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Umstrittene Sonderrechte

Können Privilegien für Geimpfte helfen, um die Corona-Impfquote zu steigern? Im Landtag herrscht große Skepsis.

Der Verfassungsrechtler Karl Zeller ist überzeugt, dass Südtirol auch ohne Impfpflicht die Durchimpfungsrate deutlich steigern könne, und zwar in Form von Vorschriften: „Man könnte vorschreiben, dass Ärzte und Pfleger bestimmte Abteilungen des Krankenhauses nur mehr dann betreten können, wenn sie geimpft sind“, sagt er. In Deutschland wird bereits über Sonderrechte für Geimpfte diskutiert: So könnten Angehörige, die sich impfen lassen, privilegierten Zugang zu Altersheimen und Klinken erhalten.

Brigitte Foppa mahnt zur Vorsicht: Statt auf Pfichtimpfungen und Drohungen zu setzen und damit einen „Glaubenskrieg“ loszutreten, sollte man die „Strategie des Überzeugens und Informierens“ wählen. „In meinem Umfeld ist die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, sehr hoch. Wichtig ist, dass die Landesregierung klar vorgibt, welche Gruppen als erste das Recht zur Impfung erhalten“, sagt die Grüne. Sonderrechte für Geimpfte, etwa beim Betreten von Gasthäusern oder der Nutzung von Öffis, hält sie für nicht sinnvoll. In Situationen mit einem erhöhten Infektionsrisiko könnte es aber Ausnahmen geben, sofern diese im Rahmen einer sanitären Strategie festgelegt werden.

Andreas Leiter Reber zeigt sich überrascht, dass die Landesregierung noch immer keine Impfstrategie für Südtirol bekanntgegeben hat. Und das, obwohl sie bis jetzt in der künstlichen Immunisierung den einzigen Ausweg aus dieser Pandemie sehe. „So wie wir im Herbst keine Strategie für einen Anstieg der Fallzahlen hatten, fehlt uns jetzt eine klare und transparente Strategie zur Erreichung einer Herdenimmunität.“ In einer Anfrage will der Freiheitliche in Erfahrung bringen, ob bei den seit 31. Dezember verabreichten Impfungen jene Kategorien priorisiert wurden, die aufgrund von Alter, Gesundheitszustand oder Beruf einem besonderen Risiko ausgesetzt sind.

Brigitte Foppa und Andreas Leiter Reber

Leiter Reber äußert den Verdacht, dass die Landesverwaltung bei den Impfungen hinterherhinke. Von den 6.790 Südtiroler Impfdosen seien bis heute erst 2.343 Impfungen verabreicht worden – gerade einmal 36 Prozent. Zum Vergleich: Im Veneto sind es bereits über 80, im Trentino 63 Prozent. Zudem fordert Leiter Reber, dass auch die natürliche Immunisierung Teil der Impfstrategie sein müsse. Studien aus den USA und aus Innsbruck würden belegen, dass man aufgrund der Antikörper, die nach einer Infektion gebildet werden, nicht mehr infektiös sei. Man könne zwar nochmals an Corona erkranken, aber seine Mitmenschen nicht mehr infizieren. Ein Restrisiko sei genauso wie bei der Impfung immer gegeben. Schätzungen zufolge könnten bereits über 100.000 Südtiroler immun gegen das Coronavirus sein. „Wenn Florian Zerzer schon jammert, dass viel zu wenig Impfdosen zu bekommen sind und es drei Jahre dauern könnte, bis wir die Herdenimmunität erreichen können, dann ist die Berücksichtigung der natürlich Immunen umso wichtiger“, meint der Abgeordnete.

Die Freiheitlichen sprechen sich klar gegen eine Impfpflicht aus. „Ich bin zwar kein Impfgegner, weil alles, was uns aus dieser Pandemie hilft, begrüßenswert ist“, unterstreicht Leiter Reber. In Sachen Impfungen müsse man aber auf Aufklärung und absolute Transparenz setzen. Es brauche eine echte Freiwilligkeit und „keine Pflicht durch das Hintertürchen“, etwa in Form von Sicherheitsprotokollen am Arbeitsplatz oder Vorrechten für Geimpfte. (mat)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (51)

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  • andreas

    Um nicht geimpfte zu schikanieren, muss zuerst mal für alle die Möglichkeit bestehen, sich impfen zu lassen.
    Auch müsste vorher eindeutig geklärt werden, ob geimpfte ansteckend sind und das bei allen Impfstoffen.

    Widmann und Zerzer scheinen nicht mal mehr annähernd den Laden in Griff zu haben.
    Es stehen Impfdosen zur Verfügung, nur schaffen sie es nicht mal, diese paar zu verabreichen, aber wegen 2 Tage Verspätung, schwadronieren sie großartig in der Presse, was andere falsch machen.

    Südtirol steht bei den Infektionen weltweit miserabel da und das schon seit dem Beginn der Pandemie, vielleicht wäre es mal sinnvoll die „Strategie“, sofern es überhaupt eine gibt, der Südtiroler Politik und Santät zu hinterfragen.

  • laura

    Ich glaube dass ein wenig Druck schon angebracht wäre. Also wenn mir von den Scheiss rauskommen wolle und die Wirtschaft nicht total gegen die Wand fahren müssen wir uns impfen lassen. Und ich finde bestimmte Berufsgruppen wie Lehrer denen vielen ja egal ist woher ihr Geld kommt, am 27igsten ist es eh auf dem Konto müssten sich schon impfen lassen. Zu denken alle anderen lassen sich impfen dann braucht’s mich nicht ist einfach nur egoistisch. Wo Menschenansammlungen sind im Bus Zug Klassenzimmer finde ich Impfpflichtig richtig oder ich muss draußen bleiben…

  • leser

    Der experye zeller sollte aufklären, wer für impfschäden geradesteht
    Da wurd ein produkt verabreicht, wekches due qualitätskontrolle nicht durchlaufen hat
    In der pruvatwirtschaft ein strafdelikt

  • kritiker

    Impfe zuerst alle Impfwilligen, dann könnt ihr über Privilegien diskutieren. Solange die Impfwilligen noch keine Chance haben, dranzukommen ist diese Diskussion überflüssig

  • sorgenfrei

    @peophet: fake news… in europa hat die zulassung länger gedauert, weil es eben keine notzulassung… somit dürfte auch die haftung meines wissen bei den firmen liegen, die den impfstoff liefern…

    Ansonsten tut sich das mit dem impfen von alleine, denn reiaefirmen und Airlines werden eine impfung verlangen und spätestens dann werden sich auch die ärgsten gegner impfen lassen-so wie es ist heute schon viele freiwillig tun, um für ein paar wochen in die ferne zu schweifen…

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