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„Nicht nachvollziehbar“

Prinz Hubertus von Hohenlohe (Foto: Christian Tschurtschenthaler)

Während die Toblacher im Lockdown sind, sollen am Dienstag die mexikanischen Skimeisterschaften in Toblach starten. Protest bleibt da nicht aus.

von Silke Hinterwaldner

Wolfgang Stauder weiß, dass er selbst nur einer von vielen ist: Er hat sein Alpenhotel am Ratsberg bei Toblach im Herbst zugesperrt und hofft im Mai wieder aufmachen zu dürfen. „Die Wintersaison ist gelaufen“, sagt er, „so etwas muss man erstmal verkraften. Ich gehe davon aus, dass das nicht alle Betriebe schaffen werden.“

Er will durchhalten, aber er rechnet auch vor, wie hart es die Unternehmen im Tourismus trifft. Noch einmal das Alpenhotel Ratsberg als Beispiel: sieben Monate zu, 4.000 Nächtigungen verloren. Es lässt sich leicht abschätzen, welch gähnende Leere irgendwann in den Kassen der Betriebe herrscht.

„In Toblach schaut es nicht gut aus“, sagt Wolfgang Stauder und spricht damit nicht nur als betroffener Gastwirt, sondern auch als Oppositionsführer in seiner Heimatgemeinde: „Das Dorf ist leer, man hört von Betrieben, die verkauft werden müssen. Manchmal erscheint alles hoffnungslos.“ Und während die meisten Menschen versuchen, sich an die Corona-Regeln zu halten, gerade jetzt im neuen Lockdown zu Hause bleiben müssen und damit nicht immer gut zurechtkommen – bereitet sich Toblach auch auf die mexikanischen Skimeisterschaften vor.

Diese exotische Sportveranstaltung findet mittlerweile seit einigen Jahren in Toblach statt, normalerweise werden rund 100 Teilnehmer erwartet, alle unter der Ägide von Prinz Hubertus von Hohenlohe, nicht nur Organisator, sondern selbst auch schillernder Teilnehmer an den Meisterschaften.

Diese mexikanischen Meisterschaften sind mit Termin unmittelbar nach der Ski-WM in Cortina am 23.  und 24. Februar anberaumt. Zumindest zum derzeitigen Stand wird an diesem Termin auch nicht gerüttelt. „Das können viele hier in Toblach nicht nachvollziehen“, sagt Wolfgang Stauder. Er erinnert daran, dass bereits der Volkslauf Toblach Cortina im Jänner für geteilte Meinungen in der Bevölkerung gesorgt hat: Ist es gut, wenn endlich zumindest ein bisschen etwas los ist? Oder sollte man besser – und ganz besonders internationale Gäste – fernhalten, um die weitere Verbreitung des Virus zu verhindern? Dabei weiß Stauder freilich, dass sich die Sportveranstalter stets um größtmögliche Sicherheit bemühen – aber reicht das tatsächlich? Und welchen Eindruck bekommen all jene Toblacher, die von ihrem Küchenfenster aus zuschauen müssen?

In Anfragen an den Bürgermeister greifen Wolfgang Stauder und seine Mitstreiter von der Bürgerbewegung einige dieser Fragen auf. Unter anderem heißt es dort: „Nun steht die mexikanische Skimeisterschaft an: Die Bürgerbewegung fordert, diese Veranstaltung im heurigen Winter nicht zu erlauben. Alles andere wäre nicht korrekt unseren Mitbürgern gegenüber. Und: Die Zweitwohnungen müssen geräumt werden.“

Außerdem geht es in den Anfragen um Sportler, die trainieren dürfen und um die Art der Kontrollen, die durchgeführt werden. Antworten dazu gibt es spätestens am kommenden Montag bei der Gemeinderatssitzung in Toblach.

 

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