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„Ins eigene Fleisch geschnitten“

 

Antigen-Schnelltest (Foto: SABES/ 123rf)

Jetzt kommt heraus: Südtirol hat sich selbst in die Rote Zone mit hartem Lockdown manövriert – weil das Land die Daten unzähliger falsch positiver Antigen-Schnelltests nach Rom geschickt hat.

von Artur Oberhofer

Paul Köllensperger richtet den Zeigefinger gegen die Landesregierung und gegen die Verantwortlichen im Sanitätsbetrieb: „Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Südtirol hat sich selbst und durch vorauseilendem Gehorsam in die Rote Zone und in einen harten Lockdown bugsiert.“

Was ist geschehen?

Bereits seit Wochen hatte das Team K – allen voran der Landtagsabgeordnete und Mediziner Franz Ploner – darauf hingewiesen, dass positive Antigen-Schnelltests mit einem PCR-Test bestätigt werden müssten, bevor sie an die zuständigen Stellen nach Rom übermittelt werden.

Dies sei vom Obersten Sanitätsinstitut der Republik (ISS) so vorgeschrieben.

Bereits damals hegte das Team K den Verdacht, dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb die Daten aller positiven Antigen-Schnelltests in Südtirol nach Rom schickt – also auch jene, die keiner PCR-Nachkontrolle unterzogen worden sind. Mit der Konsequenz, dass Südtirol – im Vergleich zu anderen Provinzen und Regionen Italiens– überdurchschnittlich hohe Infektionszahlen aufwies.

Inzwischen weiß man: In Südtirol wurden die PCR-Bestätigungstests nie gemacht – oder nur in den Fällen, wo die betroffenen Personen klinische Symptome eine Corona-Erkrankung aufwiese.

Also wurde nicht verifiziert und sichergestellt, wie viele der positiven Antigen-Schnelltests tatsächlich positiv waren.

Franz Ploner hat am ISS in Rom nachgefragt und nun die offizielle Bestätigung erhalten, dass Südtirol die Daten in Bezug auf die nicht durch einen PCR-Nachtest bestätigten positiven Antigen-Schnelltests nicht nach Rom hätte übermitteln müssen.

Das entsprechende Mail des ISS an Franz Ploner liegt der TAGESZEITUNG vor.

Das heißt im Umkehrschluss: Südtirol hat, päpstlicher als der Papst, die Daten der unzähligen positiven Antigen-Schnelltests nach Rom geschickt, noch bevor sie durch einen PCR-Test bestätigt wurden. Diese Daten landeten in der ISS-Datenbank. Und auf der Grundlage dieser Daten hat die römische Regierung die farbige Zoneneinteilung vorgenommen.

Weil man inzwischen weiß, dass die Aussagekraft der Antigen-Schnelltests sehr variiert, kann man davon ausgehen, dass Südtirol die Daten zahlreicher falsch Positiver nach Rom geschickt hat.

Wissenschafter gehen nämlich davon aus, dass ein Drittel der positiven Antigen-Schnelltests falsch sind.

Ein konkretes Beispiel: Bei den Massentests in Wien im vergangenen Dezember stellten sich sogar knapp die Hälfte der positiven Ergebnisse nach der PCR-Überprüfung als falsch heraus.

Franz Ploner sagt jetzt:

„Voraussetzung für ein seriöses Corona-Management ist es, dass die Daten konsistent und vergleichbar sind. Weil Südtirol hier nicht konsistente, nicht bestätigte Daten nach Rom geschickt hat, haben wir uns de facto ins eigene Fleisch geschnitten und hohe Inzidenzzahlen gemeldet, die der Wahrheit nicht entsprachen. Mit allen Folgen für das Land, die Menschen, die Wirtschaft.“

Auch Paul Köllensperger hatte in den vergangenen Wochen mehrmals auf die Diskrepanz zwischen den Südtiroler Fallzahlen und jenen der Nachbarprovinz Trentino hingewiesen. „Wie kann es sein, dass bei vergleichbarer oder sogar höherer Bettenbelegung im Trentino die Inzidenz-Zahlen bei uns um so viel schlechter sind“, hatte Köllensperger gefragt. Das sei nicht realistisch.

