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Pilgerfahrt zum Inferno

Zum 700. Todestages von Dante Alighieri (1321-2021) hat die Akademie Meran einen Zyklus von zwölf öffentlichen Dante-Dialogen initiiert. Jedes Treffen beginnt mit einer Passage aus der Commedia, gefolgt von zwei Vorträgen und einem Dialog zwischen Experten der italienischen Literatur.

Mit der kürzlich erfolgten Veröffentlichung der Aufnahme des vierten Dialogs geht die Studien- und Forschungsreise durch die erste Cantica Inferno der Commedia zu Ende. Allen vier Dialogen ging eine Lesung der jeweiligen Passage von Marta Penchini voran. Im ersten Dialog über Francesca da Rimini (Inf. V) referierte Ferruccio Delle Cave über die deutschen Übersetzungen der Commedia, u.a. jene von Stefan George und Blasius Marsoner aus dem Ultental, während Gennaro Tallini wertvolle Informationen über das musikalische Schicksal der Francesca-Episode lieferte. Im zweiten Dialog diskutierten Lorenzo Sacchini und Maria Carla Alessandrini über Dantes florentinischen Lehrer, Ser Brunetto Latini (Inf. XV), Autor des Trésor, und spannten in ihren vielfältigen Analysen den Bogen vom Phänomen des Petrarchismus bis zur Rap-Musik. Im dritten Dialog über Odysseus (Inf. XXVI) konzentrierte sich Giovanna Corazza auf die Kontextualisierung der mythologischen Figur im Rahmen des Inferno, die Charakterisierung seiner Physiognomie und die Untersuchung seiner Bedeutungen. Valentina Gallo hingegen bot eine Reflexion darüber an, wie Petrarca die von Dante vermittelte Figur des Odysseus übernahm und neu interpretierte. Im vierten Dialog, über den Grafen Ugolino (Inf. XXXIII) betrachtete Thomas Persico die von Dante benutzten historisch-literarischen Quellen, wobei er der Anordnung des poetischen Materials sowie den rhetorischen Mitteln, die bei der Beschreibung der Figur verwendet werden, besondere Aufmerksamkeit schenkte. Marco Sirtoris Vortrag zielte hingegen darauf ab zu zeigen, wie die europäische Wiederentdeckung Dantes ab dem 18. Jahrhundert einige Momente und Figuren der Commedia und insbesondere die Geschichte des ghibellinischen Grafen privilegierte: Die ihm gewidmeten Zeilen sind nicht nur die ersten, die in die wichtigsten europäischen Sprachen übersetzt wurden, die Figur hat auch ein eigenständiges Leben in Texten, vor allem in Theatertexten, aber auch in den Gattungen der sogenannten Konsumliteratur des neunzehnten Jahrhunderts, bis hin zu den filmischen Ergebnissen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts.

Mit dem kommenden Dante-Dialog vom 13. März 2021 beginnt eine reinigende Reise entlang der Hänge des Berges Eden, wo der Geist geläutert wird, wo die höllische Verzweiflung schließlich der höchsten Hoffnung weicht. Die Referenten, welche über den exkommunizierten Sohn Friedrichs II. von Schwaben, Manfredi (Purg. III) sprechen werden, sind Paolo Pellegrini von der Universität Verona und Franziska Meier von der Universität Göttingen, zwei der bekanntesten Dante-Autoren in Italien und Deutschland.

 

Die ersten 4 Videos der Dante-Dialoge sind auf Youtube Accademia Merano und auf Facebook (https://www.facebook.com/akademiamerano) abrufbar.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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