Großes Potential
Etwa 3,5 Millionen Hähnchen und knapp über 200.000 Truthähne werden in Südtirol jährlich nachgefragt. Davon kommen nur knapp 1.600 Masthühner und einige Hundert Puten aus Südtirol.
Geflügel wird in Südtirol vor allem für die Eierproduktion gehalten.
Mastgeflügel ist dagegen nur eine kleine Nische.
Im Rahmen des Projekts „INNOGeflügel“ ist das Potential einer bäuerlichen nachhaltigen Mastgeflügelhaltung untersucht worden.
Die Studie zeigt, dass das Interesse von Produzenten und Konsumenten für heimisches Huhn, Pute und Wassergeflügel groß ist.
Etwa 3,5 Mio. Hähnchen und knapp über 200.000 Truthähne werden in Südtirol jährlich von Einheimischen und Gästen nachgefragt. Davon kommen aber nur knapp 1.600 Masthühner und einige Hundert Puten aus Südtirol.
Lediglich etwas mehr als ein Dutzend heimischer Betriebe hält Mastgeflügel für den Verkauf, während es bei den Legehennenbetrieben immerhin über 120 sind. „Die Nachfrage nach Geflügelfleisch übersteigt das Angebot um ein Vielfaches und wird weiter steigen. Eine Verbraucherumfrage bestätigt, dass das Interesse an regionalem Qualitätsfleisch von Seiten der Abnehmer durchaus gegeben ist“, sagt Thomas Zanon, Nutztierwissenschaftler an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der Freien Universität Bozen und Mitautor der Studie.
Besonders Masthühner und Truthähne scheinen nachgefragt zu sein, während bei Suppenhühnern, Enten, Weidegänsen und Wachteln das Interesse saisonal begrenzt ist. Zudem zeigt die Corona-Pandemie, wie wichtig es ist, die lokale Wertschöpfung und den Selbstversorgungsgrad mit landwirtschaftlichen Produkten zu steigern.
Groß ist auch das Interesse bei den Produzentinnen und Produzenten. „Immer mehr Bäuerinnen und Bauern könnten sich vorstellen, Geflügelfleisch, vor allem Puten und Masthühner, aber auch Legehennen bzw. Suppenhühner, auf ihren Betrieben zu halten und zu vermarkten.“
Ein Grund dafür ist, dass die Masthähnchenerzeugung vergleichsweise geringe Anforderungen an das Management und die Haltung stellen. Zudem sind auch die Investitionen für einen Einstieg in die Geflügelmast überschaubar, da keine besonderen baulichen oder haltungstechnischen Anforderungen erfüllt werden müssen.
Auch die Schlachtung und die Verarbeitung sind bei Geflügel einfacher als z. B. bei Rindern. Zudem bietet Geflügel die Chance, die Produktion zu diversifizieren und das Sortiment an landwirtschaftlichen Produkten zu erweitern.
Ein weiterer Vorteil: Die Geflügelhaltung kann bereits mit kleinen Beständen – 30 bis 40 Puten sowie ca. 800 Masthühner – gewinnbringend betrieben werden.
Zusätzlich zur Direktvermarktung können sich die Befragten auch eine Vermarktung über Genossenschaften oder Metzger vorstellen.
Neben den Chancen sowie praxistauglichen Produktions- und Geschäftsmodellen zeigt die Potentialanalyse, die im Rahmen des ELER-geförderten Projektes „INNOGeflügel“ von der Freien Universität Bozen erstellt wurde, auch die Herausforderungen.
Die Konsumenten legen Wert auf eine hohe Qualität des Geflügelfleisches, eine artgerechte Haltung und eine ganzjährige Lieferung sowie einfache, kurze Lieferketten und standardisierte Qualitätsprüfungen. „Gerade eine ganzjährige Lieferung setzt mehr Betriebe und eine größere Zahl an im Land gehaltenen Tieren voraus“, sagt Thomas Zanon.