Franz Ploner

Nun ist für den Chef des Team K klar: „Der Grund dafür lag darin, dass das Trentino eben die ISS-Protokolle eingehalten und nicht – wie Südtirol – alle, sondern nur die durch einen PCR-Test überprüften positiven Antigen-Schnelltests nach Rom geschickt hat.“

Südtirol habe sich folglich aus eigener Kraft in die Rote Zone manövriert, um dann regelmäßig gegen die Einstufungen aus Rom zu protestieren, so kritisiert Paul Köllensperger.

Der Schaden sei jedenfalls gewaltig. Der Team K-Chef weiter: „Die so hohen Zahlen haben Südtirol in Italien und ganz Europa einen erheblichen Imageschaden beschert und auch einen Lockdown, der bei uns länger als anderswo dauert. Wer ist nun verantwortlich für den Schaden der dadurch entstanden ist?“

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (47)

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  • andreas

    Dass wir die Musterschüler spielen und auch die positiven Antigentests nach Rom schicken, hat Oberguru Widmann doch schon vor ca. 2 Monaten gesagt.

    Er hat sich doch darüber beklagt, dass wir die Einzigen in Europa sind, die es richtig machen und die anderen trotzdem böse mit uns sind und uns dunkelrot einstufen.

    Was Südtirols Politik und Sanität an Verlogenheit abliefern, ist nur noch peinlich und 100 Bettenmann Widmann ist der Inbegriff dieser, jedem napoletanischen Kleingauner würde ich mehr vertrauen als diesem Widmann.

    Krösus Dr. Ploner sollte sich eigentlich gegen Privilegien einsetzen, wird aber wohl schwierig….

    • insider84

      Der Ploner hat sich seine Pension verdient.

      • andreas

        Die Pension ist dazu da, damit Leute nach dem Arbeitsleben ein Auskommen haben und nicht damit sie noch einen zusätzlichen vom Steuerzahler finanzierten Job haben und doppelt durchgefüttert werden.
        Ploner war dagegen, dass die monatlichen Auszahlungen bei 15.000 Euro gedeckelt werden.
        Nebenbei sollte ein Staat oder eine Pensionskasse nur das auszahlen, was sie sich leisten können und nicht die zukünftigen Generationen mit Altlasten von Leuten belasten, welche meinen es sei gerechtfertig, wenn sie der Gesellschaft monatlich teilweise ein Jahresgehalt eines normalen Arbeiters kosten.

        Die Generation Ploner hat das Rentensystem, welches nicht mehr funktioniert, erfunden und besteht auf ihr Privileg, so nach dem Motto, nach mir die Sintflut.

      • asterix

        @insider84, ja, Ploner hat sich seine Pension wirklich und redlich verdient. Ich kenne viele Ärzte, unter Anderem auch ihn. Sehr guter Arzt und ein hilfsbereiter Mensch. Anscheinend gönnen ihm einige Neidhammel seine erworbenen Rechte nicht.

  • nochasupergscheiter

    Jo des isch richtig schrecklich…
    Weil net la do, sondon ibrol sein die südtiroler londesbeomten genaua als ibrol sischt…
    Die arbeitsinspektoren und s omt brüsten sich dass Rom noch südtirol Schaug weil sie so guit und ginau sein…
    I hon schu olm gsog sem brüstat I mi net sem schamat I mi eha…
    Und decht passieren pa ins viel Unfälle weil wir so tum sein?
    Edo ischs la weil wir mehr rissig sein mit insra traktoren in die schrägen, und weil wir mehr melden und wieniga schworz orbatn?
    Owo ma s omt schreit noch mehr inspektoren und kontrollen und strofn…
    Und wie do kemmat sicho Aussa dass mir supogscheidn südtiroler ins la selbo fertig mochn mit inson gscheide sein….
    Und af die Baustellen van wildboch Sieg i z. B an Haufen Hearn mit montura jaggilan und londesjeeps, de wos bled schaugn kemm..
    Olls zi Scham…
    Und die leit in do goschtwirtschoft hom teilweise seit monaten koa Geld ma…
    Owo insra londesstell und sanitätsstell sein die Toirigstn und beschtn.. De wissn wie man’s mocht..
    A haufn trara und gsumse und koa Leistung

