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Der Fall Gudeta

Der grausame Tod von Agitu Ideo Gudeta hat weit über die Grenzen der Region Trentino-Südtirol hinaus für Entsetzen und Trauer gesorgt.

Der Mord an Agitu Ideo Gudeta hat in Südtirol, wo die Äthiopierin sehr bekannt und beliebt war, hohe Wellen geschlagen. Und auch im Ausland.

So berichtete, beispielsweise, die TAZ ausführlich über die unfassbare Bluttat in Frassilongo im Trentiner Fersental.

Die TAZ berichtete von Aghi, wie die 42-Jährige von FreundInnen liebevoll genannt wurde, als „Beispiel gelungener Integration“.

Die TAZ schreibt unter anderem:

In der Tat konnte die Ziegenzüchterin Agitu Gudeta einen mehr als ungewöhnlichen Lebensweg aufweisen. Schon als 18-Jährige war sie aus Addis Abeba nach Trient gekommen, um dort Soziologie zu studieren.

Nach dem Abschluss kehrte sie zunächst in ihr Heimatland zurück, engagierte sich an der Seite von Bauern in der Mojo-Region gegen die Landnahme durch internationale Konzerne, gegen den Bau einer Zementfabrik.

Dies trug ihr schließlich einen Haftbefehl ein, und vor gut zehn Jahren floh sie zurück nach Italien, zurück nach Trient.

Dort musste sie völlig von vorn beginnen – und sie traf eine ungewöhnliche Wahl.

Später berichtete Gudeta, sie habe den Umgang mit Ziegen von ihrer Großmutter gelernt, deshalb habe sie beschlossen, in dem Alpenidyll vor den Toren Trients eine Ziegenzucht zu betreiben.

Sie nahm sich einer vom Aussterben bedrohten Rasse an, der Mochena-Ziege, robust und deshalb in der Lage, das ganze Jahr draußen zu verbringen, mit dem Nachteil jedoch, dass bei ihr der Milchertrag eher gering ist.

Artikel in der SZ

Elf Hektar vorher aufgelassener Weiden pachtete sie in Frassilongo, einem kleinen Bergdorf 20 Kilometer östlich von Trient, hielt zuletzt dort etwa 50 Ziegen, aus deren Milch sie 20 verschiedene Bio-Rohmilch-Käse herstellte, die ihr nicht nur reichen Kundenzuspruch, sondern im Jahr 2015 auch den ,Käse-Widerstandspreis’ von Slow Food bescherten.

Damals gefragt, warum sie sich die Mühe eines Zwölf-Stunden-Tags antue, erklärte sie, da handele es sich weniger um Arbeit als um ,Kontemplation‘, sie lebe in der Bergwelt ein Leben in Harmonie mit den Tieren, aber auch mit ihren Kund*innen, denen sie am Ende ein ebenso gutes wie gesundes Produkt anbieten könne.“

Die TAZ erinnert daran, dass Medien aus ganz Italien, aber auch die Süddeutsche Zeitung über Agitu berichteten.

An der Seite der früheren EU-Kommissarin Emma Bonino berichtete Agitu Gudeta am 8. März 2017 vor dem Verein der Auslandspresse in Rom von ihren Erfahrungen als migrantischer Unternehmerin.

In Frassilongo jedoch, so die TAZ, wurde sie vor zwei Jahren das Opfer rassistischer Anfeindungen eines Nachbarn, der sie als „schmutzige N*****in“ beschimpfte, sie und ihre Herde terrorisierte – und am Ende zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde.

Deshalb sei nach dem Mord an Gudeta sofort der Verdacht aufgekommen, die Tat habe einen rassistischen Hintergrund.

Am Ende aber gestand ein Mitarbeiter, migriert aus Ghana, er habe seine Chefin mit einem Hammer erschlagen, angeblich in einem Streit über ausstehende Lohnzahlungen.

„Doch womöglich“, so die TAZ, „handelt es sich um einen klassischen Femizid: Der Täter gestand ebenfalls, er habe Agitu Gudeta erst niedergeschlagen und dann vergewaltigt.“

Am Waltherplatz in Bozen findet am Samstag um 17.00 Uhr ein Flashmob statt, mit dem an das Mordoper gedacht werden soll.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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