Du befindest dich hier: Home » Gesellschaft » Die Geschröpften

Die Geschröpften

Beim Massenscreening in Österreich war jeder dritte positive Antigentest falsch positiv. Franz Ploner geht davon aus, dass in Südtirol 1.500 Menschen zu Unrecht in Quarantäne mussten.

Von Matthias Kofler

Bei den seit Freitag laufenden Corona-Massentests in Österreich wurde erhoben, wie viele der positiven Schnelltests eine falsche Diagnose ergeben hatten. In der Hauptstadt Wien waren es demnach mehr als die Hälfte: An den ersten beiden Tagen war bei insgesamt 106 Antigentests eine Corona-Infektion diagnostiziert worden. Bei der darauffolgenden Überprüfung mittels PCR-Test stellte sich jedoch heraus, dass 61 davon negativ und nur 45 positiv waren. Die Positivrate bezogen auf die Gesamtzahl aller Testungen betrug insgesamt 0,2 Prozent, die Falsch-Positiv-Rate 0,14 Prozent. Im Bundesland Tirol war jeder dritte positive Antigentest falsch positiv. Nur 400 der 620 positiven Antigen-Testungen konnten mittels PCR-Test bestätigt werden. Insgesamt nahmen über 220.000 Menschen am Tiroler Massenscreening teil. Den geringsten Anteil von falsch Positiven gab es im Bundesland Vorarlberg: Dort entpuppten sich rund 15 Prozent der Antigentests, die am Wochenende bei der Massentestung ein positives Ergebnis erbracht hatten, bei der PCR-Nachtestung als falsch. Von zunächst 476 positiven Corona-Tests blieben 404 übrig, das entspricht einer Positivitätsrate von 0,38 Prozent.

Experten gehen davon aus, dass auch in Südtirol gut ein Drittel der positiven Antigentests falsch positiv waren.  In der Biostatistik gilt die Grundannahme: Je niedriger die Positivität (sprich die Trefferquote) bei einem Test, desto größer der Anteil der falsch Positiven. Die Sensitivität des in Südtirol verwendeten Antigentest liegt laut Herstellerangabe bei 96 Prozent, die Vortestwahrscheinlichkeit (Prävalenz von Corona-Infektionen) bei einem minimalen Wert von 1 Prozent, der errechnete positive prädikative Wert bei 70 Prozent. „Daraus ergibt sich, dass etwa 30 Prozent der insgesamt 3.600 positiven Fälle falsch positiv getestet wurden“, erklärte der Mediziner und Landtagsabgeordnete Franz Ploner bereits unmittelbar nach Beendigung des Massenscreenings. In Zahlen ausgedrückt sind das etwa 1.500 Personen, die bei den Massentests zwar positiv getestet wurden, in Wirklichkeit aber keine Corona-Infektion aufweisen.

Ploner fühlt sich durch die nun vorliegenden Ergebnisse aus Österreich bestätigt. „In ganz Österreich wurden die positiven Antigen-Schnelltests mit dem Bestätigungstest nachkontrolliert – deshalb die 30 Prozent falsch Positiven“, erläutert der ehemalige Primar am Krankenhaus  Sterzing. Nur diejenigen ÖsterreicherInnen, deren Ergebnis auch nach dem PCR-Test positiv war, wurden in die häusliche Isolation versetzt. In Südtirol gab es jedoch keine solchen Nachprüfungen. Ein Umstand, den Ploner nicht nachvollziehen kann: „Wenn man die positiven Antigentests nicht nachtestet, gehen die Personen in eine ungerechtfertigte Quarantäne mit allen damit verbundenen Problemen des Contract-Tracings“, übt der Team-K-Politiker Kritik an der Vorgehensweise der Landesregierung und des Sanitätsbetriebs.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (60)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen