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„Mao Tse Tung hätte eine Freude“

Der Enzian-Mandatar Josef Unterholzner sieht sich als Robin Hood der Corona-Geschädigten. Warum F-Chef Andreas Leiter Reber dieses Spiel nicht mitspielen will.

Der Enzian-Landtagsabgeordnete Josef Unterholzner ist vor wenigen Tagen mit einem provokativen Vorschlag vorgeprescht:

Die Politiker sollten sich in Zeiten wie diesen ihre Gehälter um 50 Prozent kürzen. Und auch die öffentlich Bediensteten bei Staat und Land sollten während der Coronakrise auf 25 Prozent ihrer Bezüge verzichten.

Nun hat Freiheitlichen-Chef Andreas Leiter Reber auf den Unterholzner-Vorstoß reagiert – mit einem langen Brief an den „lieben Josef“.

Lesen Sie selbst:

„Lieber Josef,

wie Du siehst, ist es immer dasselbe, wenn es um #Politikergehälter geht, werden zwar viele Südtiroler laut, aber wir Politiker gern still. In Krisenzeiten ganz besonders, weil viele von uns gerade sehr stark gefordert sind und nicht immer die Zeit finden auf alle Mails zu antworten.

Klar sind derzeit öffentliche Bedienstete von der Reinigungskraft bis zum Europaparlamentarier nicht jener Situation ausgesetzt wie Privatangestellte oder Selbstständige.

Ein #Kassensturz ist längst überfällig und unsere Landesregierung muss endlich sagen, ob sie den aktuellen Lockdown-Geschädigten helfen kann oder nicht. Kann sie es nicht, dürfen Arbeitsverbote auch kein Thema mehr sein.

Die Gehälter aller öffentlichen Bediensteten um 25 % kürzen zu wollen, denn „es muss allen weh tun“ klingt wohl gerade deshalb für Dich und andere vielleicht besonders gut und entspringt der derzeit schwierigen Situation.

Lenin und Mao Tse-tung hätten ihre Freude daran, denn der #Kommunismus wurde noch immer in der Krise geboren.

Doch warum sind wir nie im Stande eine #sachliche und offene Diskussion über Politikgehälter – vom Gemeinderat bis zum Landeshauptmann – zu führen, darüber, ob es eine Parteienfinanzierung geben soll oder wieviel uns die Demokratie im Lande insgesamt wert ist und kosten soll? Ein Grund liegt wohl darin, dass das Thema von einigen von uns selbst gern missbraucht wird. Nicht um eine echte #Lösung zu suchen, sondern um sich einen schlanken Fuß zu machen, besonders wenn es dann darum geht einzusparen um die Gelder Bedürftigen zu spenden.

Wenn Personen des öffentlichen Lebens und wir Politiker privat oder öffentlich etwas spenden und auch andere dazu animieren und #Einrichtungen und Aktionen aktiv unterstützen, dann ist das wichtig und gut. Aber ich persönlich finde es schlimm und ehrlich gesagt widerlich, wenn Politiker damit regelrecht hausieren gehen, wie oft und welche Geldbeträge sie spenden. Es scheint zwar Mittlerweile zur Mode geworden zu sein, hat aber mit Großherzigkeit nicht wirklich was zu tun.

Josef Unterholzner

Lieber Sepp, Du beteuerst stets Du wärst kein guter Politiker und würdest nicht viel von #Politik, sondern nur von Wirtschaft bzw. Autos wirklich was verstehen. Stell Dein Licht nicht unter den Scheffel, denn spätestens mit diesem Antrag bist Du nicht nur mittendrin, sondern schön tief in der schnöden Politik angekommen.

Meine Vorgänger, 5-Stelle und viele andere sind so in Südtirol politisch groß geworden. Paul und Arnold spenden auch ab zu medienwirksam 600 Euro – wenn auch nicht ganz freiwillig.

Wenn Du nun beantragst, dass alle Politiker die #Hälfte ihres Gehaltes spenden sollen, ist Dir der kurzfristige und spontane Applaus sehr vieler Menschen sicher. Doch bei 50% bleiben ja immer noch 50% übrig. Warum nicht 70 oder 100% wie Du sie kürzlich anerkennenswert gespendet hast?
Dass du dir auch noch die #Mühe gemacht hast, über Deine ehrenvolle Tat selbst eine Pressemitteilung zu schreiben und zu versenden, bezeugen sowohl Deinen Einsatz, als auch Deine Bescheidenheit.

Wenn ich Dir einen guten Tipp geben darf, dann lass Deinen zweiten Vorschlag, die Kürzung der Gehälter aller öffentlichen Bediensteten um 25 % lieber weg – denn dazu zählen auch unsere #Pflegekräfte, für die wir doch eigentlich die Gehälter aufbessern wollten, oder?
Viele die bei den Politikergehältern noch klatschen sind spätestens dann nämlich raus. Denn den meisten geht es doch gar nicht darum, dass unseren Behindertenbetreuern, Briefträgern, Berufsfeuerwehrleuten, Straßenwärtern, Förstern oder den Müllwagenlenkern der Gehalt gekürzt wird, sondern wer von uns Politikern für weniger Gehalt die Beine breit macht.

