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„Zukunft bauen“

Fotos: Manuela Tessaro

Am Montag hat die – virtuell abgehaltene – Jahreshauptversammlung des Baukollegiums stattgefunden. Präsident Michael Auer sagte: Die Zukunft baue sich nicht von selbst.

Am Montag hat das Baukollegium seine Hauptversammlung abgehalten.

Die interne Vollversammlung, die den Mitgliedsbetrieben vorbehalten war, hat dabei Michael Auer (Erdbau GmbH) als Präsident für die kommenden 3 Jahre bestätigt.

Der öffentliche Teil in Anwesenheit der Ehrengäste soll im Herbst in Präsenz erfolgen.

In seiner Rede sagte Michael Auer: „Zukunft baut sich nicht von selbst.“

Es braucheden Beitrag aller, damit die Zukunft so wird, wie wir sie uns vorstellen. Damit die Zukunft für unsere Kinder und unsere Enkelkinder lebenswert wird.

Ein weiterer Auszug der Rede:

Ich bin überzeugt davon, dass die Bauwirtschaft hier einen wesentlichen Beitrag leisten kann. Südtirol soll ein lebenswertes, enkeltaugliches Land werden. Dafür braucht es moderne, zeitgerechte Infrastrukturen, sowohl was den Bereich des Hoch- als auch des Tiefbaus betrifft. Moderne Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Wohnhäuser, aber auch ein leistungsfähiges Verkehrsnetz, eine moderne Breitbandinfrastruktur – all dies sind Beispiele dafür, wie der Bau täglich Zukunft schafft.

Leider wird dieser Mehrwert, den die Bauwirtschaft tagtäglich für unser Land leistet, von der breiten Öffentlichkeit nicht immer so wahrgenommen. Baustellen werden als störend, laut, schmutzig wahrgenommen, die Baufirmen als jene, die alles zubetonieren wollen. Diesen Ruf haben wir uns nicht verdient!

Aus diesem Grund hat sich eine Arbeitsgruppe im Baukollegium schon länger damit befasst, eineImagekampagne ins Leben zu rufen, um das Bauwesen ins rechte Licht zu rücken. Ich darf mich an dieser Stelle für Euren Einsatz und Eure Unterstützung sehr herzlich bedanken! Die Imagekampagne wird nur dann erfolgreich sein, wenn wir alle gemeinsam daran glauben und arbeiten. Danke!

Eine wichtige Rolle in den kommenden Jahren wird die Nachhaltigkeit einnehmen. Durch die Coronakrise ist dieses Thema etwas in den Hintergrund geraten, doch vor allem die jüngste beunruhigende Entwicklung bei den Ressourcen überzeugt mich, dass wir uns alle diesem Thema, noch mehr als bisher, stellen müssen. Der lokale Bau ist teilweise schon nachhaltig, kann aber noch nachhaltiger werden! Eine zentrale Rolle spielt dabei die Qualität. Diese müssen wir uns leisten, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Hochwertige Bauten sind langlebig, sie haben keine Baumängel, die nach kurzer Zeit wieder behoben werden müssen. Anfänglich mögen die Kosten als hoch erscheinen, doch langfristig macht sich die Investition bezahlt. Auch Bauwerke haben eine Lebensdauer. Baut man mit Qualität, haben wir alle länger etwas davon und die Kosten sind– auf die Lebensdauer gerechnet – viel geringer!

Michael Auer

Qualität steht aber auch für gerecht bezahlte Mitarbeiter. Auch wenn es abgedroschen klingen mag, aber unsere Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource unserer Unternehmen. Sie haben es sich verdient, einen gerechten Lohn zu bekommen. Und Südtirols Bauunternehmen zahlen ihren Mitarbeiter*innen einen nachgewiesenermaßen höheren Lohn als provinzfremde Unternehmen und beschäftigen zudem fast 90 % ihrer Mitarbeiter*innen mit einem unbefristeten Vertrag.

