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„Es gibt noch viele romanische Stätten“

Elke Larcher: Als Koordinatorin sehe ich meine Aufgabe ähnlich jener einer Orchesterdirigentin. (Foto: Vera Rüttimann.)

Für die mittelalterlichen Kulturstätten der länderübergreifenden „Straße der Romanik“ bricht heuer ein neues Zeitalter an: IDM übergibt das Kulturprojekt an die Koordinatorin Elke Larcher und plant die Ausweitung auf ganz Südtirol

 Tageszeitung: Frau Larcher, Sie sind Museumsleiterin und Kommunikationsverantwortliche des Klosters St. Johann in Müstair und ab sofort auch Koordinatorin der länderübergreifenden „Alpinen Straße der Romanik“. Welche Aufgaben kommen da auf Sie zu?

 Elke Larcher: Die „Alpine Straße der Romanik“ ist ein Kulturprojekt, das ein großes Potenzial aufweist. Es verbindet romanische Stätten – Kirchen, Kapellen, Klöster, Burgen, Schlösser und Städte – und gibt ihnen mehr Sichtbarkeit, aber auch die Möglichkeit, sich zu vernetzen und so voneinander zu lernen und zu profitieren. Es ist ein sehr lebendiges Netzwerk, und das macht es auch spannend. In unserer Arbeitsgruppe haben wir beschlossen, dass der erste Schritt eine landesweite Ausweitung des Projektes sein soll. Es gibt noch viele romanische Stätten in Südtirol, die noch nicht Teil der „Alpinen Straße der Romanik“ sind. Es wäre schön, wenn sie es werden würden.  Als Koordinatorin sehe ich meine Aufgabe ähnlich jener einer Orchesterdirigentin. Das Team der Arbeitsgruppe und alle Verantwortlichen der Partnerstätten sind Experten auf ihrem Gebiet. Meine Aufgabe ist es, dieses Ensemble zu koordinieren und zu leiten. Ich freue mich auf diese zusätzliche neue Aufgabe und hoffe, dass wir es gemeinsam schaffen, dieses kulturelle Vorzeigeprojekt weiter zu entwickeln und in der Region und außerhalb noch bekannter zu machen. IDM Südtirol hat die „Alpine Straße der Romanik“ in den vergangenen Jahren erfolgreich geleitet und wird das Projekt auch in Zukunft aktiv unterstützen.

 Die „Straße der Romanik“ zwischen dem Schweizer Engadin, dem Vinschgau und dem Unterland umfasst derzeit 25 Kulturstätten und soll künftig auf ganz Südtirol ausgedehnt werden. Welche Kulturstätten kommen noch in Frage?

Wir haben zusammen mit einem Kunsthistoriker eine Liste mit möglichen Partnern erstellt, aber die ist sicherlich nicht vollständig. Deshalb der Aufruf an alle Stätten, die mit romanischer Architektur oder Wandmalerei ausgestattet sind, sich bei uns zu melden. Es muss nicht die gesamte Kulturstätte romanisch sein, aber der rote Faden der Romanik soll sich als bindendes Glied über die gesamte „Alpine Straße der Romanik“ hin durchziehen. Auf unserer Webseite www.stiegenzumhimmel.it kann jede/r sich ein Bild zum Projekt machen.

Die „Straße der Romanik“ ist ein erfolgreiches kulturtouristisches Projekt. Welche Gäste lassen sich davon ansprechen?

 Laut Studien und Erhebungen, die IDM in Auftrag gegeben hat, ist das Thema Kultur für potenzielle Südtirol-Gäste sehr attraktiv. Wer genau dieser kulturaffine Gast ist und wie er tickt, wird uns demnächst bei einer Online-Veranstaltung von IDM genau erläutert. Wenn wir genau wissen, wen wir ansprechen sollen, können wir unser Angebot noch zielgerichteter gestalten.

 Interview: Heinrich Schwazer

 

Straße der Romanik

 

Fresko in Tramin Foto: IDM/Angelika Schwarz

Romanische Burgen, Schlösser, Kirchen, Kapellen, mittelalterliche Dörfer und Städte: 25 einzigartige Kulturstätten im Engadin und auf der Achse Vinschgau – Unterland gehören derzeit zum Kulturprojekt „Alpine Straße der Romanik“. Dazu gehören das Kloster Marienberg und die St. Prokulus Kirche in Naturns genauso wie Schloss Tirol oder die Burgkapelle Hocheppan. Auf Schweizer Seite ist das Kloster St. Johann mit dabei. Der Startschuss für dieses Projekt, das zunächst von Vinschgau Marketing und dann nach Gründung von IDM von dieser koordiniert wurde, fiel bereits 2007. Ziel war es, kulturhistorisch interessante Baudenkmäler der beiden benachbarten Regionen in den Mittelpunkt zu stellen, zu vernetzen und sie für Südtirols Gäste, aber auch für die Südtirolerinnen und Südtiroler verstärkt zugänglich zu machen. Die Romanik ist verbindendes Element dieser Stätten, die entlang wichtiger Handels- und Pilgerrouten über die Alpen entstanden.

„Mit diesen romanischen Bauten besitzen wir einen immensen kulturellen Schatz im Lande, der auf jeden Fall genutzt werden sollte“, sagt Marketingdirektor Wolfgang Töchterle von IDM. Gerade der „Tag der Romanik“, der vor einigen Jahren im Herbst etabliert wurde, werde von den Einheimischen gut angenommen, sei aber natürlich auch ein starker Anziehungspunkt für Südtirols Gäste: „Das Thema ‚Kleine Städte und Kultur‘ ist eines der wichtigen Reisethemen in Südtirol, von dem wir wissen, dass es Südtirol-Urlauber sehr interessiert. 53 Prozent planen laut einer von IDM beauftragten Studie Sightseeing fest in ihren Urlaub ein, 36 Prozent wollen auf jeden Fall Kulturausflüge absolvieren“. Die „‚Straße der Romanik“ sei laut Töchterle somit genau das richtige Angebot für diese kulturinteressierte Gästegruppe, die bevorzugt in den Randsaisonen urlaube, und mache das Thema Kultur vor Ort sichtbar und erlebbar.

Vermittelt wird dieses Erleben durch Maßnahmen wie die eigene Website www.stiegenzumhimmel.it, einen spezifischen Reiseführer, der die Erlebnisse rund um die Straße zusammenfasst und Insider-Wissen zu lokalen Besonderheiten verrät, sowie eben durch den „Tag der Romanik“, der dieses Jahr am 9. Oktober stattfinden wird. Dabei kann man – so es die Pandemie im Herbst zulässt – die 25 Kulturstätten bei kostenlosen Führungen genießen, die von eigens ausgebildeten Kulturvermittlern abgehalten werden. Nun wird das Projekt aus den Fittichen von IDM entlassen und einer externen Leiterin übergeben.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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