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Und jetzt?

Leere Kinos

Wie’s weitergeht wissen auch die Kinos nicht. Die Geschäftsführenden von Filmclub und Cineplexx über ihre Sorgen.

von Renate Mumelter

„Die Leute wollten kommen“, sagt Marlene Sebastiani vom Cineplexx. „Die Leute hätten wieder angesprochen“, bestätigt der Geschäftsführer des Filmclubs, Oswald Lang.  „Wir hatten von Anfang März bis 26. August geschlossen, und jetzt ist schon wieder zu. Ein brutaler Schlag“, sagt Marlene Sebastiani, „vor allem auch, weil für uns das Weihnachtsgeschäft wegfallen wird, und weil der Winter immer die beste Kinozeit ist“. Trotz trüber Aussichten, ist Marlene Sebastiani noch nicht entmutigt. Dass online-Angebote das Kino längerfristig ersetzen können, glaubt sie nicht. „Wir müssen schauen, diese Durststrecke weiter zu überwinden“, sagt sie. 

Sobald wir aufmachen können, sind wir da

Im Cineplexx sind die Festangestellten wieder im Lohnausgleich, jene, die auf Abruf arbeiteten, haben keinen Nebenjob mehr. Das gilt auch für den Filmclub. Dort hat man sich streckenweise selbst ausgeholfen, indem die Festangestellten ihren Urlaub in der Zeit der Schließung aufgebraucht haben, berichtet Oswald Lang. Dann gab es Lohnausgleich. Bis zu dessen Auszahlung streckte der Filmclub die Gelder vor. Jetzt geht’s wohl wieder in den unfreiwilligen Urlaub. 

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich so schnell etwas ändern wird“, sagt Sebastiani. „Sobald wir aufmachen können, sind wir aber wieder da“. Auch der Filmclub plant, sein Programm am 26. November wieder aufzunehmen. Vorerst. „Auch wenn es dann so sein dürfte, das das Kinopublikum noch stärker verunsichert ist“, sagt Lang.

Der Filmclub ist auch und vor allem ein Kulturverein, der sich zum Ziel gesetzt hat, Kinokultur zu fördern. Das geht nur mit Kulturgeldern. Ein Drittel bekommt der Filmclub von der öffentlichen Hand, zwei Drittel finanziert er aus Eigenmitteln. Die kommen von den Eintrittskarten, von Kooperationen mit anderen Vereinen aber auch über Werbung und Sponsorengelder. „Auch das großzügige Entgegenkommen der Vermieter und Pächter war in der Zeit der Schließung eine große Hilfe“, sagt Lang. 

Ziehen sich Sponsoren zurück?

Oswald Lang erzählt, dass es in durchschnittlichen Kinojahren zwischen 75.000 und 80.000 Kinobesuche gegeben hat, „heuer werden es bis Dezember höchstens 30.000“. 

Die große Frage sei jetzt, was Sponsoren machen, „wenn die Gegenleistung nicht mehr im vollen Ausmaß erbracht werden kann.“ Einige haben sich bereits verabschiedet. Unsicher ist sich der Verein auch bei jenen öffentlichen Beiträgen, die an Projekte, nicht an die ordentliche Tätigkeit gebunden sind sondern. Wieviel Kulanz ist möglich, wie werden Geldgebende damit umgehen, dass Projekte gar nicht oder nur ,zum Teil durchgeführt werden? Das Bozner Filmfestival zum Beispiel.  

Bolzano Filmfestival Bozen. Demnächst

Das größte Projekt des Filmclubs ist das Bozner Filmfestival.  „Es war bereits im April schlüsselfertig vorbereitet“, erzählt Lang, „dann wurde es auf Mitte November verschoben, und jetzt sieht es wieder schlecht aus“. Die Vorarbeiten wurden geleistet, die nötigen Ausgaben erbracht. Seit Mittwoch steht fest, was noch stattfinden kann. Einer der Sponsoren hat, wie angedeutet, erstmal das Weite gesucht.

Einer der Höhepunkte steht online rund um den 18. November auf dem Programm. Zu sehen gibt es den hoch interessanten und berührenden Film „Der Taucher“ von Günter Schwaiger, ein Spielfilm, der fühlbar macht, was miterlebte Gewalt bedeutet. Am 18. November werden dann Fachleute im FilmTalk „Miterlebte Gewalt“ auf das Thema und auf die Situation in Südtirol eingehen. Das Gespräch wird vom Netzwerk Gewaltprävention organisiert. Nächste Woche mehr dazu.

„Der Taucher“ Günter Schwaiger (Foto: Robert Staudinger)

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