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Rückläufige Umsätze?

Foto: Hannes Niederkofler

Das Baugewerbe wurde 2020 weniger stark von der Wirtschaftskrise getroffen, 2021 zeichnet sich jedoch ein schwieriges Jahr ab.

Etwa vier von zehn Unternehmen rechnen mit einem Rückgang der Umsätze und Investitionen sowie mit einer Verschlechterung der Zahlungsmoral der Kund/innen. Dies geht aus der Frühjahrsumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.

Die im Frühjahr vom WIFO durchgeführte Konjunkturumfrage bestätigt, dass das Baugewerbe besser durch das Jahr 2020 gekommen ist als der Durchschnitt der Südtiroler Wirtschaft. Die Ertragslage im vergangenen Jahr wird von 77 Prozent der Unternehmer/innen des Bausektors positiv bewertet. Obwohl die Mehrheit der Unternehmen – vor allem im Baunebengewerbe – Umsatzeinbußen meldet, ist der Rückgang weniger stark als in anderen Wirtschaftszweigen ausgefallen. Außerdem ist die Kapazitätsauslastung der Betriebe im Tief- und Hochbau mit rund 90 Prozent auf hohem Niveau geblieben.

Der Hochbau konnte auch von einer immer noch lebhaften Marktlage profitieren: 2020 wurden Baugenehmigungen für mehr als 3,6 Millionen Kubikmeter erteilt. Dieser Wert ist zwar niedriger als in den Vorjahren, aber immer noch über dem langjährigen Durchschnitt.

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt war teilweise positiv. Im Jahr 2020 lag die durchschnittliche Zahl der unselbständig Beschäftigten im Südtiroler Baugewerbe um 1,0 Prozent höher als im Vorjahr, was allerdings auch auf das italienweit geltende Entlassungsverbot und die massive Inanspruchnahme der Lohnausgleichskasse zurückzuführen ist.

Für das laufende Jahr zeigen sich die Unternehmer/innen im Baugewerbe allerdings weniger zuversichtlich und ein Drittel von ihnen rechnet heuer mit einer schlechten Rentabilität. Trotz der Verlängerung der steuerlichen Anreize des Staates bis Ende 2021 sind die Umsatzerwartungen negativ. Grund dafür ist vor allem der erwartete Rückgang der Aufträge wegen der anhaltenden Krise in anderen Wirtschaftsbereichen, insbesondere im Tourismussektor. Darüber hinaus wird eine allgemeine Verschlechterung der Rahmenbedingungen vorhergesehen, mit einem Anstieg der Kosten und einer Verschlechterung der Zahlungsmoral der Kund/innen. Im Einklang mit diesem Ausblick erwarten die Unternehmen einen weiteren Rückgang der Investitionstätigkeit.

Die Verschlechterung des Geschäftsklimas betrifft alle Sparten im Baugewerbe, ist aber im Tiefbau besonders ausgeprägt. Hier gehen mehr als vier von zehn Unternehmen von einer schlechten Ertragslage im Jahr 2021 aus. Schwierigkeiten werden vor allem von Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten gemeldet, da diese am stärksten von Umsatzrückgängen betroffen sind.

Die Handelskammer Bozen weist außerdem darauf hin, dass die Probleme der Gemeinden bei der Umsetzung des neuen Landesgesetzes Raum und Landschaft sowie eine Corona-bedingte Verlangsamung in der Verwaltung auf Landes- und Gemeindeebene weiterhin die Ausstellung von Baugenehmigungen hemmen.

Der Präsident der Handelskammer, Michl Ebner, betont die Wichtigkeit einer raschen Fortsetzung der Impfkampagne: „Das Baugewerbe, sowie viele andere Bereiche der Südtiroler Wirtschaft, sind stark vom krisenbedingten Investitionsrückgang betroffen. Die Bevölkerung so schnell wie möglich zu impfen, ist wichtig, um das Coronavirus zu bekämpfen, die Wirtschaft so schnell wie möglich wieder in Gang zu bringen und Einkommen und Arbeitsplätze zu sichern.“

Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:

Michael Auer, Präsident Kollegium der Bauunternehmer

„Die bescheidenen Erwartungen der Bauwirtschaft zeigen einmal mehr auf, wie wichtig für diesen Sektor Investitionen sein werden. Wir können uns dafür nicht ausschließlich auf die Mittel des Recovery Fund verlassen, auch im Landeshaushalt müssen die notwendigen Ressourcen für Investitionen freigemacht und umgehend ausgeschrieben werden. Private Investitionen dürfen zudem nicht durch unnötige Bürokratie eingebremst werden.“

Hubert Gruber, Obmann der Berufsgruppe Baugewerbe im lvh Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister

„Die Auswirkungen der Corona-Krise werden im Baugewerbe vermehrt im Herbst bzw. nächstes Jahr spürbar sein. Umso wichtiger ist es, nun die Basis für weitere Investitionen zu schaffen. Dies gilt sowohl für das Landesgesetz für Raum und Landschaft, wo es noch zahlreiche Unsicherheiten gibt, als auch für die öffentlichen Aufträge. Alle möglichen Spielräume müssen genutzt werden, um KMUs den Zugang zu erleichtern bzw. zu ermöglichen.“

Maurizio Lazzarini, Sprecher CNA-SHV Bauwesen

„Die Zahlungsmoral und die Liquidität zur Deckung der laufenden Ausgaben werden in Zukunft das kritische Element für die Unternehmen des Bauwesens sein. Der Aufschwung hängt vor allem von öffentlichen Investitionen sowie von der Ausweitung des 110%igen Superbonus und der anderen staatlichen Anreize ab. Derzeit leiden KMUs möglicherweise mehr als andere Unternehmen, insbesondere diejenigen, die im Unterauftrag arbeiten. Es sollten besondere Unterstützungsmaßnahmen vorgesehen werden.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (6)

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  • tirolersepp

    Jammern auf hohem Niveau vom Baugewerbe – Betriebe mit Problemen wird es sicherlich geben, hats vor der Pandemie auch schon gegeben !

  • netzexperte

    Es liegt wohl auf der Hand, dass Investitionen stark zurückgehen werden – zum einen auf Grund fehlender Planungsicherheit, zum anderen weil einfach das Kapital dazu fehlen wird. Wäre wohl eigenartig, wenn einfach alles weiter gehen würde wie vor der Krise. Allerdings wird es sich dann wieder erholen, alles eine Frage der Zeit.

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