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„Hoffen auf Änderung“

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Immer öfter wird gefordert, dass der Antikörpernachweis ausreicht, um als genesen zu gelten. Nun spricht sich auch die Landesregierung dafür aus. Doch tun kann diese nur wenig.

von Markus Rufin

Wer getestet, geimpft oder genesen ist, erhält den europäischen Grünen Pass. Eine einfache Regelung, die aber viel diskutiert wird. Vor allem über die Definition von genesenen Personen spalten sich die Geister.

Bis dato gilt eine Person nämlich nur dann als Genesen, wenn sie vor weniger als sechs Monaten positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Dabei ist davon auszugehen, dass es auch eine hohe Dunkelziffer gibt, die an Corona erkrankt sind und keinen Test gemacht haben.

Für Personen, die bisher noch nie positiv getestet wurden, gibt es die Möglichkeit mit einem Antikörpertest in Erfahrung zu bringen, ob man bereits in Kontakt mit dem Virus stand. Als Genesen gilt man dadurch aber nicht.

Trotzdem wird das nun immer öfter gefordert. Vor allem weil die Herdenimmunität damit leichter erreicht wird, hoffen viele auf eine Änderung der Regelung. Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach sich in seiner gestrigen Rede zum Haushalt dafür aus: „Es wäre nur logisch, dass auch die Antikörper berücksichtigt werden und wir hoffen, dass es bald definiert wird, ab wann man genügend Antikörper besitzt, sodass man geschützt ist.“

Jedoch unterstrich er auch, dass die Landespolitik darüber nicht entscheiden könne: „Zuvor muss von der Wissenschaft festgelegt werden, wie hoch die Antikörperzahl sein muss. Sie muss entscheiden, wo die Grenze liegt. Bisher ist das nicht geschehen und scheinbar gibt es viele Gründe, weshalb das bisher nicht möglich war.“

Selbst wenn Wissenschaftler einen Grenzwert für Antikörper festlegen, muss zuerst die Zustimmung durch die Regierung in Rom beziehungsweise der EU erfolgen, bevor Südtirol diese Regeln übernehmen kann.

Dass das zeitnah passiert, ist aber unwahrscheinlich, wie Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli erklärt: „Letztendlich hängt alles vom Ministerium in Rom ab. Derzeit kann man aber nicht festlegen, wie viele Antikörper nötig sind, damit jemand als immun gilt. Das wurde in den letzten Rundschreiben des Ministeriums nochmal betont.“

Sehr wohl werden aber Diskussionen in Rom darüber geführt, derzeit weiß man im Sanitätsbetrieb aber nicht, an welchen Punkt diese Diskussionen sind. „Fakt ist, dass es zuerst Studien braucht, die definieren, wie viel Antikörper nötig sind, um eine Immunisierung zu garantieren“, betont Bertoli. „Diese Daten gibt es derzeit nicht beziehungsweise sind diese noch nicht ausreichend vorhanden. Und das heißt, dass es wohl noch etwas dauern wird, bis diese Regel abgeändert wird.“

Jedoch gibt es noch eine weitere Möglichkeit, Antikörpertests zu verwenden, um wichtige Erkenntnisse zu erlangen. Das behauptet zumindest der Landtagsabgeordnete des Team K, Franz Ploner: „Im Gegensatz zur Durchimpfungsrate scheint der Anteil der natürlichen Immunisierungen kaum mehr eine Rolle zu spielen.“

In anderen Staaten sei das anders. So werde in Estland monatlich mit Hilfe von Antikörpertests geschaut, wie sich die Antikörper verändern. „Sie nehmen monatlich 2.000 Leute her, testen sie auf Antikörper und schauen, wie sich die Situation entwickelt“, so Ploner.

Dadurch erlangte die Universität, die die Studie durchgeführt hat, die Gewissheit, dass bereits im Juni 68 Prozent der Bevölkerung immunisiert war. Im August werden es voraussichtlich über 80 Prozent sein.

Ploner glaubt, dass eine ähnliche Studie auch in Südtirol Vorteile mit sich bringen würde: „Zum einen sehe ich, wie groß die Durchseuchung ist, zum anderen steigere ich den Anteil der Immunisierten und in einem zweiten Schritt hätten diese Personen auch Anrecht auf den Grünen Pass.“

Tatsächlich wurde eine ähnliche Studie bereits im vergangenen Jahr vom Sanitätsbetrieb in Zusammenarbeit mit der Eurac und dem ASTAT durchgeführt. Das möchte Ploner wieder erreichen.

Doch, wie Sanitätsdirektor Bertoli ausführt, wird das wohl nicht der Fall sein: „Das waren damals die einzigen Schnelltests, die zumindest einige Aufschlüsse zuließen. Mit den Antigentests haben wir bereits eine Möglichkeit, direkt nachzuvollziehen, ob jemand positiv ist oder nicht. Seitdem diese Tests zur Verfügung sind, haben die Antikörpertests an Bedeutung verloren. Auch für uns. Es hätte keinen Sinn Antikörpertests durchzuführen, um ein Monitoring durchzuführen.“

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Kommentare (25)

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  • vinsch

    Das wäre wirklich begrüßenswert. Wir sind als Familie alle genesen, lassen uns über die Chrisstudie alle 3 Monate auf Antikörper testen und erstaunlicherweise nehmen diese von mal zu mal zu. Sie haben sich nicht nur verdoppelt sondern um das 10-fache vermehrt. Die Aussage, die Antikörper würden nachlassen, ist somit hinfällig. Es wäre begrüßenswert, dass diese Studie öffentlich gemacht wird. Zum Glück gibt es einige, die sich noch nicht dem Zwang der Impfung gebeugt haben und somit kann man genau an diesen Personen feststellen, wie lange die Immunität aufrecht bleibt.

    • steve

      Wieso macht man Studien an vielen Probanden? Weil das beim einen so und beim nächsten ganz anders sein kann!
      Also schließen sie nicht von sich auf das Ergebnis der Studie. Oder ist etwa die Studie abgeschlossen und das Ergebnis publiziert?
      Impfgegner sind natürlich als Kontrollgruppe auch Teil der wissenschaflichen Untersuchungen.
      Ob man darüber froh sein muss lässt sich streiten…

      • vinsch

        @steve ich rede nicht nur von meiner Familie. In meinem Bekanntenkreis gibt es mehrere Beispiele, alle mit vermehrten Antikörpern. Das mag Ihnen nicht passen, da sie ja seit Monaten das Gegenteil behaupten. Selbst eine Studie von der UniInnsbruck kommt auf dasselbe Ergebnis und selbst in Rom hat man es erkannt und die ehemaligen 6 Monate auf 12 Monate ausgedehnt.
        Ein Genesener kann vielleicht ein Leben lang immun sein. Sie als Geimpfter sicherlich nicht.

        • steve

          Wissen sie wenn es um Wissenschaft geht sind die Ergebnisse so wie sie sind. Ob mir das passt oder nicht ist 1. vollkommen irrelevant 2. find ich es trotzdem gut denn dann hat der Spuk viell. eher ein Ende.
          Hab sie nur oben darauf hingewiesen, dass sie von sich auf das Ergebnis einer Studie schliessen…

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