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„Wir brauchen den Stoff“

Florian Zerzer

Sabes-Generaldirektor Florian Zerzer hofft, dass Südtirol bereits im Februar Massenimpfungen durchführen kann.

TAGESZEITUNG Online: Herr Zerzer, Israel hat bereits über eine Million Menschen gegen Corona geimpft, Italien nur etwas mehr als 100.000, in Südtirol wurden bislang erst gut 1.000 Personen geimpft. Warum dieser verhaltene Start?

Florian Zerzer: Wir bekommen derzeit nur 6.000 Impfdosen pro Woche. Das ist sehr wenig. Ich hoffe, dass wir bereits in absehbarer Zeit viel konsistentere Mengen bekommen, damit wir größere Impfungen durchführen und viel schneller die Zahlen erreichen können, die für die Immunisierung brauchen.

In wenigen Tagen soll in der EU mit dem Moderna-Impfstoff ein zweites Vakzin zugelassen werden …

Davon versprechen wir uns viel, wir hoffen, dass dann auch noch der AstraZeneca-Impfstoff zugelassen wird. Wenn es mehrere Lieferanten gibt, können wir damit rechnen, dass auch wir viel größere Mengen bekommen.

Wie viele Dosen hätten Sie denn gerne?

50.000 die Woche! Wenn wir so viele Dosen bekämen, könnten wir Massenimpfungen machen, wir könnten in vielen Gemeinden zwei, drei Tage durchimpfen – so wie beim Massentest.

Wie viele Menschen wollen Sie denn impfen in Südtirol?

Um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssen sich über 300.000 Menschen impfen lassen. Wenn wir aber nur 6.000 Impfdosen pro Woche bekommen – so wie das derzeit leider der Fall ist –, brauchen wir über ein Jahr, um auf die 300.000 zu kommen.

Südtirol hat keine Möglichkeiten, sich einen Impfstoff in Eigenregie zu besorgen?

Nein, die Pharmafirmen haben Verträge mit den Staaten oder direkt mit der EU.

Also können Sie nur zuwarten und hoffen?

Nein, wir drängen bei jeder technischen Sitzung mit den Ministerien ganz stark darauf, dass wir viel mehr Impfdosen bekommen. Wir könnten problemlos 2.000 Menschen pro Tag impfen.

Welche Signale bekommen Sie aus Rom?

Wenn in Kürze drei Impfstoffe zur Verfügung stehen, dann hoffen wir stark, dass wir viel mehr Dosen bekommen als derzeit. Sobald wir wissen, dass wie die benötigten Impfdosen bekommen, können wir auch die groß angelegten Impfungen planen. Dazu brauchen wir eine bestimmte Vorlaufzeit …

Von wie vielen Tagen?

14 Tage.

Sie gehen also davon aus, dass wir bald schon drei Impfstoffe zur Verfügung haben werden?

Der Impfstoff von Moderna soll mit 6. Jänner in Europa zugelassen werden. Ich denke, dass jener von AstraZeneca auch bald zugelassen wird, zumal ja in England bereits damit geimpft wird. Ein großer Vorteil wäre, dass diese beiden Impfstoffe von der Logistik her nicht so aufwändig sind wie der BioNtech-Pfizer-Impfstoff, der bei minus 70 Grad gelagert werden muss. Beim Moderna-Impfstoff genügt ein einfacher Kühlschrank, es braucht also die ganze Kühlkette nicht.

Wer wird denn nun in Südtirol geimpft? Wie sieht die Rangliste aus?

Zuerst wird das Sanitätspersonal und das Personal in den Altersheimen geimpft, die Haus- und die Kinderärzte, das Personal in den Privatkliniken. Dann beginnen wir mit den älteren Jahrgängen, sprich mit den Über-80-Jährigen und den chronisch Kranken. Wir sind gerade dabei, die entsprechenden Zahlen aufzuarbeiten. Die nächste Gruppe werden dann die 60- bis 80-Jährigen sein …

Wenn werden die 40-Jährigen geimpft?

Das ist momentan nicht vorhersehbar, das hängt alles von der Menge an Impfdosen ab, die wir bekommen.

Das heißt: Südtirol wäre in der Lage, die Menschen, die sich impfen lassen wollen, durchzuimpfen, es fehlt nur der Impfstoff?

So ist es, wir haben bereits mit dem Massentest bewiesen, dass wir es können. Wir brauchen halt eine Vorlaufzeit von einigen Wochen, dann wäre auch eine Massenimpfung ähnlich des Massentests möglich.

Werden auch die Lehrer früher geimpft?

Es gibt eine Hypothese, dass man auch das Schulpersonal früher impft. Aber Stand heute sind Impfstraßen für Lehrer nicht vorgesehen.

Interview: Artur Oberhofer  

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