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Vitamine gegen das Virus

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Helfen Vitamine tatsächlich gegen Corona? Wie stärkt man das Immunsystem? Geschätzt ein Drittel der Menschen nehmen Nahrungsergänzungsmittel, obwohl das gar nicht sinnvoll oder nötig ist. Manchmal ist es sogar gefährlich.  

von Silke Hinterwaldner

„Die Maske ist schädlich. Was wirklich gegen Corona hilft, ist die Stärkung des Immunsystems, etwa durch Vitamin C, Vitamin D und Zink.“ Dieser Kommentar auf Facebook zeigt in aller Kürze, welche Irrlehren an Boden gewinnen. In der Folge lassen sich immer mehr Menschen dazu hinreißen, über Nahrungsergänzungsmittel etwa Vitamine und Mineralstoffe aufzunehmen, weil sie glauben, sich damit gegen das Coronavirus schützen zu können.

Eines vorweg: Dass der Mund-Nasen-Schutz dem menschlichen Körper keinen nennenswerten Schaden zufügt, hat vor wenigen Tagen such das Südtiroler Labor für Luftanalysen erklärt. Und wer sein Immunsystem mit gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und viel Bewegung stärkt, macht sicherlich auch nichts falsch.

Problematisch wird es erst, sobald dem Körper Substanzen zugeführt werden, die er in dieser Menge nicht über die Nahrung aufnehmen könnte. Hatte der Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln bereits vor Corona für lukrative Geschäfte gesorgt, so scheint die Nachfrage jetzt enorm zu steigen. Sehr zur Freude der Anbieter.

„Es wird sehr viel abseits der Apotheken gehandelt und gekauft, auch online scheint der Markt mittlerweile gar nicht mehr kontrollierbar.“ Silke Raffeiner ist Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale mit einer klaren Ansage: „Für Vitamine und Mineralstoffe gibt es nur einen sehr kleinen Bereich, der gesundheitsförderlich ist. Wer zu viel von bestimmten Verbindungen aufnimmt, kann seinem Körper Schaden zufügen.“ Ganz abgesehen davon, dass wissenschaftlich längst nicht bewiesen ist, ob es tatsächlich etwas gibt, das Coronaviren abwehren kann. Aber obwohl es in der EU untersagt ist mit derlei verlockenden Botschaften Werbung für seine Produkte zu machen, gibt es vor allem online schier unbegrenzte Möglichkeiten, um Nahrungsergänzungsmittel zu vermarkten. Dabei hilft auch eine wachsende Zahl an Menschen, die mittlerweile den Quacksalbern lieber Gehör schenkt als arrivierten Wissenschaftlern. Gefährlich wird dies dann, wenn der eigene Körper Stoffe nicht mehr ausscheiden kann, was etwa bei fettlöslichen Vitaminen D, K oder A der Fall ist, wenn man glaubt mit der Einnahme von Brausetabletten tatsächlich ein Schutzschild gegen Coronaviren aufzubauen oder wenn man so viel Geld in verschiedenste Heilmittel zweifelhafter Herkunft steckt, dass es für echte Lebensmittel nicht mehr reicht. Unbestritten ist: Das Geschäft mit Tabletten, Pülverchen oder Kügelchen, die Vitamine oder Mineralstoffe enthalten, ist zu einem riesigen Business geworden.

Das Geschäft birgt auch Gefahren für die Verbraucher. „Man kann sehr schnell in den Bereich der Überdosierung kommen“, sagt Silke Raffeiner, „weil man glaubt, je mehr desto besser.“ Aufpassen sollte man auf jeden Fall bei fettlöslichen Vitaminen: A, D, E und K. Diese werden in der Leber gespeichert, ein Zuviel hat gesundheitliche Folgen. Im Gegensatz dazu werden wasserlösliche Vitamine, die nicht benötigt werden einfach wieder ausgeschieden. Aber auch hier können Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden. Vor allem Sportler nehmen gern Magnesium, um Krämpfen vorzubeugen. Dabei kann ein Zuviel zu schweren Magen-Darm-Symptomen führen. Beliebt sind auch Antioxidantien wie Beta-Carotin. „Davon“, sagt die Ernährungsberaterin, „wird mittlerweile generell abgeraten. In hoher Dosierung können sie das Risiko von Lungenkrebs erhöhen.“

Um es so einfach wie möglich auszudrücken: Die meisten Menschen benötigen keine Nahrungsergänzungsmittel. Durch ausgewogene Ernährung kann man den Bedarf an Nährstoffen gut decken. Ausnahmen gibt es freilich immer, etwa in Schwangerschaft und Stillzeit, im Alter oder bei Unverträglichkeiten. Grundsätzlich sollte man auf den Rat des Arztes hören.

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