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Etwas läuft falsch

Im Herbst 2020 haben sich die drei Kulturinitiativen und -institutionen Lungomare, Kunst Meran und die Summer School Südtirol zusammengeschlossen, um auf die vielen Gewaltverbrechen gegen Frauen und Mädchen künstlerisch und literarisch zu reagieren.

In Südtirol wenden sich jährlich etwa 600 Frauen an die Gewalt-Kontaktstellen (ASTAT, 2020). Italienweit gab es im vergangenen Jahr 112 Femizide, das heißt: alle drei Tage wurde eine Frau umgebracht (EU.R.E.S Bericht, 2021), und auch in Südtirol gibt es jedes Jahr mehrere Frauen, die durch männliche Gewalt, meist durch den Partner oder Ex-Partner getötet werden. Dabei steht der Mord meist am Ende einer langen Leidensgeschichte und seit der Pandemie hat sich die Situation wesentlich verschärft. Die Gewaltverbrechen sind weltweit etwa um ein Drittel gestiegen (Monika Hauser/ RaiNews, 2020).

Aus diesen dramatischen Beobachtungen und einem längeren diskursiven Prozess ist die Kampagne #etwaslaeuftfalsch entstanden. Eine Plakatkampagne, gestaltet von zehn Künstler*innen, Autor*innen und Illustrator*innen aus dem italienischen und deutschem Sprachraum, die sich mit den Mitteln der Kunst mit Gewaltverbrechen gegen Frauen auseinandersetzt.

Nach einer anfänglichen Konzeptausarbeitung sind nun ab Anfang Juni etwa 2000 Plakate großformatig und zweisprachig im gesamten öffentlichen Raum Südtirols zu sehen – in Dörfern und Städten, an Bushaltestellen, Bahnhöfen und Werbeflächen. Eine zweite Plakatierung wird dann erneut ab September flächendeckend in der Provinz zu sehen sein.

#etwaslaeuftfalsch richtet sich an alle gesellschaftlichen Gruppen, da es keine Frauenthemen gibt, die nicht auch Männerthemen sind und Unterdrückung und Gewalt auf die gesamte Gesellschaft Einfluss haben. Die Rechte von Frauen sind keine Sonderrechte, sondern formulieren das Recht auf eine gleiche und gerechte Behandlung aller Menschen in einer Gesellschaft. Und nur wenn diese Gleichheit besteht, ist eine Gesellschaft gewappnet für die großen demokratischen Herausforderungen, wie sie beispielsweise durch die Corona-Pandemie entstehen.

Die Plakate sind keine Bitte um Hilfe, sondern ein Instrument der aktiven Veränderung hin zu einer gewaltfreien Gesellschaft, weshalb die Kampagne nicht nur in den sozialen Medien durch die Hashtags (#etwaslaeuftfalsch, #qualconsanonva), sondern auch national- und internationalweit im öffentlichen Raum weiter geteilt werden soll. Die Kampagne wird von einer Projektwebsite (etwaslaeuftfalsch.it / qualcosanonva.it) begleitet, die dies möglich macht. Dort können, die unter einer Creative-Commons-Lizenz geschützten Plakate, in verschiedenen Formaten kostenlos heruntergeladen und ausgedruckt werden und so, auch über die Landesgrenzen hinaus in andere Regionen gelangen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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