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„Probleme mit Benno“

Laura Perselli fühlte sich offenbar von ihrem Sohn bedroht, es gab einen traumatischen Zwischenfall. Die Staatsanwaltschaft hat zwei entsprechende Sprachnachrichten im Gerichtssaal abgespielt. Benno Neumair reagiert darauf teilnahmslos.

Von Thomas Vikoler

Am vergangenen Samstag,  auf der Verhandlung zur Bestätigung der Festnahme von Benno Neumair, widmete die Staatsanwaltschaft  dessen Persönlichkeit sehr viel Zeit. Die Rede war dabei von einem gespannten Verhältnis zu seinen Eltern Peter Neumair und Laura Perselli, von Streitigkeiten, Wutausbrüchen und Geldproblemen.

Das alles um nachzuweisen, dass bei dem am Donnerstagabend Festgenommenen die Gefahr einer Tatwiederholung bestehe. Nicht unbedingt ein zweifacher Mord, dessen er nun verdächtigt wird, sondern generell eine strafbare Handlung. Ein Gewaltexzess, eine Nötigung usw.

Um dies zusätzlich zu untermauern, spielte die Staatsanwaltschaft in der Verhandlung vor Voruntersuchungsrichterin Carla Scheidle zwei Sprachnachrichten ab. Sprachnachrichten, welche Laura Perselli im Juli vergangenen Jahres an eine Freundin geschickt hatte.

Die Frau, die zusammen mit ihrem Mann Peter Neumair seit knapp einem Monat vermisst wird, pflegte sich häufig auf diese Weise mit Bekannten und Verwandten auszutauschen.

In den beiden Sprachnachrichten, die von der Staatsanwaltschaft sichergestellt wurden, beklagt sich die 68-Jährige ziemlich aufgeregt über „Probleme mit Benno“. U.a. ist darin von einem Zwischenfall innerhalb der Familie Neumair die Rede, bei dem offenbar einiges aus dem Ruder geriet. Dem Vernehmen nach kam es dazu, dass die Eltern von ihrem Sohn im Zuge eines Streits in einen Raum gezwungen, möglicherweise kurzzeitig dort eingesperrt wurden. Genaueres zu diesem Zwischenfall wird derzeit von der Staatsanwaltschaft mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen zurückgehalten.

Es muss sich auf jedem Fall um ein einschneidendes, traumatisches Ereignis im Familienleben handeln.

Zur Erinnerung: Benno Neumair hätte eigentlich – mit 30 – aus der gemeinsamen Wohnung in der Runkelsteinerstraße 22 ausziehen sollen, es gab den Plan, ihn in einer derzeit nicht besetzten weiteren Wohnung in dem Haus unterzubringen (tatsächlich wurde auch sie Gegenstand eines Durchsuchungsbefehls der Staatsanwaltschaft). Konflikte gab es auch wegen Geldproblemen und Bennos Anabolika-Einnahme, die laut seinem Verteidiger Flavio Moccia bereits „sechs, sieben Jahre“ zurückliegt.

Und wie reagierte Benno Neumair im Gerichtssaal auf die Stimme seiner Mutter, wiedergegeben durch ihre beiden Sprachnachrichten an eine Freundin?

Er folgte ihren Worten zunächst teilnahmslos, kein Ausdruck des Bedauerns oder der Verzweiflung. Hätte er nichts mit dem Verschwinden seiner Eltern zu tun, wie seine Verteidiger bisher behaupten, wäre dies zumindest naheliegend gewesen. Benno selbst hatte in der Vermisstensendung „Chi l’ ha visto“ selbst erklärt, dass er sehr besorgt sei. Später, im Gerichtssaal, soll er allerdings seinem Bedauern über die Klagen seiner Mutter (über ihn) geäußert haben.

In ihrer Verfügung, mit die Festnahme bestätigt und U-Haft verhängt wird, hält Richterin Scheidle die Gefahr einer Tatwiederholung als Haftgrund für plausibel. Ebenso Fluchtgefahr und die Möglichkeit einer Vernichtung von Beweismitteln.

Die Verteidigung hat bereits angekündigt, dass sie die Maßnahme vor dem Freiheitsgericht anfechten wird.

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