Zudem bevorzugen die befragten Abnehmer zertifizierte Produktionsbetriebe. Ebenfalls genannt wurde in der SBB-Umfrage die Notwendigkeit eines zentralen Ansprechpartners für das Geflügelfleisch und somit eine zentrale Vermarktungsorganisation, die neben ganzen Tieren auch zerlegte und gekühlte Ware sowie veredelte Produkte, wie z. B. Wurstwaren, im Angebot hat. Viele Konsumentinnen und Konsumenten sind bereit, einen höheren Preis für heimisches Fleisch zu bezahlen, sofern die Qualität passt.
Auf Produzentenseite wurde die Notwendigkeit einer fachlichen Beratung sowie EU-zertifizierte Schlachthöfe mit genügend Kapazitäten oder ein Ausbau der mobilen Schlachtung gesehen. Ein schwer zu lösendes Problem ist die Abhängigkeit von externen Ressourcen, wie z. B. den Futtermitteln. Hier liegt der Fokus auf Zulieferer aus der näheren Umgebung. Was die Herkunft der Küken betrifft, soll verstärkt auf die „Elterntierhaltung“ gesetzt werden.
Alles in allem aber überwiegen die Chancen einer nachhaltigen bäuerlichen Mastgeflügelhaltung in Südtirol, wie aus der Potentialanalyse klar hervorgeht. Daher dürfte die Zahl der Betriebe und Tiere in den nächsten Jahren kontinuierlich zunehmen. Letztlich hängt es aber auch von den Konsumentinnen und Konsumenten ab, wie viel heimisches Geflügelfleisch auf den Markt kommt.
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Kommentare (22)
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batman
Was würden die Tiere wohl sagen, wenn sie reden könnten?
https://kenfm.de/von-der-wuerde-der-tiere/
bernhart
l
bernhart
Ich bin der Meinung, dass in Südtirol nie soviel Geflügel produziert werden kann, es hört sich zwar
nicht gut an, leider entspricht es den Tatsachen.
Woher soll das ganze Futter kommen, laut Berichten frisst ein Fleischhuhn 130-bist 150 gr. am Tag. Legehennen fressen circa 120 gr. In der heutigen Zeit sollten sie auch Auslauf haben und bei schlechtem Wetter stinken sie fürchterlich ,habe selbst Hennen für den Eigengebrauch .
Wenn ein Produzent einer Organisation beitritt ,darf er tief in die Geldtasche greifen, denn um Gotteslohn tut heute keiner etwas. Kenne einige welche mit der Geflügelmast begonnen haben, nach kurzer Zeit warfen sie das Handtuch, denn die Produktionskosten waren zu hoch , niemand wollte für das lokale Produkt einen angemessenen Preis zahlen.
Deshalb selbst essen macht Fett.
thefirestarter
Weniger Fleisch, mehr Grünzeug
der Umwelt zu liebe!
bernhart
Jedem das Seine, Lieber Fleisch aus meinem Stall ,als Avocado aus Südamerika und Salate aus Spanien. I Alles in Massen auch das Grünzeug manche Leute bekommen bläungen.
thefirestarter
Logisch, Regional ist besser und alles zu seiner Zeit.
Ich hoffe sehr das im Rahmen der EU-Klimaziele die Subventionen für Fleischproduktion gestrichen werden. Natürlich wird das die Preise für die Endverbraucher steigern, aber was solls unsere Alten haben auch nur 1 x die Woche Fleisch gegessen und sind trotzdem alt geworden.
bernhart
Wenn du glaubst die Leute früher sind älter geworden ,dann bist du falsch informiert.
Bei uns kann jeden 2 Tag Fleisch auf den Tisch und das ist heute noch so.
Bin Selbstversorger habe kein Problem mit Subventionen, beantrage keine, denn ich will kein Befehlslandwirt werden.
thefirestarter
Sag ja Bauer müsste man sein.
Meine Altvorderen erzählten immer davon das ein Stück Fleisch aber auch nur ein Apfel etwas außerordentliches waren und sie waren aus dem Unterland.
