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„Das kann man nicht dulden“

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Die Pannen in der Sanität und der Zorn der Betroffenen: Der Südtiroler Sanitätsbetrieb hat eine Mittelschülerin aus Gröden aufgrund einer Namensgleichheit fälschlicherweise in Quarantäne versetzt. Welchen Spießrutenlauf die Eltern hinter sich haben, um diesen Fehler zu korrigieren.

von Erna Egger

„Nur einfach ein mündliches ‚mi scusi‘, und das wars dann auch schon. Nicht mal eine schriftliche Entschuldigung. Das kann es doch nicht sein.“ Der Vater von mehreren Kindern aus Gröden, der anonym bleiben möchte, um eine Diskriminierung seiner Tochter zu vermeiden, ist außer sich: Er hat einen Spießrutenlauf hinter sich, aufgrund eines Fehlers vom Südtiroler Sanitätsbetrieb, die Leidtragende war seine Tochter.

Aber von Anfang an: Am 28. Dezember erhielt seine Frau eine SMS vom Sanitätsbetrieb. Der Inhalt: Die älteste Tochter, die die Mittelschule besucht, müsse am 7. Jänner zu einem PCR-Test nach Bozen. Um 19.00 Uhr abends folgte eine E-Mail, laut der die Tochter ab sofort bis zum 8. Jänner unter Quarantäne zu stellen sei.

Die Eltern waren baff: „Wir haben uns strikt an die Corona-Vorschriften gehalten und hatten sehr wenig Kontakt zu Außenstehenden“, so der Vater. „Wir konnten uns nicht erklären, wo sich unsere Tochter eine Infektion geholt haben sollte, auch weil die Infektionszahlen in Gröden sehr niedrig sind.“

Außerdem: „Da es so spät am Abend war, konnten wir nicht mal Erkundigungen einholen.“

Trotzdem hat die Familie das Kind in seinem Zimmer isoliert. „Wir haben natürlich Respekt vor dem Virus, jedoch nicht Angst davor.“

Es folgte ein Spießrutenlauf: „Zuerst haben wir natürlich die Schule kontaktiert – das war unsere einzige Vermutung, wo unsere Tochter mit einer Covid-19-infizierten Person in Kontakt hätte sein können“, so der Vater.

Weder die Direktorin noch die Sekretärin der Schule waren in Kenntnis eines Falles an der Bildungseinrichtung. Der Vater erkundigte sich in der Musikschule und auch beim Schülerbeförderungsdienst. „Nirgends war ein Covid-19-Fall bekannt.“

Auch der Hausarzt wurde kontaktiert. Dieser reagierte ebenfalls verwundert, da keine neuen Covid-19-Fälle in der Gemeinde aufgetreten waren.

Parallel dazu versuchte der Familienvater, eine verantwortliche Person im Südtiroler Sanitätsbetrieb zu erreichen. „Ich habe dutzende Male versucht, unter der angegebenen Nummer jemand zu erreichen, bis ich endlich eine Person in der Linie hatte“, ärgert sich der Familienvater.

Der Hammer: „Die Person erkundigte sich nach dem Namen der Mutter meiner Tochter und erklärte dann, dass meine Frau nicht die Mutter des betroffenen Mädchens sei.“

Schlussendlich stellte sich heraus, dass eine Personenverwechslung aufgrund einer Namensgleichheit vorliegt. „Und das auch nur, weil sich die betreffende Mutter aus dem Unterland bei der Sanitätseinheit gemeldet und sich informiert hat, wieso ihr Kind nicht wie dessen Mitschüler unter Quarantäne sei.“

Besonders verärgert ist der Vater über die Reaktion des Sanitätspersonals: „Es folgte ein ‚mi scusi‘ und das wars. So geht das aber nicht. Meine Tochter war indes schon über einen Tag allein in einem Zimmer – ohne jeden Anlass. Außerdem: Die Sanität muss die Quarantäne annullieren und alles richtigstellen.“

Deswegen hat der Vater abermals den Südtiroler Sanitätsbetrieb kontaktiert. Die Antwort: „Wenn wir Zeit haben, dann werden wir morgen alles richtigstellen.“

Diesen Kommentar empfand die Familie als eine Unverschämtheit: „Zuerst machen sie einen Fehler, meine Tochter ist in Quarantäne und dann lassen sie sich noch mit der Richtigstellung Zeit. Das geht nicht.“

Schließlich erhielt die Familie über E-Mail eine schriftliche Bestätigung, dass die Tochter nicht mehr in Quarantäne sei, „an die entsprechenden Stellen sollten aber wir das Schreiben weiterleiten“, so der Vater, der empört hinzufügt: „Ich weiß ja nicht mal, wen die Sanitätseinheit über die Quarantäne informiert hat.“

Er geht davon aus, dass es sich bei diesem Vorfall nicht um einen Einzelfall handelt. Deshalb betont er: „Der Sanitätsbetrieb muss seine Hausaufgaben machen. Solche Fehler sind in der derzeit schwierigen Situation nicht tolerierbar – diese Unprofessionalität stört mich sehr, das kann man nicht dulden. Hätten wir nicht so vehement interveniert, wäre meine Tochter bis 8. Jänner in Quarantäne verblieben – für ein junges Mädchen eine große Belastung. Viele andere Eltern hätten diesen Spießrutenlauf nicht auf sich genommen, mit der Konsequenz, dass ein Kind tagelang ohne Grund isoliert ist.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • annamaria

    Die fehlende Professionalität macht sich in der gesamten Sanität bemerkbar. Bei Infos bekommt man zu hören, dass man einen “ scheiss puff“ habe und keine Antwort für Fragen hätte!! Und das in einem, von den politikern gepriesenem, vorbildlichem reichen Land Südtirol!!! Mit den ganzen Skandalen zum Schämen!!

  • genuaischgenua

    Das ist zwar ärgerlich, aber ich würde hier nicht so einen Aufstand machen und gleich zur Presse. Bei dem was die Sanität alles um die Ohren hat, muss ja einiges daneben gehen. Das sollte ihnen auch verziehen sein.

  • tirolersepp

    Solche Probleme müsste man haben – upps wir sind ja in Südtirol – dort hat man solche Probleme !

  • andreas

    Na ja, auch wenn ich momentan nichts von der Sanität halte, ist in den Weihnachtsferien ein Tag im Zimmer jetzt wirklich kein Drama.
    Sie haben sich entschuldigt und es baldmöglichst richtiggestellt.
    Zur Presse würde ich wegen so einer Lappalie jedenfalls nicht rennen, da gabs schon Leute die waren 42 Tage mit „unklar“ in Quarantäne.

    • gerhard

      Das sehe ich genauso, Andreas.
      Es war ja auch nicht die Sanität sondern ein einzelner Mitarbeiter, der hier einer Verwechslung unterlegen ist.
      Und er hat sich entschuldigt.
      Meine Güte!
      Man kann es auch übertreiben.

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