  • insider84

    jeder der deshalb nicht aussperren durfte soll klagen

  • bernhart

    Habe schon öfters geschrieben unsere Landesbeamten sind Personen welche in der Freien Wirtschaft nicht zu gebrauchen waren, das Ergebnis sieht man täglich, nicht im stande 3 Zahlen zusammen zu zählen und diese richtig weiterzuleiten.
    Deswegen werden wir in nächster Zukunft einen Schritt zurück machen als eine nach vorne.

  • asterix

    Das bei den Zahlen etwas nicht stimmt, hat ein Blinder mit einem Stock erkannt. Zwischen Trient und Bozen wird das Virus nicht in Salurn angehalten haben. Auch bei den Massentests im November, mit den abschl. hohen Tageszahlen war schon etwas faul. Aber Zweifel und Bedenken werden als Coronaleugner und Spinner niederemacht oder zensiert.

  • gorgo

    Nein, glaube ich so nicht.
    Für die Einstufung in die rote Zone sind mehrere Faktoren ausschlaggebend, ein paar falsche Antigentests fallen da wohl kaum ins Gewicht. Ein Problem wäre eher, wenn die Antigentests und PCR in Rom zusammengezählt wurden, weil viele PCR ja von Menschen stammen die durch Antigentests in Quarantäne versetzt wurden.
    Was die Verdachtsmomente von Ploner betrifft… es ist es doch seit Dezember bekannt, dass Südtirol auch die Zahlen der Antigentests (angeblich separat) nach Rom schickt, die Antigentests ein Versuch waren die 7-Tage Inzidenz und RT-Wert insofern zu drücken, da für diese zur Berechnung angeblich nur die PCR Test verwendet wurden.
    Ich blicke hier schon lange nicht mehr durch, aber es wird sich doch leicht überprüfen lassen, welche Zahlen zur Berechnung verwendet wurden.

  • schwarzesschaf

    Egal ob pcr oder antigen positiv ist positiv

  • pingoballino1955

    …………………..und dann noch HOCHBEZAHLTE externe Berater,einfach nur mehr zum K……….n!!! und an Dummheit nicht zu überbieten!!!!

  • olle3xgscheid

    Die Verantwortung zahlt der Steuerzahler!!!
    System SÜDTIROL , in allen Dingen!

  • bettina75

    Tutti santi subito.

  • tirolersepp

    Wo liegt das Problem, wo hättet ihr hinfahren wollen oder können, ab 7 April ist eh alles offen, Aufregung wieder mal für die Katz !!!

  • prof

    Inzwischen wird ja weniger getestet und somit sind eben weniger Infizierte.

  • klum

    Es fehlt in dieser Diskussion eine Variable. Wir müssten wissen wie hoch jener Anteil ist der mit PCR-Nachtesten sich als falsch Positiv herausstellt. Wenn nur sehr gering, dann stimmt die nach Rom gemeldete Zahl trotzdem. Oder die Nachbarregionen haben eben fleißiger mit PCR nachgetestet und damit natürlich auch viel Geld ausgegeben. Das ändert aber niemals etwas an der ANZAHL von Corona-Positiven!
    Wir wissen es doch schon: wer weniger testet, erkennt die Positiven nicht und die Verbreitung geht entsprechend weiter. Liebe Tageszeitung: ins eigene Fleisch hätten wir uns geschnitten, wenn wir nicht getestet hätten … oder vielleicht so wenig wie andernorts. Was soll also die Aufregung und dieser Artikel?

  • sepp

    und sie dürfen weiter wurschteln die nieten WIDMANN ZERZER UND WIE SIE OLLE HOASSEN
    wie wars amol mit a sammelklage gegen dei herrn do pöoner hot des schun bei pro und contra in lachhammer erklärt ober jo der super landesrat wollte ploner aufklären und vfa oll zoom koane ahnung

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