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„Falsches Bild“

Julian Nikola Rensi

Die Südtiroler HochschülerInnenschaft bezeichnet den Rap von Schützen-Chef Jürgen Wirth Anderlan als „populistische Provokation“ und als „niveaufreies Feuerwerk der Respektlosigkeit“. 

Das vom Südtiroler Schützenbund veröffentlichte Rap-Video „Mamma Tirol“ wird von verschiedenen Organisationen im Land aufgrund seines Inhaltes kritisiert.

Dem Oberkommandanten Jürgen Wirth Anderlan wird dabei vorgeworfen, sich ausländer-, schwulen- und frauenfeindlich zu äußern.

Die Südtiroler HochschülerInnenschaft hat noch vor anderen den problematischen Videoclip aufgegriffen und es als „populistische Provokation“ und „niveaufreies Feuerwerk der Respektlosigkeit“ tituliert. In einem Statement auf Facebook unterstrich die Studentenvertretung, dass der Schützenbund auch explizit Studierende und junge Menschen allgemein angreift: „Studierende werden – wie Migranten – als wurzellos diffamiert und ihnen wird unterstellt, fast schon arrogant die Welt retten zu wollen. Außerdem nennt Wirth Anderlan junge Menschen, die sich im Rahmen der Klimabewegung engagieren, Heimatverräter. Das ist mehr als skandalös!”, ist Matthias von Wenzl, Vorsitzender der sh.asus, empört. Mit „sie kennen nicht den Ander, dafür die Greta“ werden Jugendliche auch non pauschal der Unkenntnis der Landesgeschichte bezichtigt.

Sh.asus-Vize Julian Nikolaus Rensi will das nicht so hinnehmen: „In Wahrheit zeugt es von hoher Reife und Bewusstheit um die eigene Lage, wenn weltweit und auch hierzulande Schüler und Studenten für eine lebenswerte Zukunft auf die Straße gehen. Die Behauptung, die heutige Jugend habe keine Visionen, geht an der Realität völlig vorbei.“ Der Schützenbund verkenne offenbar, dass die Jugendlichen politisch immer sensibler, wacher und bewusster würden und lege im Video ein autoritäres, bevormundendes Weltbild zutage. „Der Jugend wird somit aberkannt, eigene politische Inhalte zu prägen und zu verfolgen“, so Rensi weiter.

Die sh.asus verurteilt daneben die Instrumentalisierung des christlichen Glaubens im Video, der beinahe eher als Abgrenzungskriterium gegen andere Menschen verwendet würde, wohingegen „die undifferenzierten Aussagen in Mamma Tirol, die Beleidigungen und Beschimpfungen nicht gerade christlich inspiriert wirken“, stellt von Wenzl fest. Rensi weist außerdem darauf hin, dass es „sehr vermessen ist, urteilen zu wollen, wer echter Tiroler ist und wer hingegen Heimatverräter. Solch ein Wort sollte nicht so leicht über die Lippen gehen!“ Die vielschichtige Tiroler Identität werde im Video leider auf einige „Kernpunkte“ beschränkt, auf eine spezifische Sichtweise verengt. Das Spiel mit (rechts)populistischen Aussagen und rechter Symbolik bzw. Ästhetik sei eines ehrwürdigen Traditionsvereins nicht würdig, so die sh.asus. Die HochschülerInnenschaft respektiere den Schützenbund, doch in dieser Sache habe sich Jürgen Wirth Anderlan eindeutig zu weit aus dem Fenster gelehnt.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (28)

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  • schwarzesschaf

    Der nächste der seinen Senf dazugibt

  • bernhart

    Können die Hochschüler zwischen den Zeilen lesen, viele dieser Anschuldigungen finden ich nicht im Veröffendlichten Text .H err Rensi lesen sie den Text bitte noch ein mal und wenn sie schon dabei sind auch den Text der 2 Künster .Diese Rap sind kein echtes Problem, wenn man vom Felssturz – Corona und anderen Naturkatastrohen die Augen verschliesst.

  • reinhard_bauer

    Meine Gedanken zum Video.
    Der Schützenkommandant muss sich im Bewusstsein der Tragweite seiner Position und seiner Worte sein. Er und der SSB sind keine Rapper, die mit hohlen Aphorismen um die Gunst der zahlenden Musik-Konsumenten buhlen und damit bewusst die Provokation suchen (alleine das ist mehr als überflüssig). Durch diese Aussagen wird ein frauenfeindliches und homophobes Weltbild durch den SSB gefestigt oder zumindest toleriert.

    Bspw. die Textpassage, in der Dieter den Peter liebt. In diesem Kontext findet eine Bewertung (und Verurteilung) statt. Diese Liebe steht dabei im Gegensatz zu dem, was er für richtig und gut erachtet (auch wenn keine explizite Beleidigung geäußert wird). Somit ist es homophob.

    Die Schützen sind ein Traditionsverein, der durchaus eine wichtige Funktion in Südtirol einnimmt – er steht für unsere Kultur und bestimmte Werte. Durch diese Aktion haben sie sich selbst und den ihnen so wichtigen Werten geschadet. Denn Kritikern, wie Urzí & Co wurden damit Tür und Tor geöffnet.

  • netzexperte

    Übrigens verstehe ich schon länger nicht mehr, warum auf (intellektuelle) Provokationen so negativ reagiert wird?!?! Alle und alles muss immer auf Kuschelkurs sein, dabei regen doch genau solche Aktionen zum Dialog und Diskussion an. Ist doch positiv, oder?

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