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Unbegründete Schulschließung

Foto: Sabes/ 123RF.com

Die mit Dekret des Landeshauptmannes im November verordnete Schulschließung war laut einem Urteil des Verwaltungsgerichts rechtswidrig.

von Thomas Vikoler

Die Aufregung in der Elternschaft war erheblich: Am 12. November verordnete Landeshauptmann Arno Kompatscher mit Dekret Nr. 69 eine generelle Schließung der Kindergärten und Schulen vom 16. bis 22. November. Die Maßnahme wurde später bis zum 30. November verlängert.

Eine Gruppe von Eltern aus der östlichen Landeshälfte, dazu Organisationen wie Wnet-Networking Women und Väter Aktiv Sozgen Onlus, fochten die Verordnung vor dem Verwaltungsgericht an. Dieses lehnte einen Antrag auf einstweilige Aussetzung allein deshalb ab, weil die Maßnahme drei Tage später auslief.

Doch nun gibt es für die klagenden Eltern eine zumindest juridische Genugtuung. Das Verwaltungsgericht bezeichnet Dekret Nr. 69 in seinem Urteil zum Streitfall wörtlich als „rechtswidrig“. Der Rekurs an sich wurde wegen des Wegfalls des Streitinteresses für unverfolgbar erklärt.

Laut Urteilsbegründung fehlte für die Schulschließung aber jegliche Begründung. Es hätte eine „umfassende Sachverhaltsermittlung durchgeführt werden müssen, die sich auf objektive und wissenschaftlich erwiesene Daten stützt“, heißt es. Dies auch angesichts der Tatsache, dass das nationale Notstandsdekret für die roten Zonen den Präsenzunterricht bis zur zweiten Mittelschule erlaubte.

Die Südtiroler Regelung stützte sich allein auf den Verweis, dass sich die „Infektionslage auf dem gesamten Landesgebiet weiter verschlechtert hat, was zu einer beträchtlichen Überlastung der Gesundheitseinrichtungen führt“.

Laut Verwaltungsgericht hätten vor einer Verordnung zur Schließung der Kindergärten und Schulen die Infektionslage bei Kindern zwischen drei und elf Jahren erhoben und Informationen durch Schuldirektoren eingeholt werden müssen. Auch angesichts der Tatsache, dass für Schulen staatliche Sicherheitsregeln für die Corona-Prävention galten.

Das alles ist in Südtirol aber nicht geschehen, deshalb kommt das Verwaltungsgericht zum Schluss: Die Schulschließung im November war rechtswidrig.

Auch aus diesem Grund wurde das Land Südtirol dazu verurteilt, den Rekurseinbringern die Prozessspesen in Höhe von 3.000 Euro zu ersetzen.

Für künftige Schulschließungen gilt der Urteilsspruch übrigens nicht. Die Sachlage müsse jedes Mal neu abgeklärt werden, weil es sich zum keine „zu wiederholende“ Maßnahme handelte.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (13)

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  • andreas

    https://www.tageszeitung.it/2021/01/12/229-corona-faelle-an-schulen/

    Die momentan hohe Anzahl an Infizierten in Schulen und Kindergärten zeigt doch, dass diese sehr wohl überdurchschnittlich zur Ausbreitung beitragen.
    Es gibt Studien, welche sich aber teilweise widersprechen und teilweise, wie in Südtirol, entscheiden die Verantwortlichen nicht nach Notwendigkeit, sondern nach politischem Kalkül, Achammer möchte es sich nicht mit den Eltern vertun und möchte von diesen als Held gefeiert werden.

    Bis April werden wir weiter rumwursteln, da weder die Impfung, noch die Maßnahmen großartige Änderungen mit sich bringen, denn dann wird es wärmer und der Virus ungefährlicher.

  • george

    Manchmal wäre ein Richterspruch genauso auf seine Plausibilität und Stichhaltigkeit zu untersuchen.

  • sougeatsnet

    Das Gericht, oder besser ein Richter, entscheidet nicht ob etwas richtig oder falsch ist, sondern ob es dem geltenden Recht (Gesetze) entspricht. Das ist ein großer Unterschied,
    n.g. schein an Dummkeit kaum zu toppen sein!

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