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Computer vom Land

Der Landtag hat am Donnerstag den Antrag der Grünen, einen Leihservice für den Fernunterricht einzurichten, behandelt.

Den Antrag haben die Grünen-Abgeordneten Brigitte Foppa, Hanspeter  Staffler und Riccardo Dello Sbarba eingereicht.

Es geht in dem Antrag darum die die Landesregierung beauftragen,

  • einen Leihservice für technische Basisausrüstung einzurichten, welche Schülerinnen und Schülern, die eine gewissen Zeit von zu Hause aus unterrichtet werden müssen, bei Bedarf zur Verfügung gestellt wird;
  •  diesen Dienst auch mit technischer Unterstützung seitens eines Service Desks zu begleiten, um den Familien bei den Schwierigkeiten der digitalen Welt zur Seite zu stehen.

“Während der Monate des Fernunterrichts stellte sich mangelhafte technische Ausrüstung als größte Herausforderung im Lernalltag heraus”, erklärte Brigitte Foppa (Grüne).

“Weil sie über das Smartphone ins Internet gehen, haben immer mehr Menschen keinen PC oder Laptop mehr zu Hause. Wir leben zwar in einer immer digitalisierteren und technischeren Welt, dies heißt jedoch nicht, dass alle Bürgerinnen und Bürger auch technisch für einen längeren Zeitraum von Arbeit bzw. Schule von Zuhause aus gerüstet sind. Viele Familien sind wegen der Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Zusätzliches technisches Material anzukaufen können sie sich gerade zum aktuellen Zeitpunkt nicht leisten. Aus diesem Grund wäre ein Leihservice die wohl effizienteste Methode. Um die Ausrüstung so gut wie möglich zu nutzen, kann an Rotation auf Bezirksebene gedacht werden. Ist die Quarantäne vorbei, wird das Material an andere Schülerinnen und Schüler weitergegeben. Ein paar Tablets und wenige Laptops pro Bezirk würden ausreichen, um einen reibungslosen Übergang von Schulalltag zu Homeschooling gewähren zu können.”

Familien seien auf Planbarkeit angewiesen, und diese sei in dieser Zeit abhandengekommen. Sie müssten eine logistische Großleistung absolvieren.

Alessandro Urzì (L’Alto Adige nel cuore – Fratelli d’Italia) kündigte Zustimmung an und wies darauf hin, dass nicht alle dieselben Möglichkeiten haben. Daher sollte der Verleih kostenlos sein. Ein paar Laptops würden aber nicht reichen. Ein weiterer Punkt sei zu berücksichtigen: Es werde bei vielen auch technische Unterstützung brauchen.

Hanspeter Staffler (Grüne) wies auf die Linux User Group in Bozen hin, die alte PCs aufrüste und weitergebe. Der Verein könne aber nicht wissen, wer wirklich bedürftig sei, daher bräuchte es eine Zusammenarbeit mit diesem Verein. Die Unternehmen müssten auf die Initiative aufmerksam gemacht werden, damit sie ihre alten Geräte abgeben.

Ulli Mair (Freiheitliche) kündigte Zustimmung an. In der ersten Welle seien ESF-Gelder für die technische Ausrüstung der Schulen versprochen worden. Es wäre sinnvoll, wenn die Schulen direkt diese Gelder (15.000 €) nutzen würden, um die Geräte dann an die Schüler zu verleihen. Viele Eltern seien von den Schulen auf die Möglichkeit eines Beitrags für technische Ausrüstung hingewiesen worden.
Das Thema sei brandaktuell, meinte Myriam Atz Tammerle (Süd-Tiroler Freiheit). Viele Familien hätten jetzt plötzlichen Technikbedarf, in manchen reiche ein Gerät nicht aus. Viele Schuldirektionen hätten die Familien zwar darauf hingewiesen, aber den Bedarf nicht ans Schulamt weitergeleitet. Viele Familien würden auch technische Unterstützung brauchen. Auf jeden Fall müsse es jetzt schnell gehen.

Der Druck sei groß, meinte Alex Ploner (Team K), und das Land habe im Frühjahr auch schnell reagiert und hunderte Computer angekauft, um sie zu verleihen. Er fragte, wie es mit der technischen Unterstützung der Schulen aussehe und ob die alten PCs der technischen Schulen, die immer auf dem neuesten Stand sein müssten, weitergegeben werden könnten.

