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Ein Fass für die Ewigkeit

Das Schuler-Fass im Felsenkeller (Foto: TZ)

Er war angetreten mit dem Versprechen, den Felsenkeller, der unter Fürst Luis der anrüchige Partykeller der Mächtigen, Schönen und Reichen war, zum Keller des Volkes machen. Doch jetzt hat sich Arnold Schuler im einstigen Bunker des Systems Südtirol selbst ein Denkmal gesetzt.

von Artur Oberhofer

Der Felsenkeller in der Laimburg war „Luisens Keller“. Der Felsenkeller war das Sinnbild für Durnwalders spätfeudales Gebaren.

Dabei war der Felsenkeller gar nicht als Partykeller für die Mächtigen, Schönen und Reichen konzipiert.

In den späten 1980er-Jahren war es im Landesweingut Laimburg im wahrsten Sinne des Wortes eng geworden. Man brauchte zusätzlichen Raum für die Lagerung von Fässern und Weinflaschen. Da bot sich eine Erweiterung in den roten Porphyrfelsen des angrenzenden Mitterberges an.

1989 wurden mit 5.000 Kilogramm Dynamit 4.000 Kubikmeter Felsen herausgesprengt, in den Jahren 2003 und 2004 wurde der Keller um 6.000 Kubikmeter erweitert.

Neben den Fass- und Flaschenlagerungskellern entstand auch der Felsenkeller, ein 300 Quadratmeter großer, gewölbter Saal für Repräsentationszwecke.

In einem seiner vielen Interviews mit der TAGESZEITUNG gestand Luis Durnwalder, der Langzeitherrscher: „In diesem Keller habe ich viele Millionen für Südtirol reingeholt.“

Sollte wohl heißen: In der weinseligen Felsenkeller-Atmosphäre habe er so manchen italienischen oder EU-Politiker über den Tisch gezogen – bzw. unter den Tisch getrunken.

Dass einer der honorigen Gäste den Keller durstig verlässt, diese Gefahr hat nie bestanden, denn im Felsenkeller lagern über 30.000 Flaschen – Wein aus der Laimburg-Produktion, Versuchsweine und fast 10.000 Flaschen mit Drittweinen.

Die Gästeliste in Luisens Keller war exklusiv:

Die Königin der Niederlande, Beatrix, hat im Felsenkeller mit Fürst Luis I. angestoßen. Der Dalai Lama hat mit seinem Freund Durnwalder einige Krüge Pippenwasser gestemmt. Staatspräsidenten waren im Keller, Ministerpräsidenten, EU-Kommissare, sogar Richter und  Staatsanwälte – auch jene, die Luis Durnwalder später den Sonderfonds-Strick drehten.

Der Saal des Felsenkellers, der bis zu 100 Personen Platz bietet, war der diskrete Ort, wo sich Fürst Luis und seine engsten Getreuen nach dem Vorbild der alten Römer selbst zelebrierten. Wer nicht mindestens einmal in Luisens Keller war, war ein Niemand.

Aber immer, so schwor Durnwalder, Hand aufs Herz, im Dienste der Allgemeinheit, immer im Interesse von Land und Leuten. „Die großen Dinge“, so pflegte Durnwalder zu sagen, „werden nicht bei einer Aussprache im Büro entschieden, sondern auf menschlicher Ebene.“

Erst kurz vor Luis Durnwalders Abtritt wurde der Keller zum anrüchigen Etablissement, zum – wie die TAGESZEITUNG damals schrieb – „Bunker des Systems Südtirol“.

Nachdem Luis Durnwalder sich in die verdiente Rente verabschiedete, wurde der frühere SVP-Rebell Arnold Schuler neuer politischer Gutsherr in der Laimburg – und somit auch der kleine Fürst im Felsenkeller.

Arnold Schuler, den mit Luis Durnwalder stets eine gepflegte Feindschaft verband, wollte den Felsenkeller nach Luisens Abtritt natürlich entstauben, entkalken, durchlüften, entrümpeln.

Der Felsenkeller sollte, wie Schuler sich damals in Anlehnung an Mao Tse Tung ausdrückte, nicht mehr der Keller der politischen und wirtschaftlichen Schickeria, sondern ein „Keller des Volkes“ sein.

Aber jetzt stellt sich heraus: Der neue politische Chef in der Laimburg ist selbst dem Flair und Charme des Gutsherren-Seins im Felsenkeller erlegen, so dass er sich jetzt selbst und heimlich ein Denkmal gesetzt hat. Zu (politischen) Lebzeiten, wohlgemerkt, was nicht einmal Fürst Luis gewagt hatte.

Von allen früheren „Herrschern“ in der Laimburg wurden Holzreliefs angefertigt, die auf großen Weinfässern angebracht sind.

Arnold Schuler hatte es offenbar eilig, in den erlauchten Kreis der in ein Weinfass gemeißelten Laimburg-Regenten aufzusteigen, denn er hat sich sein Fass für die Ewigkeit bereits anfertigen lassen, wie Fotos aus dem Felsenkeller, die der TAGESZEITUNG zugespielt wurden, belegen.

Mitten auf dem Holzrelief prangt sein Porträt und die Inschrift: Arnold Schuler, Landesrat, 2014 – 20 ..

Das Datum, an dem Schulers Mandat als Landwirtschafts-Landesrat endet, muss der Holzschnitzer erst noch eingravieren, sobald Schuler abtritt.

Auch das Relief hat es in sich. Ganz oben steht in Balkenlettern:

„Die Laimburg in neue Bahnen gelenkt.“

Und als Symbole von Schulers Regentschaft sind zwei Wappentiere zu sehen – der Wolf und ein (erlegter und nicht mehr sehr quicklebendig wirkender) Bär.

Die Botschaft dieses Denkmals ist klar: Von diesem Fass grüßt Fürst Arnold, der Südtirol von Fürst Luis und vom bösen Großwild befreit hat.

Und so sieht unser Karikaturist Peppi Tischler die Sache:

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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