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Holz in der Hütte

Innerhalb weniger Monate sind die Preise für Rund- und Schnittholz in die Höhe geschnellt. Südtirol profitiert davon nach dem Sturmtief Vaia und Waldschäden durch Schneedruck nur bedingt. Aber auch die Konkurrenz aus dem benachbarten Ausland macht den Waldbesitzern und den kleinen Sägewerken zu schaffen.

von Silke Hinterwaldner

Am 28. Oktober 2018 passierte etwas, das Südtirol auf lange Zeit verändern sollte: Das Sturmtief Vaia zog über das Land und verwüstete weite Landstriche, vor allem aber sehr viel Wald. Während man sich noch Gedanken darüber machte, wie das ganze Holz aus den Wäldern geholt, verarbeitet und verwertet werden soll, brach das nächste Unglück über den Wald herein. Im Spätherbst 2019 drückte der nasse Schnee viele Bäume nieder. Dasselbe passierte noch einmal im Winter dieses Jahres.

Wenn es so viel Holz gibt, dann scheint es naheliegend, dass die Preise in den Keller purzeln. Das ist anfangs auch passiert. Aber, und hier hakt Josef Taschler ein, „ich habe bereits vor zwei Jahren davor gewarnt: Die Preise werden wieder steigen, auch weil der Holzvorrat in den Wäldern dadurch schrumpft.“ Und trotzdem haben die Südtiroler ihr Holz schnell und billig verkauft, anstatt es zu lagern und auf bessere Preise zu warten.

Jetzt ist eingetreten, was viele hatten kommen sehen, wenn auch vielleicht nicht in diesem Ausmaß: Die Holzpreise haben das Niveau von vor dem Sturmtief Vaia erreicht und alles deutet darauf hin, dass sie weiter steigen. Dabei ging alles ganz schnell, viel zu schnell für die Waldbesitzer: Zwischen Jänner und Mai dieses Jahres sind die Preise sprunghaft angestiegen, von 60 Euro auf 90 Euro pro Festmeter für Rundholz.

Der Waldbesitzer ist meist kein Experte, auch kaum auf dem internationalen Holzmarkt vernetzt. Der Waldbesitzer ist meist froh, wenn sich jemand um alles kümmert, insofern er nicht selber die Arbeit im Wald erledigen mag oder kann. Das wissen die großen Sägewerke längst und machen es sich zunutze: Sie bieten nicht ganz so gute Preise wie sie eigentlich könnten und räumen die Wälder aus. Die Großsägewerke kommen dabei meist aus dem benachbarten Osttirol oder Nordtirol und schöpfen auf diese Weise sehr gute Gewinne ab, das Holzgeschäft boomt.

„Diese Preissteigerung“, sagt Günther Pörnbacher, „wird weitergehen, in Südtirol mit etwas Verzögerung. Viel Holz geht nach Osttirol und dort sind die Preise etwa für Rundholz bereits höher.“ Als Direktor im Forstinspektorat Welsberg hat er die Entwicklung in den Wäldern stets im Blick. Er sagt: Andernorts sind Waldbesitzer besser organisiert, bilden Lobbys oder Verbände und handeln so auf dem internationalen Mark den besten Preis heraus. Dabei geht es dem Forstinspektorat aber freilich nicht vor allem um den Holzpreis. Dort muss man mit Argusaugen darüber wachen, wie der Wald bewirtschaftet wird. Und das funktioniert nicht immer vorbildlich: So schicken große Sägewerke manchmal Arbeitertrupps, die wenig Rücksicht nehmen und den Wald leerräumen. „Das sind Ausnahmefälle“, sagt Günther Pörnbacher, „und solche Leute gibt es überall, hier bei uns genauso wie in Österreich oder anderswo.“ Er richtet einen Appell an die Waldbesitzer gut darauf zu achten, was gemacht wird: „Ein Waldeigentümer kann sich nicht aus der Verantwortung stehlen.“ „Am Stock verkaufen“ sei meist nicht besonders ratsam, weil das bedeutet, dass fast keine Kontrolle mehr möglich ist. Diese Aufgabe der Kontrolle nimmt auch die Forstbehörde wahr, jedoch sind die Verhandlungen mit den Waldarbeitern mitunter sehr mühsam.

Aber das Geld lockt und wer kann schickt jetzt die Trupps los, um den Rohstoff aus den Wäldern zu holen. Egal wie. „Wir werden uns um das Holz streiten“, sagt Josef Taschler. Er betreibt ein Sägewerk in Toblach/Niederdorf und ist von Berufs wegen ständig mit den Entwicklungen am Markt befasst. Und dort geht es gerade rund: Taschler sieht die Preise für Rund – und Schnittholz weiter steigen, „es gibt einen Käufermarkt. Früher mussten wir schauen, dass wir das Schnittholz an den Mann zu bekommen“, sagt er.