Diego Nicolini (5 Sterne Bewegung) unterstützte den Antrag und rief die Landesregierung auf, das Open-Source-Projekt FUSS weiter zu betreiben. Er wies auch auf den neuen staatlichen Tablet-Bonus von 500 Euro hin.

Riccardo Dello Sbarba (Grüne) stellte klar, dass im Antrag ein kostenloser Verleih gemeint sei. Die Corona-Krise verschärfe die Ungleichheiten, und der Digital Divide mache sich bemerkbar. Neben der Ausrüstung sei auch die technische Unterstützung nötig.

Andreas Leiter Reber (Freiheitliche) berichtete von privaten Initiativen zur Sammlung und Weitergabe von Laptops und kündigte die volle Unterstützung für den Antrag an.

LR Philipp Achammer schickte voraus, dass er das Anliegen des Antrags unterstütze. Fernunterricht sei immer ein Problem, weil er Unzulänglichkeiten verstärke. Im Frühjahr habe man festgestellt, dass viele Familien nicht dafür gerüstet seien. Man habe daher Notebooks und Tablets angekauft und verteilt, was nicht leicht war, denn der Ansturm im Handel sei groß gewesen. Es sei auch eine immense Herausforderung gewesen, die Familien bei der Anwendung zu unterstützen; dazu sei auch eine Hotline für technische Probleme eingerichtet worden. Für Leute mit technischen und auch sprachlichen Problemen sei auch das schwierig. Auch manche Lehrpersonen hätten einen gewaltigen Sprung machen müssen. In den Schulsprengeln gebe es EDV-Techniker, die die Schulen unterstützten.

Nun plane man eine Großinvestition über den Recovery Fund, um die Schulen digital aufzurüsten. Beiträge des Landes in diesem Bereich gebe es nicht, man könne aber den Bücherscheck auch für solches verwenden. Was der Antrag fordere, sei bereits am Laufen.

LR Giuliano Vettorato betonte, dass das Hauptziel darin bestehe, den Präsenzunterricht so bald wie möglich wieder einzuführen. Die Schulen hätten sich am europäischen Finanzierungsprojekt beteiligt, das 13.000 Euro pro Schule vorsehe, und damit digitale Ausrüstung eingekauft. Bedürftigen Familien habe man kostenlos die PCs der Labors zur Verfügung gestellt. Für die Zukunft werde man den Recovery Fund nutzen, um die Schulen digital auszurüsten. Was die technische Unterstützung betreffe, so gebe es Unterschiede. In der italienischen Schule laufe immer noch das System FUSS. Für die Familien, die proprietäre Systeme gewohnt waren, war das ein Problem, ebenso für viele Lehrer. Vom Ministerium wiederum seien PCs mit proprietären Systemen geliefert worden. Der Antrag sei vernünftig, aber einige Punkte wären zu überarbeiten.

In den ladinischen Tälern hätten Schulen und Gemeinden zusammengearbeitet, um die nötige Ausrüstung zu bieten, berichtete LR Daniel Alfreider. Es sei aber noch viel zu tun, bei Ausrüstung und Schulung.

Brigitte Foppa ging auf das Angebot von LR Vettorato ein, den Antrag zu überarbeiten und bat um Aussetzung des Antrags, der allerdings noch innerhalb der Oppositionszeit drankommen sollte.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • andreas

    Ich glaubs nicht.

    Jetzt hatte das Wunderkind Achammer den ganzen Sommer über Zeit, sich eine Lösung auszudenken und nun muss die Opposition einen Antrag stellen, um für diesen Montag Computer zu organisieren.

    Ein Vorschlag wäre, dass die Landtagsabgeordneten mal ihre vom Steuerzahler bezahlten IPads rausrücken und Schülern geben.
    Einerseits wäre es ein gutes Werk, andererseits würden sie bei Sitzungen nicht auf dem Stuhl rumlümmeln und sich nur mit dem IPad beschäftigen.

    Wenn man bei Landessitzungen zusieht, würde ich eigentlich Smartphones und Pads generell verbieten, diszipliniert sieht jedenfalls anders aus.
    Einer liest die Zeitung, ein anderer schwätzt mit dem Nachbar und der Rest tippt auf SP und Pad rum.

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