Die Politik hat die Bedeutung der Qualität erkannt, wie in den Videobotschaften klar zu hören war. Eine wichtige Anerkennung war für uns in diesem Zusammenhang die Verabschiedung der Anwendungsrichtlinie für das Richtpreisverzeichnis Anfang des heurigen Jahres, für die wir uns bereits seit 2018 eingesetzt haben. Immer wieder ist es leider bei öffentlichen Ausschreibungen zu Kostenschätzungen gekommen, die der Realität nicht entsprechen und in Abweichung von den gesetzlichen Bestimmungen erstellt wurden. Infolgedessen war es des Öfteren unmöglich, Angebote einzubringen, die den angeführten Preisen oder Bedingungen entsprachen. Verzögerungen bei der Ausführung der Arbeiten – da die Ausschreibungen leer ausgingen und/oder die Preise nachgebessert werden mussten – und damit höhere Kosten waren die Folgen.

Mit dieser Anwendungsrichtlinie wird nun genau geregelt, wie die Kostenschätzung zu erfolgen hat. Abweichungen vom Richtpreisverzeichnis sind damit nur mehr noch in bestimmten, eigens festgelegten, Fällen möglich. Die Anwendungsrichtlinie erfindet dabei nichts Neues – sie ist sozusagen ein Leitfaden für eine gesetzeskonforme Anwendung. Dieser sorgt für Fairness am Bau.

Nach dem Vorbild dieser Anwendungsrichtlinie möchten wir nun auch eine Richtlinie für die Qualitätsausschreiben auf den Weg bringen. Die Signale der Politik dazu stimmen uns positiv!

Nachhaltigkeit nimmt aber auch im Zusammenhang mit der hochaktuellen Problematik der steigendenRohstoffpreise eine zentrale Rolle ein. Die Knappheit zeigt uns einmal mehr, wie wichtig es ist, dort, wo es möglich ist, Ressourcen zu schonen bzw. altes Material wiederzuverwerten. Dafür setzten wir uns gemeinsam mit dem Konsortium Bauschutt schon seit Jahrzehnten ein, nun ist ein guter Zeitpunkt gekommen, die Verwendung von aufbereitetem Baumaterial noch weiter zu stärken.

Für uns Bauunternehmen bringt der Anstieg der Rohstoffpreise leider auch weitreichende Probleme mit sich. Bauvorhaben werden Jahre vorausgeplant, Angebote geschrieben, bevor die Materialen eingekauft werden. Kein Unternehmen kann es sich leisten, bereits in der Angebotsphase Materialien einkaufen, ohne die Sicherheit, den Auftrag auch zu bekommen. Gleichzeitig kann kein Baustoffhändler den Preis für ein Angebot von Baumaterialien, das als Basis für eine Angebotshinterlegung dient, ohne die sichere Zusage eine Lieferung fixieren. Hier müssen wir gemeinsam mit den Auftraggebern, sei es öffentlich oder auch privat, eine Lösung finden, in der Hoffnung, dass die Preisspirale bald zum Stehen kommt, auch wenn es dafür derzeit leider keinerlei Anzeichen gibt. Als Baukollegium versuchen wir in enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmerverband und den anderen Arbeitgeberverbänden – denn der Anstieg der Rohstoffpreise betrifft viele Sektoren – Lösungsansätze zu finden, damit unsere Unternehmen diese Krise möglichst unbeschadet überstehen können.

Ein Thema, das ich noch erwähnen möchte, ist der Recovery Fund. Dieser bedeutet für Italien, und somit auch für Südtirol, eine einzigartige Chance. Diese Chance müssen wir nutzen. Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Bildung: die zentralen Themen können wir nur mittragen. Genau darauf gilt es zu setzen, ohne die notwendigen Reformen zu vergessen. Denn nur wenn wir rasch Entscheidungen treffen und handeln können, wird es möglich sein, die Gelder optimal einzusetzen. Bürokratieabbau wird deshalb einmal mehr das Gebot der Stunde sein. Die Coronakrise hat gezeigt, dass Entscheidungen rasch getroffen und umgesetzt werden können. Dieser Weg muss weitergegangen werden. Hier erwarten wir uns klare Schritte bei der Vereinfachung des Vergabekodexes.“

 

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