TAGESZEITUNG: Herr Taschler, warum bekommen die Waldbesitzer hier weniger als andernorts für ihr Holz?

Josef Taschler: Die Waldbesitzer sind wütend auf die Sägewerke. Das liegt vor allem daran, dass nach dem Sturmtief Vaja schlechte Preise ausgehandelt wurden. Jetzt rächt sich das. Aber den Preis machen nicht wir Südtiroler, sondern Österreich. Es stimmt aber schon, dass wir die Entwicklung verschlafen haben. Jetzt haben wir kein Holz mehr und der Preis steigt. Ich bin seit 42 Jahren im Geschäft, aber so etwas wie wir jetzt erleben, hat es noch nie gegeben. Täglich rufen Leute an und betteln um ein paar Bretter. Der Druck kommt vor allem aus Amerika und China. Zum Vergleich: Im April vor einem Jahr wurde ein Kubikmeter Holz für 250 Euro in die USA exportiert, jetzt gibt es dafür 700 Euro.

Aber warum bleiben die Gewinne nicht bei den Waldbesitzern und den kleinen Betrieben in Südtirol, sondern werden andernorts abgeschöpft?

In Südtirol gibt es im Vergleich zu Österreich nur kleine Sägewerke. Was ein Großbetrieb in Österreich in zwei Schichten schneidet, ist bei uns der Jahreseinschnitt. Wir Kleinen haben unsere fixen Lieferanten, öffentliche Körperschaften oder private Waldbesitzer. Wir zahlen grundsätzlich mehr als die Großen, um ihnen die Stange zu halten. Aber jetzt gehen die Preise durch die Decke und wir hoffen, dass die Lieferanten uns treu bleiben, auch wenn die Großen aus Österreich keine Grenze mehr zu kennen scheinen und hohe Preise bieten.

Kann man etwas tun, um die Gewinne in Südtirol zu halten?

Die Holzwirtschaft bewegt sich auf dem freien Markt. Es ist immer nur wichtig, dass es billig ist. Da scheint es manchmal egal, wie weit die Produkte transportiert werden. Ich sage den Bauern immer: Wenn wir eure Produkte kaufen sollen, um kleine Kreisläufe zu fördern, dann solltet ihr auch das Rundholz an uns verkaufen und nicht an die Österreicher. Man müsste mehr an die lokale Wirtschaft denken, in allen Bereichen.

Was ist das Holz tatsächlich wert?

1947 hat mein Vater mit der Holzwirtschaft begonnen. Damals hat der Bauer für einen Festmeter Holz 7.000 oder 8.000 Lire bekommen, mit diesem Geld konnte er einen Monat lang den Maurer bezahlen. Heute liegt der Erlös bei rund 40 Euro, und damit kann man den Maurer vielleicht eine Stunde zahlen. Die Rohstoffe sind billig geblieben, nur das Endprodukt ist teurer geworden. Das ist keine gute Entwicklung.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • tirolersepp

    Die Rohstoffe sind billig geblieben, nur das Endprodukt ist teurer geworden. Das ist keine gute Entwicklung.

    Schuld ist der grenzenlose Kapitalismus !

    Überall ist dies der Fall sei es beim Schweinefleisch, bei der Milch usw. – der Verbraucher bezahlt horende Preise und der Erzeuge kann durch die Finger schauen – nur regionale Kreisläufe können dem ein klein wenig Einhalt gebieten – das System ist leider falsch !!

    • vinsch

      @tirolersepp noch einmal ändern Sie Ihren nickname, denn Sie beleidigen alle Tiroler. Die Rohstoffe sind alle um ca. 30 % teurer geworden und das heißt man INFLATION, es wird nun alles teurer, lediglich die Gehälter und Pensionen bleiben gleich. Ja, wer geglaubt hat, wir drucken einfach mal 4 Billionen Euro und es geht gleich weiter, wird bald in seiner Brieftasche die Rechnung präsentiert bekommen, auch der dumme „tirolersepp“

      • george

        ‚tirolersepp‘ beleidigt durchaus keinen „waschechten Tiroler“. Wenn sich „vinsch“ durch seinen Kommentar beleidigt fühlt, so muss er sich selbst an der Nase fassen. Wer kleinläufige Kreisläufe nicht respektiert und ständig nur auf fragwürdige Gewinne zum Schaden anderer spekuliert, ist selber zu hinterfragen.

  • vinsch

    @george Sie tragen heute sich feine Baumwollunterwäsche aus Südtirol, Schuhe von einheimischem Leder, ihr Elektriker verlegt Kabel aus dem Ahrntal, ihr Auto wurde im Passeiertal hergestellt ….. Wachen Sie auf, Sie können gerade noch mal Kartoffeln, Zwiebeln und Äpfel kaufen und dann ist Schluss. Ihre Rente wird Ende dieses Jahres 40% weniger wert sein. Aber dafür sind Sie geimpft!

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