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„Gentechnik durch die Hintertür“

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Der Umwelt-Dachverband kritisiert die Gentechnik-Pläne in der Südtiroler Landwirtschaft. Das sei ein „Sündenfall im begehrtesten Lebensraum“.

„Es ist wohl kein Zufall, dass sowohl im Nachhaltigkeitsbericht zur Südtiroler Landwirtschaft als auch im politischen Strategiepapier zur Landwirtschaft 2030 nahezu zeitgleich das Thema Gentechnik lanciert wird. Gerade am Tag der Umwelt sollten wir uns fragen, ob wir im ‚begehrtesten‘ Lebensraum wirklich die rote Linie überschreiten und zukünftig in der Landwirtschaft auch auf Gentechnik setzen wollen“, schreibt der Dachverband für Natur- und Umweltschutz in einer Pressemitteilung.

Man müsse die beiden Dokumente schon genau lesen, um auf das Thema aufmerksam zu werden. „Aber es kann beim besten Willen kein Zufall sein, dass gleich in zwei Publikationen zur Südtiroler Landwirtschaft, die innerhalb von zwei Wochen veröffentlicht wurden, das Thema Gentechnik aufgegriffen wird“, so der Dachverband.

Im Nachhaltigkeitsbericht der EURAC werde dem Thema eine ganze Seite gewidmet und dabei in erster Linie auf die vermeintlichen Vorteile der neuen Möglichkeiten verwiesen. Im Strategiepapier des Landwirtschaftslandesrates „LandWIRtschaft 2030“ finde es sich hingegen ein wenig dezenter verpackt in den „Begleitmaßnahmen“.

„Offensichtlich soll vor allem für den Bereich des Obstbaus und der Entwicklung von neuen Sorten nun auch die Gentechnik eingesetzt werden. Das ist ein völliger Paradigmenwechsel in der Südtiroler Politik. Waren und sind wir bislang in der Milchwirtschaft stolz darauf, dass die Südtiroler Kuh auch gesetzlich geregelt ausschließlich gentechnikfreies Futter zu fressen bekommt, scheint dies nun plötzlich im Obstbau anders zu sein. Dort will man Gentechnik direkt für die Veränderung von Lebensmitteln für den menschlichen Verzehr einsetzen“, erklärt der Dachverband.

Er betont: „Damit wird gleich in mehrfacher Hinsicht eine rote Linie überschritten: Wo bleibt der Qualitätsanspruch der Südtiroler Landwirtschaft, natürliche, gesunde, qualitativ hochwertige Lebensmittel produzieren zu wollen? Wenn man plötzlich selbst auf Gentechnik setzt, wie will man sich dann noch gegenüber dem Weltmarkt mit seinen viel zu billigen Produkten behaupten? Wie kann der Anbau von gentechnisch veränderten Lebensmitteln mit dem begehrtesten Lebensraum, als den wir Südtirol nur zu gerne bezeichnen, im Einklang stehen?“

Das Thema Gentechnik solle, dürfe und könne nicht an der Südtiroler Bevölkerung vorbei durch die Hintertür zur Realität erklärt werden. Die Auswirkungen seien viel zu weitreichend und noch nicht zur Gänze abschätzbar.

„Wir sind uns sehr sicher, dass eine übergroße Mehrheit der SüdtirolerInnen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft und damit in der Südtiroler Umwelt dezidiert ablehnt“, meint der Dachverband für Natur- und Umweltschutz.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • wichtigmacher

    Das ist Evolution, vom Spritztirol zum Gentirol

  • kirchhoff

    Die Idylle vom wunderschönen Südtiroler Apfel hat schon lange einen Makel, und wer sich frühmorgens mal auf den Weg durch die Anbaugebiete macht, wird diesen Aerosol-Nebel kennen, der zwischen den Plantage aufsteigt !

    Ob Spritzen oder Gentechnik, Südtiroler Äpfel sind auf dem Weg zum reinen Industrieprodukt, das sich im Ausland nur mit romantischen Plakaten darstellen und verkaufen lässt!

    Letztendlich sind die Funktionäre des „Hasen Tod“ denn die einzelnen Erzeuger haben oft nicht den Mumm, eigene und solide Wege zu gehen !

  • robby

    Es ist natürlich weitaus wichtiger dass die Südtiroler Kuh ausschließlich gentechnikfreies Futter zu fressen bekommt als dass wir alle gentechnisch veränderte Äpfel fressen. Die Logik der Bauernelite verstehe wer will.

    • wichtigmacher

      robby, wer weiss, ob die Südtiroler Kuh gentechnikfreies Futter bekommt, die Südtiroler Turbokuh (gentechnisch?? hochgezüchteter Milchautomat) lebt zumeist angebunden (hat noch nie eine Alm gesehen) auf etwa 1500m Meereshöhe, die braucht Turbofutter (gentechnikfrei??) welches aus der Pooebene (oder noch weiter her) herangekarrt und mit stinkenden LKWs auf 1500m Meereshöhe gebracht wird. Die Turbomilch wird dann mit den gleich stinkenden LKWs dahin gebracht, wo das Futter herkommt (auf der Strecke cashen dann noch die Manager der Sennereibetriebe ordentlich ab).
      Wo da wohl die Ökologie und Nachhaltigkeit, welche auf kitschigen Südtiroler Hochlanzprospekten mit glücklichen Kühen und sensenschwingenden hemdsärmeligen Bergbauern vorgegaukelt wird wohl bleibt???

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