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„Haben keine Wahl“

In Italien wird es einen Impfzwang für das Gesundheitspersonal geben. Landesrat Thomas Widmann erklärt, wie dieser in Südtirol umgesetzt wird. 

Tageszeitung: Herr Widmann, der italienische Ministerrat hat nun einen Impfzwang für das Gesundheitspersonal eingeführt. Was halten Sie davon?

Thomas Widmann: Grundsätzlich bin ich allgemein gegen verpflichtende Impfung, weil es etwas Freies und in Eigenverantwortung entschieden werden soll. Das trifft auf alle Impfungen zu. Auf der anderen Seite denke ich, dass jemand, der mit älteren Menschen arbeitet, rein ethisch-professionell gesehen sich schützen muss, um auch andere zu schützen. Es wäre also richtig, dass Leute, die mit sehr fragilen Menschen zu tun haben, aufgrund ihrer Professionalität sich selbst und andere schützen. Jetzt gibt es allerdings keine Wahl und es gibt auch nichts zu diskutieren. Wir werden das so umsetzen, wie es vom Dekret vorgesehen ist und haben keinen Spielraum.

Wie wird das Dekret in Südtirol genau umgesetzt?

Innerhalb einiger Tage werden die jeweiligen Kammern und Vereinigungen die Listen der noch zu impfenden Personen an den Gesundheitsbetrieb schicken. Der Gesundheitsbetrieb hat dann noch einige Tage Zeit die Listen mit den eigenen Daten abzugleichen und aufzufordern, sich impfen zu lassen.  All jene, die einen Grund haben, sich nicht impfen zu lassen, können innerhalb von drei Tagen das entsprechend zu dokumentieren. Wenn sie sich dann nicht impfen lassen wollen, sind jene Maßnahmen zu treffen, die das Dekret vorsieht.

Sollte es möglich sein, muss die nicht geimpfte Person an einem anderen Arbeitsplatz versetzt werden. Ist das beispielsweise bei Ärzten oder Krankenschwestern im Krankenhaus überhaupt möglich?

Natürlich gibt es arbeitstechnische Probleme, wir haben aber zum einen keinen Spielraum und zum anderen glaube und hoffe ich, dass es sich nicht um hunderte Impfunwillige, sondern nur um einige wenige handelt. Für diese ist das durchzuführen, wozu wir beauftragt wurden. Es wird also keine Diskussionen geben. Aber nochmal: Ich bin überzeugt, dass sich aus Vernunft viele impfen lassen werden. In den Krankenhäusern wurden bereits 72,8 Prozent des Personals geimpft. Wenn man dazurechnet, wer genesen ist und daher nicht geimpft werden kann, dann kann es auch gar nicht so viele treffen. In den Seniorenwohnheimen schaut es anders aus.

Inwiefern wird durch den Impfzwang nun der Impfplan geändert?

Das sind minimale Änderungen. Im schlimmsten Fall müssen insgesamt 10.000 Personen nachgeimpft werden. Im Impfplan waren diese Personen ja ohnehin bereits beinhaltet. Es ist jetzt schon so, dass sich beispielsweise auch Über-80-jährige noch im Nachhinein melden dürfen. Diese Regelung wird nun auf den Sanitätssektor ausgeweitet.

Wie wird die Impfpflicht bei den freiberuflich tätigen Personen umgesetzt? Ist das Land für die Umsetzung zuständig?

Soweit ich weiß, bekommen sie ein Ausübungsverbot. Dieses wird mit Sicherheit nicht vom Land ausgestellt.

Im schlimmsten Fall werden impfunwillige Personen entlassen. Wie werden diese Stellen nachbesetzt?

Ich glaube nicht, dass es so viele sein werden, dass es zu einem Problem wird. Aber ohnehin ist diese Frage weit gegriffen. Das Dekret ist gerade erst ein paar Tage alt. Wir müssen noch die Auslegung, die Interpretationen und einige Erklärungen abwarten. Dann werden wir mehr wissen.

Wie ist die Stimmung bei den Ärzten und Pflegern nach diesem Dekret?

Ich habe keine direkte Resonanz bekommen, bin aber auch nicht im Krankenhaus. Wir haben bisher keine Mail oder ähnliches erhalten, ich kann die Stimmung also nur schwer einschätzen.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (38)

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  • sepp

    du mir hoben jo ginu kennen ins des leisten

    • tiroler

      Leute die beim Sanitätsbetrieb arbeiten und sich der Impfung verweigern, haben dort ganz einfach nichts zu suchen. Schließlich werden sie von Steuergeldern bezahlt.

      • criticus

        @tiroler
        Zur Information: Mit unseren Steuergeldern werden auch einige unserer unfähigen Politiker, unfähige Amtsschimmel sowie unfähige Verantwortliche in der Sanität bezahlt. Warum schafft man nicht den Regionalrat ab, den gibt es in anderen Regionen auch nicht mehr.
        Ja, so schnell änderts sich`s, vor einem Jahr waren Ärzte, Krankenpfleger und Altenpfleger noch die Helden und heute schmeißt man sie raus. Macht ja nichts, @tiroler springt ein und putzt den Arsch. Oder?

  • asterix

    Damit ist es amtlich dass Geimpfte nix mehr übertragen können. Denn es geht bei dem Impfzwang nicht um Eigenschutz sondern um die Ansteckung von Patienten. Also im Gegenzug Freiheit für alle geimpfte, es gibt keinen Grund denen ihre Bürgerrechte vorzuenthalten.

  • waldhexe

    Ich würde hier vosichtiger mit einer Zwangsimpfung umgehen. Immerhin haben diese Impfungen nur eine bedingte Zulassung. Die 4. Phase wird sozusagen am Patienten ausprobiert. Es ist ziehmlich fahrlässig das gesammte Gesundheitspersonal zu 100% durchzuimpfen. Denn sollte da irgendetwas schiefgehen, was man nicht ausschliessen kann, dann haben wir ein massives Problem an dem am Ende niemand die Verantwortung übernehmen will und kann.

  • aufmerksamerbeobachter

    Der Hampelmann hat auch keine Wahl; je nach dem wo wie viel gezogen wird, hebt sich der Arm oder das Bein oder auch beides. Bei den Politikern ist es das selbe. Wenn es dann nicht mehr geht, dann haben die von Rom schuld.
    Zu erst Freiwillig, dann die Plicht. Das Spiel ist immer das selbe, nur es dauer ein weilchen bis man durchblickt. Nur die wenigsten zeigen Charakter, der Großteil verhält sich wie der Hampelmann.

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