Und auch hier wirst du präzisieren müssen, unseren #Gemeinderäten willst Du doch nicht ernsthaft noch was vom Sitzungsgeld abzwacken wollen? Lass nur uns 35 LT-Abgeordnete im Text stehen, dann gehst du auf Nummer sicher.

Noch viel billiger und vor allem konsequenter wär`s übrigens, wenn wir den #Landtag verkleinern oder die ganzen 1 Mann-Fraktionen abschaffen würden. Dann würden gleich vier volle Gehälter, samt der jeweiligem Fraktionssprecherzulage und eigenem Mitarbeiter eingespart, dieses Geld könnte dann dauerhaft den wirklich bedürftigen Menschen im Lande zugutekommen. Leider wärst Du dann raus, aber es wäre ein noch stärkeres und vor allem glaubwürdiges Zeichen gelebter Solidarität, gerade jetzt in Krisenzeiten.

Ich könnte es mir sehr, sehr leicht machen und Deinen #Beschlussantrag einfach mitunterzeichnen, da er in dieser Form rechtlich nicht mal umsetzbar wäre und somit eh nie in Kraft treten würde. Es hätte schon was, sich als Robin Hood feiern zu lassen, ohne seine Heldentat jemals beweisen zu müssen – aber das wär mir nicht nur zu wenig spannend, sondern vor allem zu billig, lieber Sepp.

Deshalb nichts für ungut, wenn ich nicht mitspiele.
Dafür mache ich Dir einen #Vorschlag, den ich dann gern auch im Landtag wiederhole:

Wenn Du an einem seriösen Austausch über Wert und Kosten der Demokratie interessiert bist, dann kannst Du dich jederzeit bei mir melden – denn eine echte #Reform und einen diesbezüglichen Qualitätssprung hätte Südtirol wirklich notwendig. Das selbe gilt für die Gehälter und Arbeitskriterien Zehntausender in den vielfältigen Berufsbildern des öffentlichen Diensts.

Liebe Grüße,
Andreas“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (20)

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  • prof

    Ob ma Leiter Reber und die „Blauen“ mag oder nicht ist einerlei,jedenfalls was Leiter Reber geschrieben hat, dem stimme ich vollends zu.

  • bettina75

    Ob blau, gelb grün oder rot ihr Politiker seid olle gleich.
    Wenn es um die Marie geht seid ihr euch einig.

  • sepp

    gut herr leiter reber itz honi fa dir a ginu olsdie gleiche bande mehr nett

  • nochasupergscheiter

    Un der Politik in Italien wurde seid jeher in die vollen gegriffen…
    Nicht nur üppige Gehälter, nein auch die ganzen zusätzliche Leistungen und Gehälter die abgezwackt werden können…
    Die Frau oder irgendeinen Neffen als sekretarin melden und ein paar tausend abzocken
    Gratis Autobahn
    Gratis reisen
    Gehaltselemente die nicht besteuert werden
    Rentenvorauszahlungen wie sie niemand sonst bekommt….
    Übertrieben hohe istat ausgleiche die noch nach Jahren ausbezahlt werden…
    Die Liste ist in italien und auch südtirol endlos…
    Unterholzner ist auf das Geld aus der Politik wohl nicht angewiesen…
    Jedoch gibt es viele die obwohl nicht angewiesen keinen roten heller aus den kalten Händen lassen…
    Deshalb von meiner Seite Lob für ihn…
    Was er fordert ist wohl drastisch… aber keiner unserer Politiker hat im regionalrat zugestimmt die ganzen abgelaufenen istat Nachzahlungen in der Krise zu spenden…
    Scheinheilig wurde der punkt hinausgezögert damit er nicht zur Abstimmung kommt…
    Auch eine ladurner sieht die not nicht die im land bei einigen menschen herrscht, auch von ihr keine Unterstützung für den antrag…
    Wou geld isch, isch do toifl net weit… SAGTEN schon die alten…
    Also obwohl etwas drastisch… Bravo herr Unterholzner nur weiter so.. Unliebsame leute werden von denen an der Macht gerne entfernt, hoffentlich schaffen sie es bei ihnen nicht…

  • leser

    Ja leiter reber
    Man könnte dir fast deine aufrichtigkeit abnehmen, wenn nicht die vergangeheit mit dem rentenskandal gewesen wäre, wo du dich bedingungslos auf die ausreden deiner idole der strammen ulli und dem fasler pius unterworfen hast, das dir letztendlich das gehalt eines landtagsmandatarenen eingebrachr hat
    Zum glück haben wahlschafe ein hasenhirn

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