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Es war einmal … Bozen

Im Turm von Schloss Maretsch erzählen historische Postkarten aus der Stadtgeschichte. Ab 1. Juli 2021.

Dank der reichhaltigen Sammlung von historischen Postkarten, die von der Stiftung Bozner Schlösser angekauft wurde, können wir die Geschichte der Stadt Bozen sowie Aspekte des Alltags in vergangenen Zeiten nachvollziehen. Die Ausstellung kann im Turm von Schloss Maretsch besichtigt werden.

Von der Geburt der Postkarte bis zur Sammlung Gaetano Sessa

Die Entstehung der Postkarte wird auf das Jahr 1865 datiert. Wir verdanken sie einem deutschen Postfunktionär, der der Meinung war, die Kommunikation müsse, um mit der Modernisierung Schritt halten zu können, ein schnelleres und unkomplizierteres Medium als den Brief anbieten.
Die erste Karte wurde 1869 in Österreich verschickt und über ein Jahrhundert lang, bis zum Siegeszug von Kurznachrichten, Internet und Social Media, war sie das beliebteste Mittel um über kleine und große Reisen zu berichten: Mit wenigen Zeilen war es möglich, einen Urlaub, einen Ort oder eine Anekdote den Lieben daheim gegenwärtig zu machen.

Liebe Frau!
Wir sind gestern Abend 1020h nach verschiedenen kleinen Pannen gut hier angekommen. Wir waren das erste Automobil, welches ohne Vorspann über den Brenner gekommen ist. Bitte schicke mir sofort den Staubmantel und den grünen Gummimantel, der in der Garage hängt, hierher.
Besten Gruß.
N.Z aus München in Bozen/Gasthaus Weißes Kreuz.

Ursprünglich nur mit Zeilen und einigen Anweisungen bedruckt, wurde die „Correspondenz-Karte“ bald auch zur Ansichtskarte, illustriert und koloriert, manchmal auch von bekannten Künstlern, und schließlich mit Fotografien bestückt. Dank der Sammlung, die Gaetano Sessa zusammengetragen und die Stiftung Bozner Schlösser vor einigen Jahren angekauft hat, ist es möglich, Einblick in die Geschichte der Stadt Bozen zu erhalten, ihre Expansion mitzuverfolgen und in das Alltagsleben von anno dazumal einzutauchen.

  Bozen und der Tourismus

Im 19. Jh. begann auch in Bozen der Tourismus im modernen Sinne. Es entstanden Beherbergungsbetriebe für alle Einkommensschichten – um 1913 gab es davon insgesamt an die hundert! – sowie die „Promenaden“ rund um die Stadt und zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wurden weit reichende Investitionen getätigt, um auch die Verkehrsstrukturen auf den neuesten Stand zu bringen: Innerhalb kurzer Zeit entstanden ein halbes Dutzend Eisenbahnen, Zahnrad- und Seilbahnen, die die umliegenden Höhen mit der Stadt verbanden.

Die Kohlerer Seilbahn beispielsweise war weltweit die erste elektrisch betriebene Seilbahn für den Personenverkehr. Heute sind leider einige der schönsten Hotels verlorengegangen, andere haben ihre Bestimmung gewechselt. Ebenso sind einige der damals so modernen „Aufstiegsanlagen” verschwunden.

Bozen während des Krieges

Großen Einfluss auf das heutige Aussehen der Stadt Bozen hatte die Zeit der faschistischen Verwaltung. Im Jahre 1925 wurde Gries ein Teil der Gemeinde Bozen. Etwa ein Jahrzehnt später entstanden die Industriezone und neue Wohnviertel für die zuwandernden Arbeiter. Das mittelalterliche Stadtzentrum wurde durch die Luftangriffe ab 1943 stark in Mitleidenschaft gezogen, so gingen auch Kunstschätze in den Kirchen und Klöstern, wie die Fresken der „Bozner Schule“ in der St.-Oswald-Kirche, für immer verloren.

Der Turm von Schloss Maretsch

Von der höchsten Ebene des Turmes aus kann man rundum auf die Stadt schauen. Wenn man also den Blick von den alten Postkarten zum Fenster hinaus schweifen lässt, kann man anhand des Panoramas die Stadtentwicklung zwischen Stabilität und Veränderung selbst nachvollziehen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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