Selbstversorger? ist da überhaupt möglich… ich preppe aber Sellbstversorger das bleibt wohl ein Traum.
yannis
Regional ist heute nichts mehr, denn wenn man mit Futtermitteln arbeitet, deren Rohstoffe weltweit zusammen gekauft werden, lügt man sich diesbezüglich mehr oder weniger selbst in die Tasche.
batman
@bernhart
Jedem das Seine und mir ein bisschen mehr, deswegen rechnet sich’s in der Landwirtschaft auch nicht mehr.
bernhart
Habe nie gesagt du darfst kein Grünzeug essen, jeder soll sich ernähren wie es ihm passt, Vorschriften ist der falsche Weg.
tirolersepp
Heimische Produktion – sehr gut !!
batman
Abschaffung des Zins und des Zinseszinses und es wirtschaftet sich leichter. Wir leben im 21. Jahrhundert aber unser Geldsystem ist noch aus dem Mittelalter.
batman
Wie wollt ihr mit diesen Betrieben konkurrieren?
https://m.youtube.com/watch?v=VWQWCo21NWc
andreas
Es gab mal einen Vegleich auf ZDF oder ARD, wo eine Anlage mit 2.500 Biohühner, mit einer Mastanlage mit 60.000 Hühner verglichen wurde.
Der Kilopreis lag beim Biohuhn bei ca. 25 Euro, bei den anderen bei ca. 5-6 Euro.
Irgendwie kam der Betreiber der Biohuhnanlage sebst zur Erkenntnis, dass es sich niemals rechnen wird.
In Umfragen kaufen fast alle Bio und regional, im Supermarkt macht diese Ecke aber kaum 5% aus.
yannis
und nicht immer ist Bio drin, wo Bio drauf steht…..,
kare
ja, klar ! vielleicht sollte man einfach mal weniger anbieten und nicht ständig versuchen jeden konsum zu stillen…
aber die wirtschaft und geldgier macht es möglich,
alles wird importiert…. auf kosten der armen tiere 🙁
zum kommentar @bernhart
ja klar ist importiertes gemüse/obst/getreide+ALLES auch schlimm, aber c’mon wer das gleich stellt der sucht doch wirklich nur nach ausreden um seinen fleischkonsum zu rechtfertigen, oder? ihr könnt ja euer fleisch essen, aber wieso wollt ihr es gut reden? es sollte mittlerweile wirklich jeden klar sein dass es nicht ok ist sich über ein tier zu stellen und über sein leben zu bestimmen.
+ stellt euch mal vor wenn alle soviel fleisch essen würden? wo kämen wir denn da hin? vielleicht wäre es dann deutlicher dass es nicht OK ist. aber ja, der brauch und die kultur…
PS rügenwalder mühle hat in einem interview gesagt dass es in 15-20 jahren sogut wie keine fleischesser mehr geben wird…
sougeatsnet
Glaubt jemand wirklich, dass „unsere“ Hühner und Schweine wirklich besser sind und einen viel höheren Preis rechtfertigen? Meine Erfahrung ist da eine ganz andere. Diese Hühner und Schweine schnuppern Südtiroler Luft und trinken Wasser, das Futter wird zu 100% importiert. Da steht dann zwar Südtirol drauf, steckt aber zu 90% Ausland drinnen. Der Zukauf von Futter sollte grundsätzlich verboten bzw nur in Notlagen (zB Trockenheit) erlaubt sein. Damit würde auch das Problem der großen Misthaufen und überschüssigen Gülle wegfallen. Dieses Problem wird tunlichst verschwiegen.
drago
Südtirol ist nicht Selbstversorger und wird es nie werden.
Und damit ein Bauer einen Gewinn erzielen will, muss er eine solche Anzahl von Tieren halten, die er nie mit eigenem oder heimischem Futter füttern kann. Und damit ist das regional schon wieder ad Absurdum geführt.
Und ich rede dabei nicht einmal vom Schwindelprodukt Südtiroler Speck. Südtirol ist dabei nur, dass die Hammen in Südtirol verarbeitet und gelagert werden.
batman
https://www.rubikon.news/artikel/der-getreidefeldherr
batman
3.700.000 Tiere unterzubringen ist natürlich kein Problem. Ja in der Fantasie, aber in der Realität?
sukram
Die armen Tiere werden schon im ersten Zehntel ihres natürlichen Lebens von gierigen fleischfressenden Wesen getötet.