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La famiglia

Herbert Pixner & The Italo Connection: Trostpflaster auf die entwöhnten Ohren. Foto: Stefan Walser

Der Quentin Tarantino der Volksmusik: Herbert Pixner & The Italo Connection bringen ein Doppel-Album ihrer 2019 stattgehabten Tour durch Clubs von Bozen bis Berlin heraus. Als Beilage gibt es Christoph Franceschinis Roadmovie.

(sh) Artig mit verschränkten Armen auf dem Stuhl sitzen – das geht bei einem Konzert von Herbert Pixner & The Italo Connection gar nicht. Wem der Groove und die Vibrations dieser außergewöhnlichen Band nicht in die Knie fahren, der sollte einen Besuch beim Orthopäden in Erwägung ziehen.

The Italo Connection – der Name ist mit Augenzwinkern zu verstehen – machen Musik, die ganz unbestritten auf die Bühne gehört. Nichts kommt vorverdaut daher, alles geschieht im Moment, alles Probierte ist vergessen, wenn das Hier und Jetzt der Aufführung gekommen ist. Ohne massenhaft und doch messerscharf getimtem Platz für Variation und Improvisation ist diese Band nicht, was sie ist. Raubkatzenartig elastisch leuchtet sie ihre Ideen aus, von denen es immer zu viele statt zu wenig zu geben scheint.

In nur einem Jahr hat sich die 2018 gegründete Formation mit Konzerten in Bozen über Wien bis Berlin und Hamburg in den Vordergrund gespielt. Nur ein Jahr später gibt es jetzt das Doppel-Album zur Tour und eine DVD mit Christoph Franceschinis Roadmovie als Beilage.

„La famiglia“, neben dem Mastermind Herbert Pixner (Diatonische, Klarinette, Trompete, Percussion) aus Alex Trebo (Keyboards, Piano),  Max Castlunger (Percussions), Martl Resch (Saxophon, Vocal), Mario Punzi (Drums),  Marco Stagni (Bass) und  Manuel Randi an diversen Gitarren zusammengesetzt, ist eine echte Wundertüte an stilistischer Vielfalt und Dynamik.

Dazu kommt das gewisse lässige, schlacksige Etwas, das Herbert Pixner eine enorme Bühnenpräsenz verleiht, ohne jemals in erhöhte Selbstdarstellungs- und Geltungssucht zu münden. Er ist ein geborener Entertainer, der sich jederzeit auch einfach mal zurücknehmen und zuschauen kann wie sich seine Band in einen instrumentalen Rausch spielt.

Die Gelehrten werden sich noch eine Weile streiten, welches Etikett dem Pixnerschen Mix aufzukleben sei. Ihn in eine Schublade zu zwängen, wäre gleichbedeutend wie einem Tiger Zügel anzulegen. Für den auf einem Bergbauernhof im Passeiertal aufgewachsenen Pixner ist das ohnehin Nebensache: „Wir machen Musik. Punkt“, sagt er in einem Interview mit der Tageszeitung.

Er ist in so ziemlich allen Genres daheim. Also wirklich: allen. Volksmusik, Jazz, Blues, Rock, Klassik, zeitgenössische Musik und Bauern-Tschäss. Das macht das Hören des Albums zu einer Reise: Man wähnt sich in einem Jazzclub, in der Oper, auf der Alm, bei einer süditalienischen Hochzeit, bei einem Rockkonzert, in einem Ballsaal mit Tangotänzern, bei einem Sonnenaufgang, in einem Film von Quentin Tarantino, von dessen Ästhetik die Band sich visuell und musikalisch einige Tortenstücke abgeschnitten hat.

Nach dem in diesem Jahr gründlich abhanden gekommenen Glücks des Konzerterlebnisses ist dieses Album ein Trostpflaster auf die entwöhnten Ohren.

Zu beziehen bei https://www.italo-connection.com/cd-und-dvd/

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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