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„Warum ich mich wehre“

Kurt Hafner, Obst- und Gemüsebauer aus Terlan, erklärt, warum er sich juristisch gegen die Beschlagnahme von Rechnungen im Pestizid-Verfahren stellt. Und warum er den Generalverdacht gegen die Südtiroler Obstwirtschaft für absurd hält.

Von Thomas Vikoler

Das Freiheitsgericht unter Vorsitz von Stefan Tappeiner wird seine Entscheidung am kommenden Montag bekanntgeben. Da wird Kurt Hafner erfahren, ob er den Stoß Rechnungen, welche die Carabinieri-Sondereinheit NAS auf seinem Heinrichhof in Terlan am 2. Oktober beschlagnahmten, zurückerhält oder nicht.

Er hat über die Anwälte Michael Grüner, Oskar Plörer und Carlo Bertacchi Beschwerde gegen die Maßnahme im Rahmen des Pestizidverfahrens eingelegt. Auf den ersten Blick ein Widerspruch, denn Hafner sieht sich als Geschädigter im Verleumdungsverfahren gegen den Autor Alexander Schiebel und den Umweltaktivsten Karl Bär. Deren Verteidiger Nicola Canestrini kritisierte auf der Verhandlung des Freiheitsgerichts am Mittwoch, dass Landesrat Arnold Schuler und die großen Obstgenossenschaften Landwirte in das Verfahren hineingezogen hätten, und diese nun wie Verbrecher behandelt würden.

Der Heinrichbauer aus Terlan widerspricht entschieden: „Mich hat niemand gezwungen, die Klage zu unterschreiben. Ich habe mich selbst gemeldet und zwar deshalb, weil ich die Aussagen der beiden Herren für verleumderisch halte“.

Und warum stellt sich Hafner juristisch gegen die Beschlagnahme? Hat er etwas zu verbergen? „Nein, das sicher nicht“, antwortet der Bauer, „ich will aber vermeiden, dass hier Dinge durcheinandergebracht werden: Da wird ein Element von mehreren herausgefischt und da kann sich nur ein verzerrtes Bild der Realität daraus ergeben. Deshalb wehre ich mich“.

Hafner erklärt seine Situation: Er bewirtschaftet vier Hektar Apfelanbau, dazu Flächen mit Steinobst und zwei Hektar Gemüsefelder (u.a. Spargeln). Die gekauften Pflanzenschutzmittel, die in den beschlagnahmten Rechnungen aufscheinen, bezögen sich auf all diese Tätigkeitsgebiete. Einige der Spritzmittel seien für den Obstbau zugelassen, andere für den Gemüseanbau. Im Sommer bei ihm beschlagnahmt hatte die Staatsanwaltschaft – so wie bei den übrigen 1.300 Klägern – aber allein das Betriebsheft für den Obstanbau.

„Ich führe auch ein Register für den Pflanzenschutz-Einsatz im Gemüseanbau, weitere über die Ausbringung von Düngern und Lagerbestände. Man sollte, wennschon, all diese Bereiche untersuchen, um ein komplettes Bild zu haben“, betont Hafner. Ähnlich die Position des zweiten Terlaner Bauern, der sich gegen die Rechnungsbeschlagnahme gestellt hat, und der ebenfalls nicht allein im Obstbau tätig ist.

Die Staatsanwaltschaft will offenbar, auf Antrag der Verteidigung, mit einem Abgleich der beschlagnahmten Spritzhefte und Rechnungen, einen etwaigen Pestizidmissbrauch auf die Spur kommen.

Kurt Hafner sagt, er habe diesbezüglich nichts zu befürchten. Und er macht das, was Bauerbund-Obmann Leo Tiefenthaler und die Bosse der großen Obstgenossenschaft im Pestizidstreit bisher nicht getan haben: Nämlich Aufklärung zu den Vorwürfen von Schiebel und Bär.

