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Der Hilferuf

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Der Dachverband für Gesundheit und Soziales ist besorgt, weil viele sanitären Dienste  und Leistungen für Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankt sind, ausgesetzt wurden.

Im Dachverband für Soziales und Gesundheit ist man besorgt.

Der Grund:

Viele sanitären Dienste  und Leistungen für Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankt sind, wurden ausgesetzt.

In einem Offenen Brief hat sich der Dachverband nun an die Verantwortlichen im Gesundheitsbereich gewandt.

Der Tenor in dem Schreiben:

In der Covid-19 Pandemie scheinen alle anderen Formen der Gesundheitsversorgung zweitrangig zu werden. Patient/innen mit chronischen Krankheiten sind äußerst besorgt, weil wegen Covid-19 viele nötige Gesundheitsdiente ausgesetzt werden.

Visiten, Verschreibungen, Therapien und Anleitungen fehlen, wobei ohnehin schon große Verzögerungen aus dem ersten Lockdown abzuarbeiten wären, gibt der Dachverband jetzt zu bedenken.

Das ist der offene Brief:

Sehr geehrter Herr Landesrat, sehr geehrter Herr Generaldirektor,

in Vertretung der Organisationen von chronisch Kranken, die rund ein Viertel der Südtiroler Bevölkerung ausmachen, stellen wir fest, dass einzig die Einschränkung und Behandlung der Covid-19-lnfektionen im Fokus der öffentlichen Diskussionen stehen.

Seitens des Dachverbandes drücken wir unseren größten Respekt vor der außerordentlichen Anstrengung aller Mitarbeiter/innen der Gesundheitsdienste angesichts der enormen Herausforderungen durch das Zusammentreffen von Regelarbeit mit den Leistungen für Covid-19.

Gebannt vom Anstieg der positiven Testergebnisse und vom bedrohlichen Anstieg der Krankenhauseinlieferungen und dem damit verbundenen Organisationsaufwand ergibt sich der Eindruck, dass alle anderen Formen der Gesundheitsversorgung zweitrangig werden, wenngleich sie ebenso gefährliche und schmerzliche Krankheitsverläufe betreffen.

ln den Anweisungen an das gesamte Gesundheitspersonal des Sanitätsbetriebes werden zwar einige Vorgaben zur Regelung der ambulanten Dienste gemacht, allerdings werden diese mit wenigen Ausnahmen bis auf weiteres ausgesetzt..

Aus diesem Grund sind die betreffenden Patienten mit chronischen Krankheiten äußerst besorgt, dass Covid-19 für sie gravierende Folgen haben kann, ohne dass sie selbst daran erkranken. Denn es werden Visiten, Verschreibungen, Therapien und Anleitungen fehlen, wobei ohnehin schon große Verzögerungen aus dem ersten Lockdown noch abzuarbeiten wären.

Aus diesem Grund fordert der Dachverband dazu auf,

1. dass die Leistungen an chronisch Kranke jedenfalls derart gesichert bleiben, damit keine lebensgefährlichen Versäumnisse bei Visiten, Diagnose und Grundbehandlungen riskiert werden und auch alle Therapien und Anleitungen in jenem Ausmaß durchgeführt werden, dass nicht wiedergutmachende Verschlechterungen und vermeidbare Schmerzzustände verhindert werden können – dazu ist eine aktive Begleitung der Patienten auch per Telefon seitens des Gesundheitspersonals zu gewährleisten.

2. dass ein ständiger Dialog zum Krisenmanagement für das Gewährleisten der Gesundheitsdienste zu Covid-19 und aber aller anderen unverzichtbaren von Politik, Betrieb, Verwaltung in unmittelbarer Einbeziehung der Patientenvertretung organisiert und kontinuierlich gepflegt wird, etwa durch eine Task Force dieser vier Funktionen;

3. dass – auch in Absprache mit den Patientenorganisationen bzw. mit dem Dachverband als Netzwerk dieser Vereinigungen – unmittelbar Informationsarbeit aufgenommen wird, um Menschen als Klienten des Gesundheitswesens, aber ohne Covid-19-Infektion, transparent und deutlich über die Abwicklung und eventuellen Einschränkungen der Leistungen in der Notstandszeit aufzuklären. Nur so nämlich kann auch der enorme psychische Druck verringert werden, unter dem viele dieser Patienten angesichts der unsicheren Versorgung und Betreuung durch das Gesundheitswesen leiden.

Bislang gab es nur wenige Momente einer konsequenten und kontinuierlichen Einbeziehung der Patientenorganisationen in die Gestaltung des Gesundheitswesens. Dies widerspricht allerdings in jeder Hinsicht dem Prinzip des eigenverantwortlichen Umgangs mit Vorbeugung und Erkrankungen, der Anerkennung des bürgerlichen Engagements und der „Verbrauchernähe“, wie es auch öffentliche Betriebe zur Aufgabe haben.

Gerade die letzthin zwischen dem Landesrat und der Generaldirektion des Südtiroler Sanitätsbetriebs mit dem Dachverband eingeleiteten Bestrebungen zu einer vertieften Zusammenarbeit stehen mit Covid-19 auf dem Prüfstand. Es muss gelingen, gerade in Krisenzeiten wie diese mit Weitblick allen Adressaten des Gesundheitswesens in Südtirol weiterhin die nötigen Antworten geben zu können.“

 

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Kommentare (20)

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  • andreas

    Es ist beschämend, wie die Südtiroler Sanität und an der Spitze Widmann und Zerzer, von sozialen Verbänden gebettelt und an ihre Pflichten erinnert werden müssen.

    Diese Thematik gab es schon im Frühjahr und wenn es dort vielleicht noch damit erklärbar war, dass sie wie die gesamte Welt unvorbereitet waren, sollte jetzt im Herbst diese Ausrede nicht mehr gelten.

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