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„Nase zu und durch“


Die Grillini sagen Ja zur Regierung Draghi. Wie der Landtagsabgeordnete Diego Nicolini das Ergebnis kommentiert.

Tageszeitung: Herr Nicolini, 60 Prozent der 5-Sterne-Anhänger haben sich auf der Plattform Rousseau für eine Unterstützung der Regierung Draghi ausgesprochen. Wie haben Sie abgestimmt?

Diego Nicolini: Ich habe mit Ja gestimmt. Als Bestandteil der neuen Koalition haben wir größere Möglichkeiten, die unter den Regierungen Conte beschlossenen Maßnahmen zu verteidigen. Draghi hat uns weiters zugesichert, dass es ein Ministerium für den ökologischen Übergang geben wird. Zudem können wir in der Regierung besser kontrollieren, wie die Gelder aus dem Recovery Fund eingesetzt werden. Aus meiner Gesicht haben wir größeres Gewicht, wenn wir in der Regierung sitzen. Gleichzeitig können wir auch innerhalb der Mehrheit Opposition betreiben, wenn uns etwas nicht gefällt. Matteo Salvini und Matteo Renzi haben uns gezeigt, wie es geht, gleichzeitig Mehrheit und Opposition zu.

Die Parteibasis tut sich schwer damit, den Kurswechsel des Movimento 5 Stelle nachzuvollziehen: Immerhin sitzt man nun mit den „Erzfeinden“ Silvio Berlusconi, Matteo Salvini und Matteo Renzi im Boot. Was sagen Sie dazu?

Ja, das stimmt. Wir tun uns sehr schwer mit dieser Entscheidung. Auch ich breche nicht in Jubel aus, obwohl ich mit Ja gestimmt habe. Klarerweise machst du das mit Bauchweh und indem du dir die Nase zuhältst. Es ist wirklich schwierig, den Leuten zu erklären, warum du eine Regierung mit Berlusconi und Konsorten unterstützt.

Haben Sie mit dem 60-40-Wahlausgang gerechnet?

Ich habe mit einem knappen Abstimmungsergebnis gerechnet. Auch die Entscheidungen, mit Salvini oder mit dem PD zu regieren, sind uns schwergefallen. Nach den Abstimmungen haben wir uns aber immer zusammengerauft und sind geschlossen aufgetreten. Dieses Mal war ich mir nicht sicher, ob das Ja gewinnen wird. Unsere Anhänger aus dem Raum Meran waren fast alle für das Ja eingetreten. Auf Landesebene waren hingegen viele für das Nein.

Weil man ins Dunkle hinein abstimmen musste und weder Regierungsprogramm noch Minister kannte …

Es geht uns nicht um Posten. Wir wissen, dass es im Kabinett Draghi nur sehr wenige politische Minister gibt. Einige von uns bleiben aber im Ministerrat.

Interview: Matthias Kofler

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (18)

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  • criticus

    Eigentlich wusste man es immer schon, doch diese Woche kam in Italien die Wahrheit wie immer ans Tageslicht. Die vielen Parteien in Italien sind unfähig eine Land zu führen. Die dauernden Streitereien untereinander und nicht geeignete völlig überbezahlte Politiker geben dem Land den Rest. Jetzt wollen sie alle zusammenhalten und nach einem halben Jahr geht der Stunk wieder los. Politisch müsste man Italien zu Afrika zählen!

  • vinsch

    „apriremo il parlamento come una scatola di tonno“ …. Übriggebliebene sind jede Menge lächerliche Sesselkleber….

  • hallihallo

    Die Parteibasis tut sich schwer damit, den Kurswechsel des Movimento 5 Stelle nachzuvollziehen: Immerhin sitzt man nun mit den „Erzfeinden“ Silvio Berlusconi, Matteo Salvini und Matteo Renzi im Boot. Was sagen Sie dazu?

    da ist wohl ein fehler im bericht.

    der erste erzfeind der grillini war wohl der pd. nie und nimmer wollten sie mit dem pd an die regierung. dadurch ist erst die regierung lega-5stelle entstanden.

    die 5 stelle haben nur erzfeinde und regieren können sie schon gar nicht. deshalb sind sie jetzt bei 15% umfragewerte ( sind wohl jene die den reditto di cittadinanza erhalten).

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