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„Macht mich sehr traurig“

Silvia Lechner mit ihrem Bruder Armin

Die Pustererin Silvia Lechner, die ihren beeinträchtigen Bruder pflegt, berichtet über ihre schlechten Erfahrungen mit der Firma Tundo und blickt sorgenvoll in die Zukunft.

von Heinrich Schwarz

Nicht nur das Personal leidet unter dem Tundo-Schlamassel, sondern insbesondere auch die Familien, die auf den Fahr- und Begleitdienst für Menschen mit Beeinträchtigungen angewiesen sind.

„Bei uns hat der Dienst seit dem Ausschreibungs-Gewinn durch Tundo vor zwei Jahren nie wirklich geklappt. Diese ungute Situation, in der viele Familien sind, macht mich sehr traurig“, berichtet etwa die Pustererin Silvia Lechner.

Sie ist die Schwester eines schwerst beeinträchtigten jungen Mannes, der tagsüber in der Geschützten Werkstatt in Mühlen in Taufers betreut wird. „Dort bekommt mein Bruder die Hilfe, die er braucht und die ich ihm auch nicht bieten könnte. In der Geschützten Werkstatt kann er mit Menschen in ähnlichen Situationen zusammen sein. Und für uns auf unserem Bergbauernhof ist es eine enorme Entlastung“, so Silvia Lechner, die die Pflege ihres Bruders nach dem plötzlichen Tod der Mutter übernommen hat.

Nach der Übernahme des Fahr- und Begleitdienstes der Bezirksgemeinschaft Pustertal konnte die Firma Tundo nicht die vorgesehenen Allradfahrzeuge bereitstellen. „Gerade bei uns auf einem Bergbauernhof auf 1.400 Metern wäre dies aber unbedingt notwendig gewesen. Für die Fahrer war es eine enorme Herausforderung. Es hat lange gedauert, bis Allradfahrzeuge bereitgestellt wurden“, sagt Lechner.

Später habe es Probleme gegeben, weil ein Chauffeur aufgrund schlechter Reifen Angst hatte, auf der Bergstraße zu fahren. „Zuletzt hatten wir dann einen einheimischen Fahrer, der es wirklich gut gemacht hat und genauso wie die Begleitperson sehr freundlich war“, erzählt Silvia Lechner von ihren Erfahrungen.

Erst vor einigen Wochen habe sie erfahren, dass das Tundo-Personal seit Monaten keinen Lohn mehr erhält. „Auch fehlte es an Benzingeld und die Reifen waren stark abgenutzt. Unser Fahrer sagte, er fühle sich nicht wohl dabei, die Leute so zu transportieren. Doch die Fahrer sind den Kindern zuliebe sehr lange weitergefahren“, ist Silvia Lechner dankbar.

Ihr Bruder sei derzeit aufgrund der Corona-Situation daheim, aber weil viele Tundo-Mitarbeiter mittlerweile gekündigt haben, sorgt sich Lechner um die Zukunft: „Wir müssen arbeiten, um ein Einkommen zu haben, und haben auch nicht die Voraussetzungen, um unserem Bruder die Unterstützung zu bieten, die er braucht. Die Betreuung in der Geschützten Werkstatt hat immer super geklappt und wir wären auch froh, wenn mein Bruder wieder mit seinen Freunden zusammen sein kann.“

Besonders in Zeiten wie diesen sei es für pflegende Angehörige sehr schwer – „und die Vorstellung, dass diese ungute Situation weitergeht, ist wirklich schwer zu ertragen“, betont Silvia Lechner, die auf eine rasche Lösung hofft.

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