haben.

„Unter solchen Umständen gilt es, nach dem militärischen und moralischen Debakel der Westmächte zumindest auf humanitärer Ebene ein Minimum an Hilfeleistung zu gewähren“, so die Südtiroler Grünen. Diese Hilfe sollte vor allem afghanischen Frauen geboten werden, denen es in überschaubarer Zahl gelingen dürfte, das Land zu verlassen.

Mit ihren Familien sollte ihnen im Wege humanitärer Hilfe, ein geschützter Aufenthalt ermöglicht werden, um ihnen ein moralisch gebotenes Existenzminimum zu sichern.

Die Region Trentino-Südtirol hat die Möglichkeit, wie andere Regionen und Städte, eine überschaubare Zahl von Frauen und Angehörigen aufzunehmen, die demnächst im Wege humanitärer Korridore oder Resettlement-Programme Europa erreichen dürften.

Dieser Aufgabe sollte sich unsere Region nicht entziehen, meinen die Grünen. Die beiden Länder der Region sollten ein Aufnahmeprogramm in kurzer Frist entwickeln, die Region sollte den Einsatz koordinieren.

Die Grünen fordern daher die Regionalregierung auf, ein Aufnahmeprogramm für afghanische Frauen und ihre Angehörigen in den beiden Provinzen Bozen und Trient zügig ins Auge zu fassen und konkret zu planen, wobei der Region die Aufgabe der Koordinierung zugewiesen wird.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (23)

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  • andreas

    Im Jahr 2020 gab es weltweit 29 Kriege/bewaffnete Konflikte.
    Foppa könnte doch für jedes Land eine Presseaussendung verschicken, dass Südtirol die Frauen und Kinder aufnehmen soll.
    Macht sie aber nicht, sie macht es nur bei denen, welche groß in den Medien sind, um auf sich aufmerksam zu machen.
    Im Jemen werden seit Jahren Frauen und Kinder abgeschlachtet?
    Warum hat sie sich nie dazu geäußert?

  • brutus

    Moralisches Debakel!
    Solche Aussagen einer Partei die jeden Militäreinsatz im Ausland bis heute verurteilt haben, klingen für mich wie Hohn!

  • bernhart

    die Grünen fordern, schon dieser Ausdruck ist falsch.
    Die Afgangen haben es so gewollt, wieso sollen wir uns jetzt den Kopf zerbrechen.
    Der Staat ist kampflos an den Taliban gegangen.
    Sogar die Merkel hat eingesehen, dass Deutschland etwas falsch gemacht hat.
    Frau Foppa , sie sollten nach Afganistan reisen und sich vor Ort für die armen Frauen einsetzen und das selbst finanzieren aus eigener Tasche.

  • leser

    Liebe foppa
    Wenn du den westen solche versäumnisse vorwirfst, kannst du mir sicher auch sagen, aus welchem grund alle botschaften abziehen bis auf due russische und die chinesische
    Wenn hier jemand versagt ist es die politik wie halt immer
    Diese tragödie wächst nicht über nacht
    Ider warum ist gerade ein armenland wie afghanistan der dreh und angelpunkt für einen politisch/ religiösen konflikt ?, wenn du das verstehst dann weisst du auch dass der konfliktkern ein anderer ist

  • robby

    Die Regionalregierung fordert die Grünen auf, afghanische Frauen und ihre Angehörigen in ihren eigenen Wohnungen und Häusern aufzunehmen.

  • martp

    Die Grünen Fordern schon wieder was. Das ist ja immer so. Jetzt wollen sie frauen aus Afganisthan aufnehmen weil es zu islamisch ist. Die Männer sollen drüben bleibm und krepieren Frau Foppa?

  • gorgo

    Es ist sehr traurig was da drüben passiert. So traurig wie an vielen anderen Orten der Welt.
    Ein moderater islamischer Staat ist nicht zu erwarten.
    Egal was sie ankündigen, Freiheit für Frauen im islamischen Limit, Amnestie für jene die mit den westlichen Mächten zusammengearbeitet haben, sie werden sie nach und nach aus ihren Häusern holen, vergewaltigen und abschlachten.
    Unsere Hilflosigkeit im Nicht helfen können, genauso traurig.
    Das die Wenigen die dort rausgeholt werden hier tatsächlich „ankommen“ ungewiss.
    Aber das wir die, denen stellvertretend für alle Anderen Millionen „gerettet“ werden gerecht aufteilen und auch wir unseren Beitrag leisten sollten, steht für mich ausser Frage.
    Auch wenn es keine Lösung ist.
    Das Grünen Bashing das ihr daran aufhängt ist einfach nur geschmacklos.
    Vielleicht ist der Mensch tatsächlich nur eine Art psychotischer Affe in einem Saustall von Welt.
    Mir tut das Herz weh.

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