„Ein Pestizidmissbrauch ist im integrierten Obstbau in Südtirol nahezu ausgeschlossen, die pauschalen Vorwürfe sind absurd“, betont der Bauer aus Terlan, „wir müssen über alles Buch führen, die Betriebshefte sind inzwischen online. Es gibt eine Rückstandskontrolle an den Blättern der Bäume und an den angelieferten Äpfeln durch vier verschiedene Zertifizierungsinstanzen: Agrios, GGA, Globalgap und die großen Einkäufer wie Aldi oder Lidl, deren Standards wesentlich strenger sind als die gesetzlichen Vorgaben.“

Und Hafner versichert, die Vorgaben des integrierten Anbaus einzuhalten. Nämlich chemisch-synthetische Mittel erst dann einzusetzen, wenn natürliche Schädlingsbekämpfung nicht wirkt. Und dies auch zu dokumentieren.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (23)

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  • andreas

    Der Österreicher und der Deutsche sind reine Populisten, welche Spendengelder brauchen oder Bücher verkaufen wollen.
    Die haben weder Interesse an einer fairen Berichterstattung, noch ein „Problem“ zu lösen, da dann ihre Geschäftsgrundlage wegfallen würde.
    Die Typen haben ganzseitige Anzeigen in italienischen Tageszeitungen geschalten, um Südtirol zu diffamieren und zusätzlich eine Künast eingespannt, deren Meinung schon in Deutschland niemand wirklich interessiert, die italienische Justiz in Frage zu stellen.
    Kein normaler Politiker maßt sich üblicherweise an, die Rechtssprechung befreundeter Länder in dieser Form zu kritisieren.

    • leser

      Anderle
      Sieh es von dieser warte, die verantwortlichen Politiker in ihrer Selbstgefälligkeit haben sich zur Sicherheit ein paar folgsame Bauern vor ihren Karren gespannt, damit sie bei eventuellen Problemen wieder aus dem Schneider sind
      Übrigens, Süd-Tiroler Bauer exportiert 80% seiner Äpfel ins Ausland und werden von denen gegessen, von daher ist es doch klar dass missbrauch auch von deren Ländern kritisiert und beanstandet werden kann
      Worin liegt dein Rechtsempfinden?
      Schliesslich Fliesen jährlich Millionen an Zuwendungen in dieses geschäftsfeld

    • george

      Schon wieder diese Einseitigkeit in der Darstellung der Sachverhalte! du meinst wohl, dass die Berichterstattung der Bauern, welche eine Eingabe gegen die Beschlagnahme bei Gericht getätigt haben, ist objektiv und zeigt den wirklichen Inhalt auf? Schon allein die Aussage, dass die Betriebshefte inzwischen online sind, ist reine Verwirrungstaktik. Wenn sie das wären, wozu müssen sie dann direkt beim Bauer beschlagnahmt werden? Und wr sagt, dass das online gestellte Heft alles beinhaltet, was eingekauft und benutzt wird?
      Da sind wohl beide Seite zu untersuchen und nicht nur einseitig Beschwerde zu führen, ‚andreas‘. Aber diese Schwarz-Weißmalerei ist für viele halt leichter nach außen zu bringen als ordentlich recherchierte Fakten und langwierige Analysen.

      • george

        Dieser Kommentar bezieht sich auf ‚andreas‘.

      • meintag

        Der Landwirt hat unter Anderem Äpfel und Spargel in seinem Anbau. Habe Solches gesehen dass Äpfel und Spargel in Terlan nebeneinander angebaut werden. Jede Wiese oder Acker muss getrennt im Spritzheft angeben sein. Wenn nun innerhalb erwähnter einzelner Gründe verschiedenen Obst oder Gemüsesorten angebaut werden muss die logische Folge sein dass Abdrift von dem einen Mittel auf die Frucht des Anderen kommt welche aber nicht sein darf.
        Soll mir ein Landwirt erklären dass es kein Problem ist wenn Solches bewusst stattfindet und zwar nach Bauern Logik kein Problem zu sein scheint, aber in den Aufzeichnungen nicht sein darf da es dort das Eine mit dem Anderen schlecht vermittelbar ist.

  • bernhart

    Herr Hafner, sie haben endlich den Mut, sich gegen diese Ausländischen Hetzer und Populisten zu wehren.
    Ihre Aussagen kann ich nur unterstreichen.
    Dank den Malser Weg und die schlechte einseitige Berichterstatter dieser Populisten ist Südtirol in ein schlechtes Bild gerückt. Die mit verantwortlchen vom Malserweg wie ex BM Veith der Pillendreher von Mals und der Viehdoktr haben auch einiges dazu beigetragen, sie haben diese Populisten nach Südtirol geholt und sie unterstützt mit Falschaussagen und Spenden.
    Herr Hafner lassen sie sich nicht unterkriegen.

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